Auch einige Tage nach dem Unfall kann es Jürgen Greiner, 50, noch nicht fassen. Er war dabei, als ein 15-jähriges Mädchen im Alkoholrausch beinahe ihre Leben verloren hätte. Das Mädchen stürzte nahe dem Roten Tor mehrere Meter in einen Kanal ab und wurde durch eine rund 50 Meter lange, unterirdische Röhre gespült.
Es war am Freitag gegen 21.45 Uhr, als Jürgen Greiner mit zwei jungen Bekannten, 17 und 18 Jahre alt, durch die Schülestraße ging. Er bemerkte, dass eine Handtasche auf dem Gehweg liegt. Dann hörte er ein Wimmern aus dem Lochbach, der am Gelände der Hochschule entlang fließt. Ein Mädchen stand dort im knietiefen Wasser und schwankte. Die drei Männer wollten ihr raushelfen. Aber das Mädchen ging im Bachbett einige Schritte weiter in Richtung eines kleinen Wasserwerks, es wirkte orientierungslos. „Ich kenne sie aus der Nachbarschaft“, sagt Jürgen Greiner. „Ich habe gerufen, sie soll aufpassen.“
Doch da verlor die 15-Jährige schon das Gleichgewicht und stürzte rund vier Meter tief in einen zweiten Kanal ab. Es war dunkel, doch Jürgen Greiner sah, wie das Mädchen im Wasser einsank und in einer Öffnung verschwand. „Ich hatte Angst, dass sie stirbt“, erzählt er. „Wir wussten ja nicht, wo es das Mädchen hinschwemmt.“ Greiner schickte seine beiden Begleiter auf die Suche nach dem Ende der Röhre. Und die wurden tatsächlich fündig: Rund 50 Meter weiter, jenseits der mehrspurigen Rote-Torwall-Straße, fanden sie in den Wallanlagen eine Öffnung. Dort wurde die 15-Jährige förmlich „ausgespuckt“. Die beiden jungen Männer zogen das Mädchen an Land. Jürgen Greiner wies Rettungskräfte und Polizei ein, die inzwischen an den Ort des Geschehens geeilt waren.
Das Mädchen hatte großes Glück. Mit einer Unterkühlung und einigen Schürfwunden wurde sie in die Kinderklinik eingeliefert. Mehr ist nicht passiert. „Für mich ist es ein Wunder“, sagt Jürgen Greiner. Polizeisprecher Martin Binder lobt den Einsatz der drei Männer: „Sie haben genau das Richtige gemacht.“
Wie kam das Mädchen an den Alkohol?
Die Polizei versucht nun, zu ermitteln, wie die 15-Jährige an den Alkohol kam. Bisher, heißt es, habe sie dazu noch keine Angaben gemacht. Wie viele Promille das Mädchen im Blut hatte, will die Polizei nicht bekannt geben. Es sei aber eine „erhebliche Alkoholisierung“ gewesen. Das Mädchen war wohl auf dem Weg nach Hause, es wohnt ganz in der Nähe. Wie sie in den Bach geraten ist, wusste sie hinterher nicht mehr. „Sie konnte sich nicht erinnern“, sagt Jürgen Greiner. Die Polizei bittet um Hinweise unter Telefon 0821/323-2710.