Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Höhgraben in Augsburg trocknet aus: Welche Rolle spielt der Biber?

Augsburg

Höhgraben in Augsburg trocknet aus: Welche Rolle spielt der Biber?

    • |
    Seit Längerem ist der Augsburger Höhgraben ausgetrocknet.
    Seit Längerem ist der Augsburger Höhgraben ausgetrocknet. Foto: Peter Fastl

    Wer ist wirklich schuld daran, dass das Naturschutzgebiet Höhgraben im Augsburger Norden immer mehr austrocknet? Während Experten vor allem den Klimawandel und die Flächenversiegelung als Ursachen der Misere sehen, haben Anwohner einen ganz anderen Verursacher in Verdacht.

    Josef Gail wohnt am Höhgraben, der ein Schutzgebiet von europäischer Bedeutung ist. Er sagt, "der Klimawandel ist da, aber es ist nicht alleine das Klima". Der Wasserstand in dem über sechs Kilometer langen Quellbach, der südlich des Kaisersees entspringt, sei bereits seit einigen Jahren schwankend. Laut Gail ist das aber erst der Fall, seit sich dort der Biber einen neuen Lebensraum erschlossen hat. Eine Folge der Biberdämme sei, dass Wasser aus dem Bach im Kaisersee versickere. Der Anwohner meint, deshalb sei auch sein Fischweiher ausgetrocknet. Er fordert, die Biber an dieser Stelle zu dezimieren.

    Anwohner am Augsburger Höhgraben fordern Konsequenzen

    Auch Anwohner Jürgen Löbenbrück ist der Meinung, der Biber sei schuld, dass in dem Natura-2000-Schutzgebiet das nötige Wasser fehlt. Nach seiner Einschätzung ist der Grundwasserspiegel in diesem Bereich trotz Klimawandel hoch genug, so dass der Bach genügend Wasser haben müsste. Im städtischen Biber-Management passiere jedoch zu wenig, kritisiert Löbenbrück. "Die Biberdämme müssten regelmäßig durchlässig gemacht werden", so seine Forderung.

    Experten der Regierung von Schwaben kommen bei der Ursachenforschung allerdings zu einem anderen Ergebnis. Regierungssprecher Karl-Heinz Meyer teilt mit: "Nach Einschätzung der beteiligten Fachstellen würde auch die vor Ort diskutierte Beseitigung von Biberdämmen das eigentliche Problem nicht lösen."

    Experten: Auch der Biber ist geschützt

    Die bisherigen, umfangreichen Bemühungen zum Biber-Management in den letzten Jahren seien nicht erfolgreich, so Meyer. Bei ausreichender Wasserführung würde der Bach trotz Biber nicht trockenfallen. Er verweist darauf, dass auch der Biber eine relevante geschützte Tierart sei. Dass der Höhgraben zeitweise trockenfalle, habe vermutlich mehrere Ursachen. Mit ursächlich dürften Veränderungen im Einzugsbereich des Bachlaufs sein. Die Bebauung in Lechhausen in den letzten Jahrzehnten spiele dabei auch eine wichtige Rolle. Durch eine Überbauung, Flächenversiegelung und Ableitung von Oberflächenwasser über Kanäle werde die Grundwasserneubildung sukzessive reduziert.

    Hauptverantwortlich dürften laut Meyer die Landschaftsveränderungen auf lokaler Ebene der letzten Jahrzehnte sein, die sich in ihren Auswirkungen nun mit denen des Klimawandels verbinden. Geringe Niederschläge und anhaltende Trockenperioden führen in Folge zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten demnach den mittlerweile über lange Zeiträume bestehenden Wassermangel in tieferen Bodenschichten. Bei vom Grundwasser gespeisten Bächen könne dies zu einem zeitweisen Austrocknen führen.

    Die Pflege des wertvollen Schutzgebiets (Archivbild) brachte nicht den erhofften Erfolg.
    Die Pflege des wertvollen Schutzgebiets (Archivbild) brachte nicht den erhofften Erfolg. Foto: Michael Hochgemuth

    Augsburger Naturschützer wollen neue Daten

    Naturschützer appellieren an die Behörden, aktuelle Daten zur Grundwassersituation zu erheben. "Dann weiß man, warum es wirklich so ist", sagt Günther Groß von der Augsburger Naturschutzallianz mit Blick auf den trockenen Höhgraben. Meyer sagt dazu: Ob es aussichtsreich sei, eine solche Ursachenforschung zu betreiben, werde derzeit diskutiert. "Die Ansätze dazu dürften sehr aufwendig sein; zudem ist nicht davon auszugehen, dass dadurch grundlegende neue Erkenntnisse gewonnen werden, die zu einer Lösung des Problems führen."

    Fachleute der Regierung und der Stadt Augsburg setzen Hoffnungen in andere Maßnahmen. Unter anderem soll ein breiter Pufferstreifen an beiden Seiten des Höhgrabens neue Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen schaffen. Damit würde eine Schneise für die Natur mitten durchs intensiv genutzte Ackerland entstehen. Diese hätten auch dann noch eine wichtige Funktion im Biotopverbund, wenn der Höhgraben temporär austrocknet.

    Auch Nicolas Liebig vom städtischen Landschaftspflegeverband sieht dies als eine neue Chance. Dennoch spricht er von einem "Todesurteil auf Ansage" für den Quellbach in seiner heutigen Form, weil er schon seit drei Jahren weitgehend trocken liegt. Eine Folge: Die Helm-Azurjungfer, eine seltene Libellenart, die in Augsburg nur dort vorkam, ist inzwischen verschwunden. Auch seltene Pflanzenarten sind in ihrem Bestand bedroht.

    Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge über die Bewegung "Fridays for Future" an:

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden