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Augsburg: Hotel-Projekt in der Kammgarnspinnerei ist geplatzt – vorerst

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Hotel-Projekt in der Kammgarnspinnerei ist geplatzt – vorerst

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    In der ehemaligen Kammgarnspinnerei hätte im Frühjahr 2021 ein Star-Inn-Hotel eröffnen sollen.
    In der ehemaligen Kammgarnspinnerei hätte im Frühjahr 2021 ein Star-Inn-Hotel eröffnen sollen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Im Frühjahr 2021 sollte in einem Teil der denkmalgeschützten Kammgarnspinnerei ein Star-Inn-Hotel eröffnen, das war der Plan. Doch beim Projekt, das erstmals 2016 öffentlich bekannt wurde, kam es immer wieder zu Verzögerungen. Nun gibt es einen weiteren Rückschlag und seltsame Vorgänge um die ursprünglich vorgesehene Betreiberin des Hotels, die Firma Star-Inn.

    Die Kette ist eigentlich in der Branche keine kleine Nummer, sie betrieb zuletzt mehr als ein Dutzend Häuser, elf davon in Deutschland. Doch in Augsburg kam es im vergangenen Jahr zu Unstimmigkeiten zwischen dem Unternehmen und der Augsburger Firma Infrabau, die das Hotel errichtet und der die Immobilie zwischenzeitlich auch gehörte. Laut Wolfgang Wagner, einer der Geschäftsführer von Infrabau, sei die Zusammenarbeit und Kommunikation mit Star Inn nach dem Tod des Unternehmensgründers 2018 rapide schlechter geworden. Man habe irgendwann gar keinen Ansprechpartner mehr gehabt. Die Geschäftsführerin von Star Inn habe zunächst alles selbst entscheiden wollen, doch nach und nach habe man den Eindruck gewinnen können, sie sei zusehends überfordert, so Wagner. Zuletzt sei die Frau für Infrabau monatelang gar nicht mehr erreichbar gewesen.

    Star Inn: Nicht nur bei dem Augsburger Hotel-Projekt gibt es Probleme

    Im Netz lassen sich mehrere Firmen finden, bei denen sie als Geschäftsführerin fungiert. Dabei ist ihr Projekt in Augsburg nicht das einzige, das von Vorwürfen begleitet wird. Die Süddeutsche Zeitung berichtete zuletzt, die Hotelkette Star Inn gebe in München zwei von drei Häusern aus wirtschaftlichen Gründen auf. Die Zeitung berichtete auch von Ungereimtheiten und dem Verdacht einer möglichen Vorbereitung einer Insolvenzstraftat. So sollen zwei der dortigen Hotels, die zu den profitabelsten der Kette gehören, an eine neue Betreibergesellschaft gehen. Frühere Mitarbeiter und Brancheninsider haben demnach den Verdacht, dass diese lukrativen Teile des Unternehmens über eine Scheinfirma weitergeführt werden sollen, während die restlichen Häuser in die Insolvenz geführt werden.

    Der Kohlekessel im künftigen Hotelgebäude. Er hätte beim Umbau erhalten bleiben sollen.
    Der Kohlekessel im künftigen Hotelgebäude. Er hätte beim Umbau erhalten bleiben sollen. Foto: Michael Hochgemuth

    Ob allerdings gegen Gesetze verstoßen wurde, ist völlig ungewiss. Die Geschäftsführerin sagte unserer Redaktion gegenüber am Telefon, alle Vorwürfe gegen sie seien gegenstandslos, mehr sagen dürfe sie auf Rat ihrer Anwälte nicht. Diese seien nun mit allen weiteren Vorgängen beauftragt. Einen später zugesandten Fragenkatalog ließ sie unbeantwortet.

    Star Inn hat inzwischen Insolvenz angemeldet

    Inzwischen jedenfalls soll Star Inn Insolvenz angemeldet haben – und das Projekt in Augsburg geht ohnehin in eine neue Richtung. Infrabau hat vor rund drei Monaten Anwälte eingeschaltet. Es geht laut Geschäftsführer Wagner nun darum, alte Verträge aufzulösen. Was schwierig sei, wenn auf der Gegenseite keine Ansprechpartner zur Verfügung stehe. Wenn man die Geschäftsführer überhaupt mal erreicht habe, sei viel versprochen worden – doch nur wenig davon umgesetzt. Den letzten persönlichen Kontakt habe man am 15. Juli dieses Jahres gehabt.

    2021 soll laut Infrabau dennoch ein Hotel in die ehemalige Kammgarnspinnerei ziehen. Nach Angaben von Wagner seien für das Augsburger Unternehmen die durch das nun geplatzte Projekt entstandenen finanziellen Verluste verkraftbar, er spricht von einem "blauen Auge", mit dem man davonkomme. Man habe das Objekt bereits an einen späteren Verpächter verkauft. Infrabau habe anschließend begonnen, das Objekt nach Vorstellungen des vorgesehenen Pächters aus- und umzubauen. Das wäre planmäßig Star Inn gewesen. Ein Vorhaben, das platzte.

    Das Hotel-Projekt im Textilviertel hat eine Zukunft

    Und doch hat das Hotel-Projekt in der Kammgarn-Spinnerei offenbar eine Zukunft. Aktuell befinde man sich bereits in Verhandlungen mit einem neuen Betreiber, sagt Geschäftsführer Wagner. In der Immobilie solle auf jeden Fall weiter ein Hotel entstehen. Interessenten gebe es einige, alles seien renommierte und bekannte Unternehmen mit einer ähnlichen Zielgruppe wie Star Inn. Lage und Architektur des Objektes im ehemaligen Kesselhaus der Kammgarnspinnerei seien nach wie vor einzigartig in der Stadt. "Bis Februar wollen wir einen neuen Hotelpartner finden, bis zur Eröffnung wird es allerdings Herbst werden." Bis Anfang 2021 werde man jedenfalls wieder in "ruhige Fahrwasser" kommen.

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