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Augsburg: Hier hinterlassen Biber ihre Spuren in Augsburg

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Hier hinterlassen Biber ihre Spuren in Augsburg

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    An vielen Orten in der Stadt haben Biber ihre Spuren hinterlassen, wie die Augsburger Biberbeauftragte Monika Weber zeigt.
    An vielen Orten in der Stadt haben Biber ihre Spuren hinterlassen, wie die Augsburger Biberbeauftragte Monika Weber zeigt. Foto: Fridtjof Atterdal

    Wohl kein Tier in der Stadt hat so viele Fans wie der Biber. Der dicke Biber vom Jakobertor, der dort offenbar regelmäßig seine Runden läuft, ist mittlerweile zum Internetstar aufgestiegen - sein auf Facebook, Instagram und Twitter verbreitetes Video wurde unzählige Male geklickt und kommentiert. Biber gibt es, wo es Wasser gibt - was in Augsburg mit seinen vielen Kanälen fast überall der Fall ist, wie die Biberbeauftragte der Stadt, Monika Weber, weiß.

    "Wenn man genau hinschaut, kann man die Spuren der Tiere recht leicht erkennen", weiß die Biberexpertin. In der Innenstadt sind es natürlich keine großen Dämme oder Biberburgen - aber angeknabberte Bäume, breite Schleifspuren von den Uferböschungen ins Wasser und unterhöhle Gebiete in Ufernähe zeugen von den scheuen Bewohnern. Wenn man die Tiere zu Gesicht bekommen möchte, muss man sich spät nachts auf die Lauer legen - tagsüber stecken sie kaum den Kopf aus ihren Wohnhöhlen, sagt Monika Weber.

    Am Stadtgraben kann man den Eingang in die Wohnhöhle einer Biberfamilie sehen.
    Am Stadtgraben kann man den Eingang in die Wohnhöhle einer Biberfamilie sehen. Foto: Fridtjof Atterdal

    Wer sich die Spuren der Biber im Stadtgebiet anschauen möchte, kann vom Liliom-Kino aus ein Stück den Stadtgraben in Richtung MAN laufen. Schon die mit Draht ummantelten Bäume zeugen hier von Biberaktivitäten, weiß Weber. An den Ufern sind immer wieder kleine Höhlen zu erkennen, die offenbar in die Böschung hineinführen. Von der Uferböschung führen "Rutschbahnen" runter zum Wasser, die von den Tieren regelmäßig genutzt werden. "Die Biber sind recht fleißig und graben sich Tunnel und Wohnhöhlen, in denen sie geschützt ihre Jungen großziehen können." Ein Stück weiter den Graben entlang kann man eine kleine Biberburg sehen, die ins Wasser hineinreicht. Das Elternpaar lebt mit dem aktuellen Wurf und den einjährigen Geschwistern zusammen. Obwohl eine Biberfamilie bis zu acht Tiere umfassen kann, bleibt die Zahl der Biber mit rund 120 Tieren im Stadtgebiet relativ konstant, so Weber. "Die Biber haben feste Reviere, die sie auch verteidigen", sagt die Expertin.

    Biber bekommen bis zu drei Junge im Jahr - ohne Feinde in der Stadt

    Ein bis drei Junge bekommt ein Biberpaar im Jahr - die Sterblichkeit ist hoch. Jetzt im April und Mai kommen die Jungtiere zur Welt. "Im Durchschnitt überlebt nur ein Junges und sucht sich mit zwei Jahren ein eigenes Revier", so Weber. Weil nahezu alle Reviere im Stadtgebiet besetzt sind, kommt es regelmäßig zu Kämpfen - die für eine Partei oft tödlich enden. "Zumeist trifft ein junger Biber auf der Suche nach einer neuen Bleibe auf ein erfahrenes Alttier - was dann nicht gut ausgeht", so Weber. Sonst hat der Biber in der Stadt keine Feinde - außer Autos, die immer wieder mal ein unvorsichtiges Tier erwischen.

    Der Biber ist streng geschützt, weshalb er selbst und seine Bauwerke nicht angetastet werden dürfen. "Das führt natürlich immer wieder zu Konflikten mit Anwohnern, bei denen der Biber Bäume fällt oder den Garten leer frisst", berichtet Weber. Neben Weiden und Pappeln lieben die Tiere beispielsweise auch Obst - und selbst einen Kräutergarten verschmähen sie nicht. Die Bäume fällen die Biber nicht, weil sie den Stamm lecker finden: "Die Tiere sind scharf auf die Triebe - und die wachsen nun mal ganz oben", weiß die Expertin. "Die Leute rufen entsetzt oder völlig aufgebracht bei uns an, was sie mit dem Biber machen sollen", berichtet Weber. "Die Antwort ist einfach - man muss lernen, sich mit den Tieren zu arrangieren", klärt die Biberbeauftragte die Menschen dann auf.

    Das Augsburger Tiefbauamt hält die Kanäle von Biberbauwerken frei

    Etwas anderes ist es natürlich, wenn die Tiere zur Gefahr werden. Das Tiefbauamt der Stadt ist für den Unterhalt der Augsburger Kanäle zuständig. "Wenn ein Biber anfängt, einen Kanal aufzustauen oder beispielsweise einen Baum in ein Kraftwerk zieht, muss sofort gehandelt werden." Die Mitarbeiter des Tiefbauamtes seien regelmäßig beschäftigt, die Bauaktivitäten der Tiere in den Augsburger Kanälen in Schach zu halten.

    In Siebenbrunn hat ein Biber den Brunnenbach aufgestaut. In dem Biotop ist die Arbeit des eifrigen Baumeisters gern gesehen - schafft sie doch Lebensräume für neue Arten.
    In Siebenbrunn hat ein Biber den Brunnenbach aufgestaut. In dem Biotop ist die Arbeit des eifrigen Baumeisters gern gesehen - schafft sie doch Lebensräume für neue Arten. Foto: Fridtjof Atterdal

    Wie es aussehen kann, wenn der Biber ungestört werken darf, kann man in Siebenbrunn am Brunnenbach sehen. In dem Biotop zeugen abgekaute Äste und gefällte Bäume von Biberaktivitäten. An mehreren Stellen führen Eingänge zu Wohnhöhlen in der Uferböschung. An einer Stelle haben die Tiere einen großen Damm errichtet und den Brunnenbach zu einem kleinen See aufgestaut. "Durch die Biberaktivität musste sich der Bach einen neuen Weg suchen", zeigt Weber. Die Tiere würden hier als Landschaftsarchitekten tätig - mit vielen positiven Auswirkungen auf das Artenreichtum.

    Die Augsburgerin Elisabeth Retsch hat in den vergangenen Jahrzehnten einiges erlebt in Augsburg. Seit knapp 40 Jahren führt sie Einheimische und Gäste durch ihre Heimatstadt. Hören Sie sich dazu den Podcast an:

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