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Augsburg: Immer mehr Augsburger arbeiten als Pendler außerhalb der Stadt

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Immer mehr Augsburger arbeiten als Pendler außerhalb der Stadt

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    Die Zahl der Pendler innerhalb der Region Augsburg nimmt zu. Das hat auch Auswirkungen aufs Verkehrsaufkommen (hier die A8 bei Gersthofen).
    Die Zahl der Pendler innerhalb der Region Augsburg nimmt zu. Das hat auch Auswirkungen aufs Verkehrsaufkommen (hier die A8 bei Gersthofen). Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Immer mehr Augsburger haben ihren Job nicht mehr in Augsburg, sondern pendeln nach außerhalb, um dort zu arbeiten. Zwischen 2005 und 2019 stieg die Zahl der sogenannten Auspendler von 28.000 auf gut 51.000 - eine Steigerung um 83 Prozent. Zwar liegt die Zahl derer, die aus dem Umland nach Augsburg zum Arbeiten kommen, mit 75.000 nach wie vor höher, das Wachstum fiel hier mit 18 Prozent im Vergleichszeitraum aber deutlich geringer aus. Ein Grund für die sich öffnende Schere: In Augsburg fielen in den vergangenen Jahren durch die Schließung von Fabriken tausende Jobs weg.

    Das Augsburger Umland ist angesichts der Wohnungs- und Mietpreise für viele Menschen attraktiv geworden. Auch wenn unterwegs Nadelöhre wie der Neusässer Tunnel warten.
    Das Augsburger Umland ist angesichts der Wohnungs- und Mietpreise für viele Menschen attraktiv geworden. Auch wenn unterwegs Nadelöhre wie der Neusässer Tunnel warten. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    In den Jahren 2015 bis 2020 entstanden in Augsburg zwar dennoch sechs Prozent mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, in den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg aber gab es ein überdurchschnittliches Wachstum um 15 beziehungsweise 13 Prozent.

    Pendler: Die stärkste Verflechtung besteht zum Landkreis Augsburg

    Der größte Teil der Auspendler hat seine Arbeitsstelle im Landkreis Augsburg (18.600 im Jahr 2019), zu dem traditionell enge Verflechtungen bestehen, weil dort wirtschaftlich starke Städte wie Gersthofen direkt ans Augsburger Stadtgebiet grenzen. Auch die Ansiedlung von Logistikzentren wie Amazon ab 2011 dürfte bei der Entwicklung von Jobs und Pendlerverhalten eine Rolle gespielt haben, sagt Matthias Köppel, Bereichsleiter für die Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer. Solche Ansiedlungen brauchen viel Platz, den es in der Stadt nicht gebe. Gleichzeitig wächst auch die Zahl derer, die über weitere Strecken pendeln. In München haben inzwischen 9500 Augsburger ihren Job - das sind 52 Prozent mehr als noch 2005. Von einer "Schlafstadt" im Münchner Umland ist Augsburg zwar noch sehr weit weg, allerdings ist der Anteil der München-Pendler innerhalb des Pendlervolumens in den vergangenen Jahren gestiegen.

    Bei den München-Pendlern handle es sich wohl vor allem um Mitarbeiter in hochqualifizierten Dienstleistungsberufen, etwa Forschung und Entwicklung, vermutet Köppel. Im Wirtschaftsreferat der Stadt Augsburg beobachtet man die Entwicklungen, die das städtische Statistikamt nun aus Zahlen der Arbeitsagentur für 15 Jahre aufbereitet hat, genau - denn eigentlich sind es genau diese Berufe, die man auch in Augsburg verstärkt ansiedeln möchte. Zwei Stichworte sind Uni-Klinik und Innovationspark, die tausende neue Jobs bringen sollen. "Das große Ziel ist es, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Augsburg zu erhalten und neue Entwicklungen anzustoßen", sagt der Augsburger Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle.

    Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu "Künstlicher Intelligenz" seien ein Beispiel dafür. Abgesehen davon ist Hübschle aber auch der Auffassung, dass die gestiegenen Auspendlerzahlen nicht unbedingt negativ zu werten sind, was das Wirtschaftswachstum in Augsburg betrifft. Die Zahl der Jobs sei dafür nicht allein aussagekräftig. Zudem könne man die Entwicklungen auch als ein Indiz dafür sehen, dass Augsburg als Wohnort an Attraktivität zugelegt hat. In den vergangenen 15 Jahren wuchs Augsburg durch Neubaugebiete in der Tat massiv und legte bei der Einwohnerzahl deutlich zu. 2019 wurde die 300.000-Einwohner-Marke erreicht. Nicht jeder Neubürger finde in Augsburg aufgrund der immer noch vorherrschenden Industrie-Arbeitsstruktur einen entsprechenden Job, so Hübschle.

    Pendler in Augsburg: 2019 war ein Rekordjahr

    Für das von Corona geprägte Jahr 2020 liegen noch keine Zahlen vor. 2019 war mit 126.000 Pendlern, die zwischen Augsburg und dem Umland unterwegs waren, aber ein Rekordjahr - auch mit entsprechender Verkehrsbelastung. In einer von der Technischen Universität Dresden 2018 durchgeführten Bürgerbefragung von Augsburgern zum Verkehrsverhalten kam heraus, dass die zurückgelegten Strecken wachsen. Das dürfte auf mehr Pendler zurückzuführen sein und schlägt sich erheblich bei den gefahrenen Auto-Kilometern nieder. Mit dem Ausbau des Augsburger Hauptbahnhofs zur Drehscheibe zwischen S-Bahn-ähnlichem Zugverkehr und Straßenbahn sollen die Verkehrsmittel enger verknüpft und für Pendler attraktiver werden.

    Wie sich Corona auf die Pendlerzahlen künftig auswirken wird, ist schwierig vorherzusagen. Faktisch wurde 2020 laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes, die sich auf anonymisierte Handydaten stützte, auch in der Region Augsburg weniger gependelt, vor allem während der Lockdowns. In der offiziellen Pendlerstatistik der Arbeitsagentur macht sich das, außer wenn Jobs dauerhaft wegfallen, aber nicht bemerkbar. Denn ob jemand im Homeoffice bleibt oder ins Büro geht, ist statistisch unerheblich - Wohnort und Sitz des Unternehmens unterscheiden sich ja weiterhin.

    Ändert Corona etwas am Pendlerverhalten?

    Bei der Stadt geht man aber von einem Rückgang der Pendlerbewegungen aus. "Viele, insbesondere traditionell agierende und kleine Unternehmen haben nun extra die entsprechende IT-Infrastruktur geschaffen und lernen die Vorteile von Homeoffice kennen", so Wirtschaftsreferent Hübschle. Andere Unternehmen seien schon länger an dem Thema dran, Corona habe aber alles beschleunigt. Auch bei der IHK glaubt man, dass zumindest ein Teil der Beschäftigten tageweise zuhause arbeiten wird, weil er die Flexibiltät schätzt. Allerdings dürfe man das Thema auch nicht überschätzen. Je komplexer Arbeitsabläufe und Leistungen würden, desto nötiger sei persönlicher Kontakt etwa zu Geschäftskunden.

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