Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Im Liebeswahn ein Auto angezündet

Augsburg

Im Liebeswahn ein Auto angezündet

    • |
    Symbolbild.
    Symbolbild. Foto: Kiessling

    Er war 20, als er sie als Patient auf dem Flur im Bezirkskrankenhaus kennenlernte. Sie war damals 45 – mehr als doppelt so alt. Für ihn war es die erste große Liebe, für sie angeblich eher eine lose Bekanntschaft. Er schickte ihr Blumen und Liebesbriefe. Sie sagte: „Ich bin zu alt für dich. Das hat keinen Sinn.“

    Weil die Frau seine Zuneigung nicht erwiderte, schlug die Liebe offenbar in Hass um. Er stellte ihr nach, schrieb Drohbriefe, ließ nachts das Telefon klingeln. Eines Nachts im November 2010 explodierte seine Wut regelrecht: Er schüttete zwei Liter Benzin über das Auto seiner Angebeteten und zündete es an. Nur weil ein Anwohner das Feuer frühzeitig entdeckte, konnte die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf das Haus der Frau verhindern. Der Pkw brannte total aus. Wegen Brandstiftung musste sich der Schüler nun vor einem Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richter Hartmut Wätzel verantworten.

    „Es war eine sehr intensive Beziehung, die für mich von sehr großer Bedeutung war“, behauptet der Angeklagte (Verteidiger: Dietmar Geßler). „Ich stellte mir eine Zukunft mit ihr vor.“ Es habe aber dann, so räumt der Schüler ein, „Probleme“ gegeben. Vor allem mit dem etwa gleichaltrigen Sohn der Frau. Sie habe ihm schließlich Vorwürfe gemacht, er habe sie „bestohlen und betrogen“. „Und sie hat mich vernachlässigt, hatte keine Zeit mehr für mich.“

    Am Tattag habe sie ihn wieder abgewiesen. Er trank „fünf bis sechs Halbe Bier“. Wütend sei er gewesen – und habe schließlich die Beherrschung verloren. Er setzte sich nachts in sein Auto, fuhr zum Tanken, ließ zwei Liter Benzin in einen Reservekanister fließen, fuhr zur Wohnung der Frau, kippte das Benzin über die Frontscheibe und zündete es an. „Es hat lichterloh gebrannt. Ich bekam es mit der Angst zu tun und bin weg.“ Von Gewissensbissen geplagt drehte er um – und fuhr der Polizei direkt in die Arme.

    Als Zeugin bestreitet die heute 46-jährige Frau, je eine Beziehung mit dem Angeklagten eingegangen zu sein. „Er hat mir im Bezirkskrankenhaus was vorgejammert, ich war gutgläubig und habe mit ihm ein paar Mal geredet. Er hat mir leidgetan. Aber mehr war da nicht.“ Eines Tages habe er Blumen und Liebesbriefe geschickt. Und einmal sei er urplötzlich mitten im Wohnzimmer gestanden. „Wie ein Phantom“. Sie habe, so sagt die Zeugin, seine Annäherungsversuche stets abgelehnt.

    In der Tatnacht, so erinnert sie sich, sei sie von einem „Schlagen“ aufgewacht, habe dann aus dem Fenster gesehen. „Es war ein richtiger Feuerschwall.“ Ihr Auto sei nur eineinhalb Meter vom Hauseingang entfernt geparkt gewesen. Das Glas an der Eingangstüre sei schon zersplittert.

    Psychiater begutachtet den Angeklagten

    Weil aufgrund der völlig unterschiedlichen Darstellung über die angebliche Beziehung bei Gericht der Eindruck entsteht, der Angeklagte könne möglicherweise an wahnhaften Vorstellungen leiden, wird der Prozess ausgesetzt. Ein psychiatrischer Sachverständiger soll nun die Schuldfähigkeit des Schülers begutachten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden