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Augsburg: Hochzeits-Locations in der Krise: Feiern wurden dreimal verschoben

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Hochzeits-Locations in der Krise: Feiern wurden dreimal verschoben

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    Es gibt Hochzeiten, die schon mehrfach verschoben wurden. Augsburger Gastronomen und Caterer wissen, dass manche Feier wegen Corona sogar auf 2023 vertagt wurde.
    Es gibt Hochzeiten, die schon mehrfach verschoben wurden. Augsburger Gastronomen und Caterer wissen, dass manche Feier wegen Corona sogar auf 2023 vertagt wurde. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Der malerisch gelegene Schwabhof im Süden Augsburgs diente schon so mancher Hochzeitsgesellschaft als Kulisse für ein schönes Fest. Für gewöhnlich richten Kathleen Empl und ihr Mann Martin 36 bis 40 Feiern pro Jahr aus, was die Pandemie aktuell jedoch verbietet. Weil niemand mit Maske und Abstand den schönsten Tag im Leben begehen will, seien Feiern in Einzelfällen sogar schon bis zu dreimal verschoben worden. Die Brautpaare tun der Geschäftsfrau "von Herzen leid". Schließlich hänge oft eine ganze Lebensplanung von diesem einen Tag ab, der der glanzvolle Beginn einer gemeinsamen Zukunft werden soll.

    Wie das Ehepaar Empl sagt, haben nicht wenige Paare wegen mangelnder Planbarkeit ihre Heirat schon auf 2023 vertagt. Auch Empls selbst trifft der Ausfall dieser Feiern, doch Finanzhilfen vom Staat haben sie nicht beantragt, weil sie davon überzeugt sind, dass es "sehr vielen sehr viel schlechter geht". Ohnehin sehen Kathleen und Martin Empl die Vermietung der Räume im Schwabhof an der Meringer Straße, wohin Caterer das Hochzeitsmenü liefern, nur als zweites Standbein an. Die Landwirtschaft und der Anbau von Dinkel, Mais, Raps und Weizen seien der eigentliche Haupterwerb. Arbeit haben die Betreiber des Schwabhofs damit genug. Und auch wenn momentan die Vermietung brachliegt, schauen sie optimistisch nach vorn. Denn von einem sind sie überzeugt: "Wir müssen da alle gemeinsam durch."

    Im Maximilian's werden sonst viele Hochzeiten gefeiert.
    Im Maximilian's werden sonst viele Hochzeiten gefeiert. Foto: Bernd Hohlen (Archivbild)

    Augsburg: Weniger Hochzeiten, weniger Umsatz

    Theodor Gandenheimer, Hoteldirektor des Maximilian's in der Augsburger Innenstadt, bezeichnet die momentane Lage dagegen als "katastrophal". Nicht nur die Hochzeiten, sondern auch alle anderen Großveranstaltungen von Konferenzen bis hin zu Geburtstags- und Firmenfeiern seien abgesagt, was einen Umsatzeinbruch von gut und gerne zwei Millionen Euro bedeute. Auch der Chef der Sterne-Herberge vermisst nach sechs Monaten des Lockdowns jegliche Perspektive, weshalb gegenwärtig auch keine Besserung in Sicht sei. Die Inzidenzwerte pro 100.000 Einwohner, die vielen Regeln zugrunde liegen, hält Gandenheimer für "die falsche Größe" und regt an, sich andere Parameter zu suchen. Das Maximilian's habe allein fünf raumlufttechnische Anlagen in Betrieb, die alle zwanzig Minuten die Raumluft im Haus komplett austauschen.

    Das momentane Stimmungsbild, das die Gastonomen und Caterer zeichnen, ist allzu oft ein Trauerspiel. Dirk Tschenscher, Catering-Chef von Feinkost Kahn, ist erfreut, dass am kommenden Wochenende erstmals wieder eine größere Veranstaltung in den weitläufigen Hallen im Kongress am Park stattfinden dürfe. Es handelt sich um den Landesparteitag der Grünen, bei dem zumindest 90 Personen zugelassen sind. Die letzte größere Veranstaltung, die Feinkost Kahn kulinarisch betreute, war im Spätsommer 2020.

    Gastronomie leidet, weil in Augsburg weniger geheiratet wird

    Ohnehin werde der Kongress am Park im Moment hauptsächlich für schulische Zwecke gebucht, wovon Caterer und Gastronomie aber nicht profitieren. Die Umsätze sind laut Tschenscher eingebrochen, weil so gut wie nichts mehr stattfindet. Kongresse, Tagungen und Stehempfänge seien ein wahres Standbein für Feinkost Kahn, während Hochzeitsgesellschaften schon vor Corona nur etwa zehn Prozent des Geschäfts ausmachten. Allerdings wurden auch bei Feinkost Kahn schon einige Hochzeiten zum zweiten Mal verschoben. Es sei zweifelhaft, ob sie von den standesamtlich Verheirateten noch jemals nachgefeiert werden, sagt Tschenscher.

    Für gewöhnlichen werden regelmäßig Hochzeiten im Augsburger Hof gefeiert - dieses Jahr nicht.
    Für gewöhnlichen werden regelmäßig Hochzeiten im Augsburger Hof gefeiert - dieses Jahr nicht. Foto: Philipp Schulte (Archivbild)

    Zwei bis drei Hochzeitsfeiern sind laut Mark Muro auch im Augsburger Hof schon wegen Corona gestrichen worden. Jedoch betont der Betriebsleiter, dass das Haus ohnehin mehr auf Businesskunden ausgerichtet sei. Er geht davon aus, dass auch weiterhin nur Geschäftsreisende und nachweislich zwingend notwendige Übernachtungen gebucht werden könnten. Von solchen Kunden lässt sich Muro eine Bescheinigung vom Arbeitgeber vorlegen, um zu gewährleisten, dass er nicht wider die Vorschriften handelt. Die letzte Hochzeitsgesellschaft war seiner Schätzung nach "vielleicht vor eineinhalb Jahren" im Haus. Und so lange nicht mindestens 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, wird sich seiner Meinung nach nicht viel daran ändern.

    Hochzeiten in Augsburg: Hoffen auf ein Ende des Lockdowns

    Empfindlich zu spüren ist die Pandemie auch in der Rosenaugaststätte, deren Saal oft Location für große Familienfeiern ist. Laut Ayse Karaagac, die mit der Terminvergabe für den Saal in der Stadionstraße betraut ist und sowohl Hochzeiten als auch Geburtstage und Taufen zu den Feierlichkeiten dekoriert, beziffert die Größenordnung der bewirteten Personen auf früher einmal bis zu 300 Gäste. Heute wären die Auftraggeber ihrer Auskunft nach schon über eine Einladung von 50 Personen froh, aber nicht einmal das sei mehr möglich. Insgesamt hoffen laut Karaagac 20 Mitarbeiter darauf, dass es nach dem sechs Monate dauernden Lockdown in der Rosenaugaststätte wie gewohnt weitergeht. Die vier Festangestellten harren in Kurzarbeit einer Besserung der Lage.

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