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Augsburg: Hundehalter wehren sich gegen Leinenpflicht im Stadtwald - mit Erfolg

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Hundehalter wehren sich gegen Leinenpflicht im Stadtwald - mit Erfolg

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    Für Hunde wird es keine neue Freilauffläche der Stadt und bis auf Weiteres auch keine Leinenpflicht im Augsburger Stadtwald geben. Für die Pläne der Umweltverwaltung gab es keine Mehrheit.
    Für Hunde wird es keine neue Freilauffläche der Stadt und bis auf Weiteres auch keine Leinenpflicht im Augsburger Stadtwald geben. Für die Pläne der Umweltverwaltung gab es keine Mehrheit. Foto: Charly Höpfl

    Augsburgs Stadträte wurden von E-Mails empörter Hundehalter regelrecht überschwemmt. Die Sitzung des Umweltausschusses war am Montag überfüllt von Besuchern, die daheim einen Hund haben. Anlass waren die Pläne von Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), in zwei Jahren eine Leinenpflicht für Hunde im Naturschutzgebiet Stadtwald zu prüfen. Die Protestwelle gegen einen „Leinenzwang“ zeigte nun aber Wirkung.

    Wie berichtet, wollte die Stadt zunächst ein neues Angebot für Hundehalter machen. Probeweise sollte am Südende des Siebentischparks eine eingezäunte Freilauffläche für Hunde eingerichtet werden. Das Gelände an der Ilsungstraße sollte rund 9000 Quadratmeter groß sein. Für die Einrichtung kalkulierte die Stadt mit Kosten von rund 10.000 Euro. Der jährliche Unterhalt – unter anderem für das Mähen und Reinigen – sollte etwa 8500 Euro kosten.

    Das Angebot für Hundehalter sollte zunächst für zwei Jahre gelten. Nach der Testphase wollte Erben dann aber prüfen lassen, ob sich diese Freilauffläche vor Ort bewährt, oder ob eine Leinenpflicht für Hunde im Stadtwald eingeführt muss, um Wildtiere und Biotope im Naturschutzgebiet besser zu schützen. Nach Angaben des Amtes für Grünordnung gibt es dort immer wieder Probleme mit nicht angeleinten Hunden, die Tiere aufschrecken.

    Hundehalter wehrten sich gegen Leinenpflicht in Augsburg

    Erbens Pläne sind nun aber vom Tisch. In der Umweltausschusssitzung am Montag liefen rund 40 verärgerte Hundebesitzer auf. Eine Unterschriftenliste gegen „Leinenzwang“ im Stadtwald kursierte. Auch eine Online-Petition wendet sich gegen das Vorhaben. Im Internet wird sogar darüber debattiert, juristisch gegen die Stadt vorzugehen. Mehrere Stadträte berichteten, sie hätten massenhaft Protest-E-Mails bekommen – teilweise auch mit Drohungen.

    Der Referent betonte am Montag, eine Leinenpflicht im Stadtwald stehe noch nicht zur Abstimmung, sondern im ersten Schritt nur der neue Hunde-Freilaufplatz. Viele Hundebesitzer würden sich ein solches Angebot der Stadt wünschen. Eine Mehrheit der Stadträte wollte dem Beschlussvorschlag trotzdem nicht folgen. Er wurde mit sechs gegen fünf Stimmen abgelehnt. Das hat Gründe.

    Zwar hatten sich die Grünen für den Vorschlag der Verwaltung ausgesprochen. Das FFH-Gebiet Stadtwald müsse erhalten werden und in Einklang mit der Naherholung gebracht werden, so Martina Wild. Die Hunde-Freilauffläche vor Ort sei der Versuch, einen Kompromiss zu erzielen. ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger sah das Angebot der Stadt als „eine Art Bewährungsprobe für Hundebesitzer“. Diese müssten ihr Verhalten ändern, um den Stadtwald besser zu schützen.

    Eine Verordnung gibt vor, dass Hunde dort nicht unkontrolliert herumlaufen dürfen. Auch Gabriele Thoma (SPD) plädierte dafür, es erst einmal mit der eingezäunten Hundewiese zu versuchen. Nicht alle 8500 Augsburger Hundehalter hätten ihre Tiere im Griff. „Ich habe selber schon zwei Jeans eingebüßt.“

    Leinenpflicht-Pläne finden keine Mehrheit in Augsburg

    Die Mehrheit im Ausschuss sprach sich aber gegen die Pläne aus. Thomas Lis (Pro Augsburg) vermisste vor allem belastbare Zahlen für eine Entscheidung, um wie viele Verstöße mit Hunden es im Stadtwald geht. Er und andere Stadträte hätten sich Fachleute aus der städtischen Forstverwaltung und des Landschaftspflegeverbandes gewünscht, die eine Einschätzung des Problems geben.

    Alexander Süßmair (parteilos) fände es gut, wenn im Naturschutzgebiet kontrolliert würde, um belastbare Fakten für eine Entscheidung zu erhalten. Er und andere Stadträte glauben auch nicht, dass die Hundewiese gut angenommen werden würde. Ähnliche Angebote seien vor Jahren in Kommunen eingeführt worden, wo es eine generelle Leinenpflicht für Hunde gebe. In Augsburg gebe es aber viele andere Möglichkeiten, Gassi zu gehen.

    CSU-Stadtrat Peter Schwab kritisierte die geplante Verknüpfung der Hunde-Freilauffläche mit der Prüfung einer Leinenpflicht im Stadtwald. Indirekt sprach er damit an, dass das neue Angebot – sollte es nicht angenommen werden – als Argument für neue Verbote herhalten könnte. „Hier schmeckt der Köder nur dem Angler, aber nicht dem Fisch“, argumentierte er. Schwab ist beruflich Polizist und der Meinung, dass es für den Schutz des Stadtwaldes ausreichend gesetzliche Regelungen gibt.

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