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Augsburg: ICE ohne Halt in Augsburg sorgt für Widerstand in der Politik

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ICE ohne Halt in Augsburg sorgt für Widerstand in der Politik

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    Warnschild am Augsburger Hauptbahnhof: Die Frage, wie gut Augsburg in Zukunft an den Bahnverkehr angebunden ist, beschäftigt die Politik.
    Warnschild am Augsburger Hauptbahnhof: Die Frage, wie gut Augsburg in Zukunft an den Bahnverkehr angebunden ist, beschäftigt die Politik. Foto: Bernd Hohlen

    Ein ICE, der zwar durch den Augsburger Hauptbahnhof fährt, aber dort einfach nicht hält – das könnte Realität werden, wenn der Bahnfahrplan der Zukunft so kommt, wie es derzeit vorgesehen ist. Es geht dabei nicht um einen einzelnen Zug. Der ICE soll zwischen München und Düsseldorf pendeln – laut dem Fahrplanentwurf in einem Zwei-Stunden-Takt. Auch Ulm soll ausgelassen werden. Der Zug soll erst wieder in Stuttgart stoppen. Dafür dort aber mit ziemlich großzügigen acht bis neun Minuten Pause.

    Der CSU-Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich hatte im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt, die Region dürfte sich das nicht gefallen lassen. Jeder ICE, der durch Augsburger fahre, müsse auch hier halten. Nun melden sich parteiübergreifend weitere Politiker zu Wort. Die künftige Bahnanbindung der Stadt wird damit auch zum Thema im Kommunalwahlkampf. Eva Weber, die Oberbürgermeister-Kandidatin der CSU, sagt, die Mobilität sei „einer der wichtigsten Zukunftsfaktoren unserer Region“. Sie betont: „Ein durchfahrender ICE passt nicht in diese Strategie.“ Weber, die städtische Wirtschafts- und Finanzreferentin ist, sagt, es gehe darum, den Süden zu einem der stärksten Wirtschaftsräume Europas zu verbinden. Eine gute Erreichbarkeit der Städte sei dazu unabdingbar.

    Debatte um ICE: Die OB-Kandidatin der Augsburger CSU spricht von einem Desaster

    Eva Weber bewertet die Bahn-Schnellstrecke zwischen Nürnberg und München, die Augsburg links liegen lässt, als „Desaster“, das sich nicht wiederholen dürfe. Seither ist Augsburgs Bahnanbindung in Richtung Norden deutlich schlechter geworden. Der OB-Kandidat Dirk Wurm von der SPD erinnert daran, dass die Entscheidung, Augsburg auf dieser Achse abzuhängen, von der CSU-geführten bayerischen Staatsregierung mitgetragen worden sei. Er sagt: „Augsburg darf nicht von schnellen ICE-Verbindungen abgeschnitten werden. Nicht nochmals.“ Er fordert, dass sich alle politisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene dafür einsetzen.

    Martina Wild, die Augsburgs erste grüne Oberbürgermeisterin werden will, sagt, man dürfe sich nicht damit beruhigen, dass der Bahnfahrplan der Zukunft – der sogenannte Deutschland-Takt – erst ab dem Jahr 2030 gelten soll. „Das geht schneller, als man glaubt“, sagt Wild. Deshalb müsse jetzt Widerspruch aus der Region kommen. Dann sei es noch möglich, dass die Entwürfe zugunsten von Augsburg geändert werden. Auch Wild ist der Ansicht: „Es darf kein ICE durch Augsburg durchfahren.“ Sie sieht die Gefahr, dass der für viele Millionen Euro umgebaute Hauptbahnhof sonst zu einem besseren Regionalbahnhof wird. Das sei für einen Ballungsraum wie Augsburg mit rund einer halben Million Einwohner nicht akzeptabel.

    Wie sollen die Fernzüge in Zukunft zwischen Augsburg und Ulm fahren?

