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Augsburg: Hermann-Schmid-Akademie: Können die Realschüler doch bleiben?

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Hermann-Schmid-Akademie: Können die Realschüler doch bleiben?

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    Der Ärger der Demonstranten richtete sich gegen die Stadt und auch gegen die CSU. Der Hintergrund: Schon kurz nachdem die Schließung der Hermann-Schmid-Akademie bekannt gegeben worden war, schlug die Partei den Kauf der Einrichtung vor.
    Der Ärger der Demonstranten richtete sich gegen die Stadt und auch gegen die CSU. Der Hintergrund: Schon kurz nachdem die Schließung der Hermann-Schmid-Akademie bekannt gegeben worden war, schlug die Partei den Kauf der Einrichtung vor. Foto: Bernd Hohlen

    „SOS. Rettet uns und unsere Schule!“ Groß steht dieser Notruf auf einem Plakat geschrieben. Schüler, Eltern und Lehrer machten am Montagfrüh ihrem Unmut über die Schließung der privaten Hermann-Schmid-Akademie (HSA) Luft: Sie protestierten vor dem Schulgebäude an der Bürgermeister-Ackermann-Straße in Kriegshaber gegen das Aus der Einrichtung. Zumindest für einige Schüler gibt es offenbar aber Hoffnung.

    „Es geht hier um Kinder und nicht um Gegenstände“, ärgert sich eine Mutter am Montagmorgen. „Alle Realschulen sind total überfüllt. Wie sollen die noch jemanden aufnehmen? Unsere Kinder wollen im Klassenverband bleiben“, fügt Sandra Buchwieser an. Und ein weiteres Thema, das am Wochenende hochkochte, wird angesprochen: HSA-Betriebsratschef Hermann Kick kritisiert die „Empathielosigkeit“, die die Vertreter der Stadt Augsburg den Schülern und Lehrern der HSA entgegenbrachten.

    HSA in Augsburg: Ärger richtet sich gegen Stadt und CSU

    Der Ärger der Demonstranten richtet sich an diesem Morgen vor allem gegen die Stadt und die CSU. Hintergrund: Kurz nachdem Prokuristin Nicole Schmid am Freitag das Aus der Schule auf einer Pressekonferenz öffentlich gemacht hatte, verschickte die CSU-Stadtratsfraktion eine Pressemitteilung und schlug den Kauf der HSA vor, um sie für städtische Schulen zu nutzen. Die Christsozialen ließen durchblicken, dass das Schulgebäude zu einem späteren Zeitpunkt vom Peutinger-Gymnasium genutzt werden könnte. Dessen Schulleiter Stephan Lippold brachte das Fass zum Überlaufen, als er sich am Samstag in einem Elternbrief an die Schulfamilie wandte und die „freudige Nachricht“ überbrachte, dass – falls der Stadtrat zustimme – das Peutinger-Gymnasium bereits in eineinhalb Jahren an die Ackermann-Straße ziehen könnte.

    Der Ärger der vergangenen Tage ging nicht spurlos an der Stadtspitze vorüber. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) verteidigte die Vorgehensweise der Stadt am Montag bei einer Pressekonferenz. Bereits im Januar sei Familie Schmid, die hinter der HSA steht, auf Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) zugekommen. Er selbst, so Gribl, habe sich Mitte Februar erstmals mit dem Thema beschäftigt. Es habe Handlungsbedarf gegeben, weil sich kein anderer freier Träger fand, der die Akademie übernehmen wollte.

    "Kleines Zeitfenster" für den Erwerb des HSA-Gebäudes

    Für eine Schließung der HSA brauchen die Verantwortlichen finanzielle Mittel, um einen Sozialplan für die Beschäftigten sicherzustellen, sagt Gribl. Dafür müsse das Gebäude verkauft werden. „Der jetzige Eigentümer könnte sich als Folgenutzung auch ein Dienstleistungszentrum vorstellen. Dann könnte der Bau von der Stadt aber gar nicht mehr für schulische Zwecke genutzt werden. Deshalb gibt es hier nur ein kleines Zeitfenster“, betonte Gribl im Hinblick auf die kommende Stadtratssitzung. Die Politiker werden den Kauf dann diskutieren. „Dabei handelt es sich nicht um einen Kaufvertrag oder einen Beschluss, dass das jetzt so gemacht wird, sondern um einzelne Prüfbausteine“, so Gribl.

