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Augsburg: Immobilientage: Freier Eintritt weckt Interesse an teuren Häusern

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Immobilientage: Freier Eintritt weckt Interesse an teuren Häusern

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    Schon kurz nach der Eröffnung am Freitagvormittag war der Andrang groß bei den Immobilientagen in Augsburg.
    Schon kurz nach der Eröffnung am Freitagvormittag war der Andrang groß bei den Immobilientagen in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wohnen wird immer teurer. Wer eine Immobilie erwerben will, muss tief in die Tasche greifen. Der Preisanstieg bei den Mieten ist ebenfalls massiv. Da muss es überraschen, dass bei einer Immobilienmesse in Augsburg, die zudem das Handwerk einbezieht, kein Eintritt verlangt wird. Für den Veranstalter ist dies ein ganz zentraler Aspekt der Großveranstaltung.

    Immobilientage in Augsburg: 30.000 Besucher werden erwartet

    Die Resonanz ist entsprechend groß. Bis zu 30.000 Besucher werden bei den Immobilientagen und der Baumesse „Bau im Lot“ erwartet, die noch bis Sonntag im Augsburger Messezentrum dauern. Bereits am Eröffnungstag war der Andrang groß. Neben dem Angebot der Aussteller stoßen viele Fachvorträge auf Interesse.

    Wie bleibt Wohnen bezahlbar? Das sagen die Parteien

    CSU:

    Wir sind eine Stadt im Aufbruch, aber nicht alle haben Anteil an der Entwicklung. Für uns gilt: Alle Bevölkerungs- und Einkommensschichten sollen ein angemessenes Wohnangebot vorfinden. Das Ziel muss sein, hohe Wohnqualität zu gewährleisten, Defizite zu beseitigen und bei Neuplanungen auch mutig zu sein, Stichwort „höher bauen“. Dazu gehört, dass unterschiedliche Milieus und Altersgruppen neue Wohnformen bevorzugen. Genossenschaftliches bzw. gemeinschaftliches Wohnen, Bauherrengemeinschaften werden unterstützt. Sozialer Wohnungsbau wird nicht nur von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft geleistet, sondern von Investoren eingefordert.

    SPD:

    Es braucht eine Quote für geförderten Wohnungsbau bei Neubauvorhaben, wie die von der SPD durchgesetzten 30 Prozent. Bei weiterem Zuzug ist diese Quote zu erhöhen. Die soziale Bodennutzung muss umgesetzt werden. Denn der freie Markt baut aktuell zu wenig bezahlbare Wohnungen! Für bestimmte Stadtteile braucht es eine Erhaltungssatzung, damit es aufgrund von Luxussanierungen nicht zur Verdrängung kommt, und es braucht eine Zweckentfremdungssatzung in bestimmten Vierteln, damit Wohnungen nicht leer stehen. Nötig ist eine zeitgemäße Regelung zur Nachverdichtung, damit bei knappem Bauland zusätzlicher Wohnraum entstehen kann.

    Die Grünen:

    Bezahlbares Wohnen ist für das gute Leben in unserer Stadt unverzichtbar. Das erreichen wir mit politischen Maßnahmen, die kompliziert klingen, aber wirksam sind: mit mindestens 40 Prozent geförderten Wohnungen, mit dem Standard zum klimagerechten Bauen, der Förderung von Genossenschaften, einer Zweckentfremdungs- und Erhaltungssatzung, der Vergabe von städtischen Grundstücken in Erbpacht und mit städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen. Wir wollen eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik. Weil das Dach über dem Kopf ein wertvolles Gut ist, darf es nicht allein den Kräften des Marktes überlassen werden.

    AfD:

    Es muss ein größeres Angebot geschaffen werden. Von städtischer Seite sehen wir eine Erleichterung der Baugenehmigungsverfahren als Lösung. Da jedoch Bauflächen begrenzt sind, muss man auch auf Nachverdichtung setzen. Ein weiteres Problem ist, dass wir zu einer Schlafstadt für München geworden sind. Dies ist ohne neue Bauflächen schwer zu lösen, daher sehen wir es als richtigen Ansatz, Wohnungen in städtischer Hand vergünstigt an Augsburger zu vergeben, die auch ihren Arbeitsplatz in Augsburg haben. So würde man Augsburger Firmen einen Wettbewerbsvorteil bei den Fachkräften verschaffen und gleichzeitig Augsburgern das Pendeln ersparen.

