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Augsburg: Hier sollen Wohnungen für 1400 Menschen entstehen

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Hier sollen Wohnungen für 1400 Menschen entstehen

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    Die Bagger haben auf der knapp sechs Hektar großen Industriebrache in Oberhausen ganze Arbeit geleistet. Ein Großteil der Werksgebäude ist bereits plattgemacht.
    Die Bagger haben auf der knapp sechs Hektar großen Industriebrache in Oberhausen ganze Arbeit geleistet. Ein Großteil der Werksgebäude ist bereits plattgemacht. Foto: Silvio Wyszengrad

    „Betreten der Baustelle verboten“, warnt eine Tafel am Eingangstor zum einstigen Betriebsgelände der Firma Zeuna Stärker in Oberhausen. Die Zeiten, in denen hier Abgassysteme für Fahrzeuge entwickelt und hergestellt wurden, sind längst vorbei. Aus dem Industriestandort, der durch eine Mauer vor neugierigen Blicken geschützt wird, ist eine Brache geworden.

    Oberhausen bekommt Wohnungen für bis zu 1400 Menschen

    Dass seit ein paar Monaten wieder Lebenszeichen nach draußen dringen, hat nichts mit einer Reaktivierung des Betriebs zu tun. Im Gegenteil: Die Abrissbagger sind auf dem Areal nördlich der Äußeren Uferstraße am Werk, um den Weg frei zu machen für ein neues Kapitel. Die Industriebrache verwandelt sich in den nächsten Jahren in ein Wohnquartier für bis zu 1400 Menschen.

    Anton Kopp und Nail Özkaya von der Immobilienfirma Solidas, der neuen Eigentümerin des Grundstücks, öffnen das Tor. Als erstes fällt der Blick auf große Steinhaufen. Die Bagger haben ganze Arbeit geleistet. „Rund 80 Prozent der Gebäude sind mittlerweile abgerissen“, sagt Kopp.

    Das Kraftwerk soll auch im künftigen Wohngebiet Strom produzieren. Voraussichtlich wird es aus Lärmschutzgründen eingehaust.
    Das Kraftwerk soll auch im künftigen Wohngebiet Strom produzieren. Voraussichtlich wird es aus Lärmschutzgründen eingehaust. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das, was noch steht, könnte als Kulisse für einen Krimi dienen. In der Tat, verraten die Investoren, habe schon mal die Polizei Übungen auf dem Gelände abgehalten. Von den Beamten stammen die Graffiti auf manchem der Bestandsgebäude wohl nicht. Vielmehr haben sich in den vergangenen Jahren – der Mauer zum Trotz – immer wieder ungebetene Gäste Zutritt aufs Gelände verschafft. Die einen, weil sie einmal nach Herzenslust sprühen wollten. Die anderen, weil sie auf der Suche nach einem Schlafplatz waren.

    Klinkerbau bleibt erhalten - die Fledermäuse werden geschützt

    Apropos „Schlafgäste“: Um die Aufzucht von Jungtieren, etwa Fledermäusen, nicht zu gefährden, darf das große Gebäude mit dem Schriftzug des Zeuna-Nachfolgers Arvin Meritor erst im Herbst abgerissen werden. Lebewesen entdecken wir in der riesigen Halle nicht. Weil sie fast vollständig entkernt ist, deutet nichts mehr auf die Herstellung von Abgasanlagen hin. Auch die Spuren der Kupferdiebe – völlig zerflederte Kabel – sind mittlerweile entfernt.

    Erhalten bleiben soll ein rosafarbener Klinkerbau hinter der ehemaligen Pförtnerloge. Ob der einstige Verwaltungstrakt bestehen bleiben kann, bezweifelt Kopp. Das Gebäude sei „so was von marode“. In jedem Fall wolle man aber den Schriftzug Zeuna Stärker als Reminiszenz an den Industriestandort erhalten.

    Das Wasserkraftwerk am Hettenbach, der mitten durchs Areal führt, wird weiterarbeiten. Um die Emissionen im künftigen Wohnviertel in Grenzen zu halten, soll der Stromproduzent eingehaust werden.

    Die riesige Halle ist entkernt. Abgerissen wird sie demnächst. Kupferdiebe haben sich hier an den Stromkabeln zu schaffen gemacht.
    Die riesige Halle ist entkernt. Abgerissen wird sie demnächst. Kupferdiebe haben sich hier an den Stromkabeln zu schaffen gemacht. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das hat allerdings noch Zeit. Nach den Abbrucharbeiten steht im nächsten Jahr die Entsorgung von Altlasten an. „Da kommt noch einiges auf uns zu“, sagt Kopp. Er lässt seinen Blick schweifen über das rund sechs Hektar große Areal, zu dem im Norden das Grundstück einer ehemaligen Autoverwertungsfirma zählt. Viele Millionen Euro werde allein dieser Posten verschlingen, sagt er. Teilweise gehen Abriss und Altlastenentsorgung Hand in Hand. Um zu vermeiden, dass während der Abbrucharbeiten bei Regen Schadstoffe ins Erdreich gelangen, wird beispielsweise ein Gebäude neben der ehemaligen Zinkerei vor dem Plattmachen noch eingehaust.

    Die Solidas-Mitarbeiter hoffen, dass das Bebauungsplanverfahren voranschreitet. Im besten Fall könne 2020 mit der Erschließung und vielleicht schon den ersten Neubauten begonnen werden.

    Wohn-Areal in Oberhausen: Gebaut wird überwiegend vierstöckig

    Die rund 600 bis 700 geplanten Wohnungen befinden sich ausschließlich in Geschossbauten, überwiegend vierstöckig. Da in Oberhausen nach dem Wunsch der Stadt Wohnraum für alle Einkommensschichten geschaffen werden soll, werden auch öffentlich geförderte Wohnungen darunter sein. Nach den Vorstellungen der Städteplaner konzentrieren sich die Einheiten auf mehrere Wohnhöfe. Insgesamt sind rund 600 Autostellplätze vorgesehen – oberirdisch und in einer Quartiersgarage. Voraussichtlich werde Solidas überwiegend selbst bauen, auch wenn andere Investoren großes Interesse zeigten, so Kopp.

    Der Schriftzug Zeuna Stärker soll erhalten bleiben.
    Der Schriftzug Zeuna Stärker soll erhalten bleiben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Neben einem Quartiersplatz und Grünanlagen sind auch zwei Standorte für Kitas eingeplant – der eine in der Nähe des ehemaligen Pförtnerhäuschens, der andere im Norden. Dort sollen auch Sportflächen für die nahegelegene Drei-Auen-Grundschule entstehen, damit auf dem Schulgelände Platz für einen Erweiterungsbau geschaffen wird. Denn nicht zuletzt wegen des neuen Wohnquartiers rechnet die Stadt mit einem starken Bevölkerungsanstieg in Oberhausen.

    Kopp und Özkaya sind überzeugt, dass das Neubaugebiet gut angenommen wird. Die zentrale Lage, die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Nähe zur Wertach seien Pluspunkte. Schon die Römer fühlten sich in Oberhausen heimisch, auch wenn ihre Hinterlassenschaften auf dem Zeuna-Gelände überschaubar sind. „Die Archäologen haben bei ihren Grabungen nur ein paar Münzen gefunden“, verraten die Vertreter des Investoren beim Absperren des Tors.

    Mit ein paar Groschen käme Solidas nicht weit. Das in Augsburg und Gersthofen ansässige Unternehmen rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 250 Millionen.

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