    Ein Teil der Diskussion ist auch der geplante Ausbau der Gleise zwischen Augsburg und Ulm. Die Bahn untersucht derzeit, wie die Strecke verlaufen muss, damit man möglichst sinnvoll die Fahrzeit reduzieren kann. Soll der Deutschland-Takt funktionieren, dann muss die Fahrzeit nach Angaben der Bahn von jetzt 40 Minuten auf 27 Minuten gesenkt werden. Alle Fachleute sind sich einig, dass das mit einem reinen Ausbau der bestehenden, relativ kurvenreichen Strecke nicht zu schaffen ist. Zumindest teilweise muss wohl eine neue Trasse gefunden und gebaut werden.

    Die aktuelle Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm. Darüber, wo die Fernzüge künftig fahren sollen, herrscht Uneinigkeit. Die Bahn prüft derzeit mehrere Varianten.
    Die aktuelle Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm. Darüber, wo die Fernzüge künftig fahren sollen, herrscht Uneinigkeit. Die Bahn prüft derzeit mehrere Varianten. Foto: Marcus Merk

    Die schwäbischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten der CSU haben sich dennoch zu Jahresbeginn auf einen reinen Ausbau der Bestandsstrecke festgelegt. Auch Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) vertrat diese Linie. Er ist im Kreis Günzburg daheim, will dort Landrat werden – und möchte vermutlich ungern dafür verantwortlich gemacht werden, sollte Günzburg nicht an einer neuen Strecke liegen. Ein CSU-Mann aus Schwaben stellte sich aber quer: Volker Ullrich betont, man dürfe sich nicht vorab festlegen. Entscheidend sei, zu welchem Ergebnis die Experten der Bahn kommen, die derzeit die möglichen Varianten für die Strecke Ulm-Augsburg prüfen.

    Der Verkehrsclub Deutschland ist für einen Neubau der Gleise entlang der Autobahn A8

    Widerstand kommt aus dem Kreis Augsburg. Hier kämpfen Politiker seit vielen Jahren für ein drittes Gleis, das zeitweise als Allheilmittel für einen besseren Nahverkehr galt. Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass ein drittes Gleis allein wohl nicht viel bringen wird. Niklas Dehne vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist überzeugt: „Zwischen Ulm und Augsburg sind durchgängig vier Gleise erforderlich.“ Der VCD macht sich für einen kompletten Neubau einer zweigleisigen Strecke entlang der Autobahn A8 stark. Die vorhandene zweigleisige Strecke könnte dann überwiegend vom Nahverkehr genutzt werden. Das bringe viel mehr als ein drittes Gleis. VCD-Mann Dehne sagt, er habe den Eindruck, man denke im Kreis Augsburg in zu kleinen Dimensionen – und könnte am Ende leer ausgehen. Denn die Bahn werde keine Strecke bauen, die nichts bewirke. Er formuliert es plakativ: „Die Brötchen, die hier gebacken werden, sind so klein, dass ich zehn davon auf einmal in den Mund stecken könnte.“

    Die Grünen-Kandidatin Martina Wild weiß, dass es in diesem Punkt nicht nur in der CSU, sondern auch in ihrer Partei einen Stadt-Land-Konflikt gibt. Sie äußert Verständnis: „Man hat im Landkreis einfach sehr lange für dieses dritte Gleis gekämpft.“ Gleichzeitig sagt sie aber, es sei wichtig, nun die sinnvollste Lösung zu suchen – ohne Scheuklappen. Eva Weber sieht dies ähnlich. Eine Festlegung auf ein drittes Gleis gibt es nach ihrem Verständnis bisher nicht. Ihre Erwartung an die Region sei, dass man die Planungen der Bahn abwarte und sich dann entscheide – und zwar für die Variante, „die erwarten lässt, dass sie erfolgreich und schnellstmöglich umgesetzt wird.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kein Glaubenskrieg um Gleise

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