Nach jahrelangen Diskussionen über Verbesserungsmöglichkeiten für Radler in der Hermanstraße laufen ab kommendem Montag die Vorarbeiten für Radwege in beide Richtungen. Radler sollen auf der Hauptstraße künftig stadtauswärts auf ganzer Länge und stadteinwärts zwischen Gögginger Brücke und Beethovenstraße versuchsweise eigene Spuren bekommen. Allerdings werden so gut wie alle Parkplätze wegfallen. Die ersten Parkverbotsschilder stehen bereits, voraussichtlich Mitte Juli werden die provisorischen Radwege dann markiert. Bei Anliegern hält sich die Begeisterung teilweise in Grenzen, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub begrüßt den Beginn der Arbeiten.
Parkplatz-Mangel in der Hermanstraße? Friedhof und Ibis-Hotel in Sorge
Im Hotel Ibis weiß man noch nicht, wo etwa Bus-Reisegruppen oder Einzelreisende mit dem Taxi künftig aussteigen können. Man hoffe, dass es künftig in der im Bau befindlichen Ladehofstraße gegenüber Ausstiegsmöglichkeiten gibt. Der Knotenpunkt wird eine Ampel bekommen. "Das ist die einzige Lösung", sagt Hoteldirektor Jadranko Vujinovic, der Nachteile fürs Hotel befürchtet.
Auch in der Verwaltung des Hermanfriedhofs hält sich die Begeisterung in Grenzen. Noch kommen viele Angehörige zur Grabpflege mit dem Auto. "Das ist zum großen Teil ein älteres Publikum, das sich schwertut, Blumen oder Erde anders vor Ort zu bekommen", so Michael Müller, Geschäftsführer der katholischen Gesamtkirchengemeinde. Die Erschwernis könne zur Folge haben, dass Gräber aufgegeben werden. Als Ganzjahresradler, so Müller, finde er Verbesserungen im Radwegenetz gut, man dürfe aber auch die Probleme nicht ignorieren. Er hätte eine Alternativroute besser gefunden.
Die Fraktion Bürgerliche Mitte kritisierte am Donnerstag das Vorgehen der Stadt. Bis im Bereich der Ladehofstraße keine Ersatzparkplätze für den Friedhof geschaffen seien, fordere man einen Stopp des Versuchs. "Es ist erschreckend, dass die CSU stillschweigend dabei zuschaut, wie die Grünen verbieten und umerziehen, ohne Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, wirkliche Alternativen zu bieten", so Stadträtin Beate Schabert-Zeidler. Insgesamt fallen mehr als 30 Park- und Ladeplätze weg. Nur für eine Sozialeinrichtung wird eine Bucht eingerichtet.
Radler müssen in der Hermanstraße bisher mit Autos "mitschwimmen"
Eine Verbesserung der Situation für Radler in der Hermanstraße wird gleichwohl seit vielen Jahren gefordert. Auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Innenstadt und Göggingen, die auch von vielen Schülern genützt wird, müssen Fahrradfahrer seit jeher mit dem Autoverkehr mitschwimmen oder können stadtauswärts auf dem Gehweg in Schrittgeschwindigkeit fahren (allerdings halten sich zum Leidwesen von Fußgängern die wenigsten Radler daran).
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub hält dort Verbesserungen für überfällig. Pro Jahr gibt es in der Hermanstraße zwischen fünf und zehn Unfälle mit Radlerbeteiligung. Die Stadt hatte in der Vergangenheit auch eine Alternativroute durchs Beethovenviertel diskutiert, allerdings war am Ende der direkte Weg durch die Hermanstraße gewünscht. ADFC-Vorstandsmitglied Martin Wohlauer sagt, dass es von Radlern den dringenden Wunsch nach einem Radweg gebe. Auch eine generelle Verkehrsberuhigung der Straße wäre aus Wohlauers Sicht eine Möglichkeit gewesen, die aber aktuell nicht durchsetzbar war. "Insofern ist es ein Kompromiss." Auch Wohlauer weist aber darauf hin, dass das Thema Ersatzstellplätze seitens der Stadt durchaus konkret in Aussicht gestellt worden sei.
Neuer Radweg in Augsburg: Kaiserhofkreuzung zunächst ausgenommen
Der besonders kitzlige Bereich der Kaiserhofkreuzung wird stadteinwärts zunächst keinen Radweg bekommen. Dann müsste die Rechtsabbiegerspur für Autos wegfallen, was Staus zur Folge hätte. Als im vergangenen Sommer das Klimacamp im Rahmen einer Demo dort im Berufsverkehr symbolisch eine Radspur abmarkierte, stauten sich die Autos bis zur Gögginger Brücke zurück. Auch Straßenbahnen standen im Stau. Die Stadtwerke warnten bereits vor einem Radwegversuch in diesem Bereich. Aktuell ist noch nicht klar, wie mit diesem Abschnitt umgegangen werden soll. Eine großräumige Umleitung über die künftige Ladehofstraße sei gerade auswärtigen Autofahrer kaum zu vermitteln, so Baureferent Gerd Merkle (CSU).
Radweg-Versuch in Neuburger Straße verzögert sich
Neben den Radwegversuchen in der Herman- und Frölichstraße wollte die Stadt in diesem Jahr auch in der Neuburger Straße östlich des Schlössles eine Radspur einrichten. Dafür müsste eine Autospur je Richtung wegfallen. Vermutlich wird der Start dieses Tests auf das Frühjahr 2022 verschoben werden müssen, so das Tiefbauamt. Grund ist, dass die Neuburger Straße aktuell wegen der Baustelle in der Stadtbachstraße als Umleitungsstrecke genutzt werden muss. Wie berichtet will die Stadt auch in der Neusäßer Straße nahe der Uniklinik je eine Autospur durch Radwege ersetzen. Im Zuge von Kanalarbeiten kommendes Jahr am Mittleren Graben in der Innenstadt soll geprüft werden, ob am Flaschenhals zwischen Perlachberg und Leonhardsberg Verbesserungen für Radler möglich sind.
Noch keine Neuigkeiten gibt es zum Fahrradbürgerbegehren zu vermelden. Stadt und Initiatoren haben wohl einen Vertragsentwurf erarbeitet, den beide Seiten aktuell nochmal prüfen. Beide Seiten haben Stillschweigen vereinbart. Das Bürgerbegehren fordert unter anderem mehr Sicherheit für Radler und einen Ausbau des Radwegenetzes und der Abstellplätze.