    Pro Augsburg:

    Wichtig ist zuallererst, dass genügend Wohnraum verfügbar ist. Denn Knappheit sorgt bei steigender Nachfrage automatisch für höhere Preise. Deshalb ist es wichtig, ausreichend neue Flächen auszuweisen. Erst dann könnte man sich die Frage nach einer Preisbindung stellen. Unsere Immobilienexperten bestätigen aber, dass der eingeführte Mietspiegel zu keiner Verbesserung der Situation geführt hat, da der Neubau für Vermietungszwecke eher gehemmt wurde. Wir stehen für innovative Konzepte, um schnell und unbürokratisch neuen Wohnraum zu schaffen – man könnte z. B. bestehende Supermärkte aufstocken und dort Wohnungen bauen.

    Freie Wähler:

    Wichtig ist vor allem, dass unsere Wirtschaftsreferentin Eva Weber nicht wie in der Vergangenheit auf die Idee kommt, in München mit günstigem Wohnraum in Augsburg zu werben. Wir Freien Wähler fordern eine Quote für den sozialen Wohnungsbau von 35 Prozent – und sogar 100 Prozent für die WBG. Gleichzeitig müssen aus unserer Sicht auch die Kirchen in die Pflicht genommen werden. Das katholische Ulrichswerk baut beispielsweise schon viel, dieses Engagement ist aber ausbaufähig. Wer so viel Kirchensteuer wie nie zuvor einnimmt, sollte keine Supermärkte für Edeka errichten, wie es gerade in der Stettenstraße der Fall ist, sondern Wohnraum für Familien.

    Die Linke:

    Bei den Mietsteigerungen liegt Augsburg bundesweit mit an der Spitze. Der Bestand an Sozialwohnungen sinkt seit 20 Jahren. Wir brauchen 20 000 zusätzliche bezahlbare Wohnungen mit einer Nettokaltmiete von fünf Euro pro Quadratmeter. Kapitalanleger schaffen keinen bezahlbaren Wohnraum, sie investieren nur aus Profitinteresse. Daher muss die Stadt bezahlbaren Wohnraum erwerben, Wohnungen umwidmen und selbst bauen. Für private Bauträger muss gelten: Mindestens 50 Prozent des Bauvolumens muss verbilligter Wohnraum und sozialer Wohnraum sein – die Stadt Wien macht es vor.

    ÖDP:

    Brachliegende Industrieflächen müssen zügig in Wohnflächen umgewandelt werden. Aber auch ebenerdige riesige Parkplatzflächen können überbaut werden. Letztlich muss durch Rückbau von Straßen und das Angebot von Quartiersgaragen der bisher für den motorisierten Verkehr verschwendete Platz für Wohnbau genutzt werden. Auch die üblichen Flachbauten der Supermärkte müssen künftig überbaut werden. Hierfür bedarf es an der ein oder anderen Stelle eine Überarbeitung der Bauleitplanung. Generell müssen wir eher in die Höhe als in die Breite bauen. Und die städtische Wohnungsbaugesellschaft braucht auch mehr Geld aus dem städtischen Haushalt.

    Polit WG/DiB:

    Die Stadt muss selbst Wohnungen bauen und kaufen. Es müssen so viele Wohnungen wie möglich dem freien Markt entzogen werden, um die Mieten zu senken. Wohnbaugenossenschaften und die eigene WBG stärker unterstützen. Es bedarf einer sozialen Bodenpolitik, statt Investoren das Feld zu überlassen. Das Vorkaufsrecht der Kommunen konsequent anwenden (zum Beispiel Ledvance). Förderung von gemeinschaftlichem Wohnen, Konzeptvergabe statt Höchstgebotvergabe. Die Wiedereinführung des sozialen Wohnungsbaus ist dringend nötig und die Sozialbindung muss unbegrenzt gelten! Augsburg darf kein „Greater Munich“ werden.

    FDP:

    Wenn in einer Stadt, die um 40 000 Einwohner wachsen wird, jedes Jahr nur 60 Prozent der benötigten Wohnungen fertig werden, steigen Mieten und Kaufpreise. Damit mehr gebaut werden kann, müssen wir Hürden beseitigen, die Verwaltung digitalisieren und Genehmigungsverfahren beschleunigen. Günstiger Wohnraum entsteht, wenn Wohnungsbaugesellschaften und Privateigentümer Häuser ausbauen und aufstocken dürfen. Veraltete Bebauungspläne, die das verbieten, wollen wir überarbeiten. In die Bauplanung müssen Bedürfnisse selbstnutzender Bauherren einfließen. Ein Leerstandsmanager soll ungenutzten Wohnraum vermitteln.

    Augsburg in Bürgerhand:

    Grund und Boden müssen in kommunale Hand. Deren Erwerb darf nicht mehr privaten Anlegern überlassen werden. Die Flächen können über Erbpachtregelungen an Bauträger übertragen werden. Die Stadt kann mit Vorgaben Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen und bezahlbaren Wohnraum schaffen. In der Vergangenheit ist unter allen Stadtregierungen der Bestand an Sozialwohnungen zurückgegangen. Jetzt muss ein Ausbau des sozialen Wohnungsbaus erfolgen. Diese Aufgabe muss der WBG übertragen werden, die nicht veräußert werden darf. Mit einer Allianz gegen Immobilienspekulation errichten wir einen Wall gegen Finanzspekulanten.

    Die Partei:

    Wir müssen den in München Beschäftigten einfach immer wieder sagen, wie schön doch München ist, um sie vom Zuzug nach Augsburg abzuhalten. Unsere exorbitant steigenden Immobilienpreise sind scheinbar noch nicht Hürde genug.

    GenerationAux:

    Die Förderung und den Ausbau von innovativen Konzepten zu gemeinschaftlichem Wohnen sehen wir als zentralen Baustein, um Wohnen bezahlbar zu gestalten. Hierzu bedarf es unter anderem einer Beratungsstelle für gemeinschaftliches Bauen. Wir möchten bei Neubauten den Ausbau von Gemeinschaftsräumen fördern, um individuellen Wohnraumbedarf zu verringern, und wollen hierfür zukünftig eine Quote in Bebauungsplänen aufnehmen. Ein weiterer Baustein zur Senkung von Baukosten ist es, die Stellplatzquote in Wohngebieten fast zu halbieren. Dies geht einher mit neuen Mobilitätskonzepten für Fahrradverkehr oder ÖPNV.

    V-Partei3:

    Wir müssen uns der Realität stellen, dass politische Versprechen von „bezahlbarem Wohnraum in Augsburg“ meist nur falsche Lippenbekenntnisse, leere Worthülsen oder gar Hohn sind. Das liegt u. a. daran, dass in den letzten 10-15 Jahren auf den verfügbaren und nun bebauten Flächen versäumt wurde, statt hochpreisiger Neubauten renditeinteressierter Investoren auf den sozialen Wohnungsbau zu setzen. Die Spielräume und Möglichkeiten sind nun derart begrenzt, dass die aktuellen Versprechen anderer Parteien kaum Wirkung erzielen können. Trotzdem ist wo möglich und ökologisch vertretbar, den sozialen Wohnungsbau über die WBG anzustreben.

    WSA:

    Die Stadtregierung hat es schlichtweg versäumt, rechtzeitig ausreichend zu bauen. Dies, sowie die Erhöhung der Grundsteuer und die Einführung des Mietspiegels, haben dazu geführt, dass es kaum mehr bezahlbaren Wohnraum gibt. Neben der Abschaffung des Mietspiegels sowie Senkung der Grundsteuer auf das Durchschnittsniveau vergleichbarer Städte kann die Lösung nur lauten: Bauen, bauen, bauen … Das Angebot muss der Nachfrage angepasst werden – dazu gehört auch eine größtmögliche Unterstützung von Investoren sowie eine verstärkte Nachverdichtung bestehenden Wohnraums. Nur so kann man die Preisexplosion wirklich nachhaltig eindämmen.

    Veranstaltet werden die Immobilientage von Bernd Böhme. Man wolle mit dem freien Eintritt möglichst viele Besucher ansprechen, sagt er. Dies sei im Sinn der Aussteller. Diese sorgten mit Standgebühren dafür, dass sich die Messe finanziell trägt. Böhme berichtet, dass viele Besucher zweimal die Veranstaltung ansteuerten: „Man kommt am Freitag, holt sich Prospekte, um womöglich bereits am Wochenende Konkretes zu vereinbaren.“ Dass dabei eine Immobilie gekauft wird, ist eher unwahrscheinlich. Bei den Immobilientagen sind jedoch auch viele Handwerksbetriebe vertreten.

    Baumesse „Bau im Lot“ findet parallel in Augsburg statt

    In der Halle 7 findet zudem die Baumesse „Bau im Lot“ statt, die vom Verein Qualität am Bau organisiert wird. Sprecher Joachim Heinze sagt, „dass von Anfang an für unsere Mitgliedsbetriebe klar gewesen ist, keinen Eintritt zu verlangen“. Man hoffe darauf, dass die Messebesucher Aufträge abschließen. Passiert dies, gehe die Rechnung für die Unternehmen auf.

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    Bereits am Freitagvormittag waren Hunderte Besucher in den Messehallen unterwegs. Laut Böhme hat es gezeigt, dass der Andrang sich gleichmäßig auf die drei Ausstellungstage verteilt.

    Termin: Die Immobilientage haben am Wochenende jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt wird nicht erhoben. Parken am Messegelände kostet fünf Euro.

    Lesen Sie dazu: Das ist bei der Baumesse "Bau im Lot" geboten

    So sieht es auf dem Wohnungsmarkt in Augsburg aus:

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