Mehr als zehn Jahre nach dem Startschuss für Wohnbebauung auf dem Sheridan-Areal können nun die letzten noch freien Wohnbau-Grundstücke bebaut werden. Stimmt der Stadtrat am Mittwoch zu, was als Formsache gilt, herrscht in Kürze Baurecht für etwa 500 Wohnungen auf dem Areal zwischen dem Rewe-Supermarkt an der Stadtberger Straße und der Halle 116 am Grasigen Weg.
Allerdings sollen dort nicht herkömmliche Geschosswohnungen durch Bauträger oder die Wohnbaugruppe entstehen. Nachdem man in den bisher umgesetzten Abschnitten des ehemaligen Kasernengeländes jungen einkommensstarken Familien die Möglichkeit zum Einfamilien-Reihenhausbau gegeben habe, müsse man angesichts des Drucks auf dem Wohnungsmarkt und der begrenzten Flächen umdenken, sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU). „Es gibt eine andere Bedarfslage.“
Entstehen sollen in dem Bereich ausschließlich Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Zwei Baufelder belegt die städtische Wohnbaugruppe, die dort geförderte Wohnungen bauen wird. Für den Rest wünscht sich die Stadt von den Bauherren Konzepte, die vom üblichen Geschosswohnungsbau abweichen. Aussehen werden die Häuser vermutlich nicht viel anders, doch das Innenleben soll anders ein.
Augsburg: Wohnprojekte für eine lebendige Nachbarschaft
Denkbar, so die Stadt sei vieles – Wohnprojekte, die eine lebendige Nachbarschaft fördern, einen generationenübergreifenden Ansatz haben, auf neue Mobilitätskonzepte setzen oder anderen städtebaulichen Mehrwert haben. Neben Bauträgern kommen auch Genossenschaften, Vereine oder so genannte Baugemeinschaften in Frage, um dort etwas hochzuziehen. Speziell für die letzten drei Modelle ist es wichtig, dass sie nicht rein nach dem Preis bewertet werden, den sie für ein Grundstück zahlen könnten – sie kämen sonst nie zum Zug. Die städtische Tochter AGS, die die Grundstücke als Treuhänderin für die Stadt besitzt, wird sich neben dem Preis die Konzepte anschauen.
Denn, so die Stadt, es seien gerade diese Projekte, die zum Motor für Innovationen werden können. Natalie Schaller von der Münchner Firma Stattbau berät die Stadt bei der Erarbeitung eines Konzeptvergabeverfahrens. Gerade Baugemeinschaften, in denen sich Bürger zusammentun, um gemeinsam ein Mehrfamilienhaus auf die Beine zu stellen, hätten viel Potenzial. In anderen Städten ist das Modell schon relativ üblich, in Augsburg noch nicht besonders verbreitet. Im Prinz-Karl-Viertel wurde ein Haus auf diese Weise gebaut. Fürs Sheridan-Areal gibt es eine Bauherrengemeinschaft in Gründung.
Nachbarschaftshilfe für ältere Mitbewohner
„Von diesen Häusern geht ein gesellschaftlicher Mehrwert aus“, sagt Beraterin Schaller. Jeder Mitbauherr hat seine eigene Wohnung und ist auch Eigentümer, häufig gibt es aber noch Gemeinschaftsräume, um das Miteinander zu stärken. „So ein Wohnprojekt wird nicht für einen anonymen Markt entwickelt, sondern von den Menschen geplant, die dort selber einmal leben“, so Schaller. Weil die späteren Bewohner schon den Bau geschultert haben, sei der nachbarschaftliche Zusammenhalt oft gut. „Und diesen Menschen liegt etwas an ihrem Umfeld, weil sie sich dafür engagiert haben.“ Denkbar seien auch Konzepte, die auf Nachbarschaftshilfe für ältere Mitbewohner setzen. Nicht zuletzt ermögliche ein solches Projekt auch dauerhaft günstiges Wohnen. Hintergrund ist, dass Provisionen für Bauträger wegfallen, wobei die Bauherren auch das Risiko von Kostenerhöhungen tragen.
Die ersten Grundstücke könnten kommendes Jahr vergeben werden
Bis zum März will die Stadt nun ein Vergabekonzept entwickeln. Vermutlich, so Schaller, sei es sinnvoll, für die verschiedenen Baufelder unterschiedlichen Konzepten den Zuschlag zu geben, um eine gewisse Mischung zu erzielen. Auch Informationsveranstaltungen soll es geben, um die Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Bauens bekannter zu machen. Im Lauf des kommenden Jahres könnten bei entsprechender Bewerberlage schon die ersten Zuschläge für Baufelder vergeben werden, so Schaller.
Laut Merkle soll das Konzept, das in der Sheridan-Kaserne nun erprobt wird, auch auf anderen Konversionsflächen, etwa dem Reese-Areal, genutzt werden. Auch auf anderen städtischen Grundstücken könne auf diese Weise Wohnungsbau entstehen. Die Grünen fordern, dass die Stadt dazu Erbbaurechte vergibt, um die Kosten für die Bauherren niedrig zu halten.
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