    Finanzreferentin Eva Weber (CSU) räumte ein, dass es in der vergangenen Woche Fehler in der Kommunikation gegeben habe. Gemeinsam mit Schulreferent Köhler habe sie am Samstagabend ein Elterntreffen besucht, um den Unmut zu entkräften. Nun soll es einen runden Tisch geben, an dem Vertreter von Schule, Stadt und Staat gemeinsam eine Lösung finden wollen.

    Gibt es eine Lösung für die 180 verbleibenden Realschüler?

    Für die verbleibenden 180 Schüler der Rudolf-Diesel-Realschule gibt es unter Umständen auch eine Perspektive, so die Stadtspitze. Nämlich dann, wenn die Stadt das Gebäude erwirbt, als Sachaufwandsträger in Erscheinung tritt und der Freistaat die Trägerschaft übernimmt. Dann könnten die Realschüler erst einmal weiter im HSA-Gebäude beschult werden, um später an die geplante neue Realschule im Augsburger Osten angegliedert zu werden. „Die Schüler der Rudolf-Diesel-Realschule könnten der Grundstock für die dritte staatliche Realschule in Augsburg werden“, sagt Hermann Köhler.

    Seit Langem fehlen in Augsburg Plätze für Realschüler, weswegen viele Schüler in Einrichtungen der umliegenden Landkreise pendeln müssen. Anfang Februar brachten die Mitglieder des Bildungsausschusses deshalb den Beschluss über eine neue Realschule auf den Weg, die im Augsburger Osten entstehen soll. Sie soll einmal in dem Gebäude untergebracht werden, in dem sich jetzt noch das Bayernkolleg befindet. Allerdings würden bei einer Verstaatlichung die Lehrkräfte nicht übernommen. „Der Staat setzt auf verbeamtete Lehrkräfte, die über eine entsprechende Qualifikation verfügen. Nur in Ausnahmen werden Lehrer befristet angestellt“, so Bernhard Buchhorn, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Bayern. In diesem Fall stünde es den Lehrkräften frei, sich zu bewerben.

    Die Hermann-Schmid-Akademie schließt zum Ende des Schuljahres ihre Pforten. Viele Eltern sind entsetzt über diese Entscheidung.
    Die Hermann-Schmid-Akademie schließt zum Ende des Schuljahres ihre Pforten. Viele Eltern sind entsetzt über diese Entscheidung. Foto: Silvio Wyszengrad

    Übernimmt der Freistaat nicht die Trägerschaft für die Rudolf-Diesel-Realschule, werde er dennoch jedem Schüler einen Platz bieten. Rund ein Drittel der Schüler komme aus dem Umland. „Ein Teil würde in Einrichtungen in den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg unterkommen“, sagt Buchhorn. Bei den Realschulen im Stadtgebiet baut er unter anderem auf die Unterstützung durch das Schulwerk der Diözese Augsburg. „Das wird ein Puzzle geben, schließlich geht es da um Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Wahlpflichtfächer und Ganztagsangebot.“ Ein weiteres Problem: Ein Teil der Augsburger Realschulen ist nur für Mädchen geöffnet – der Großteil der Schüler der Rudolf-Diesel-Realschule sind aber Jungen.

    Diese geringe Auswahl an Plätzen macht auch Karin Schönwetter Sorgen. Ihr Sohn Jonas besucht die siebte Klasse der Realschule an der HSA. Die Schließung kommt für sie nicht überraschend. „Auch wenn sie sie erhalten würden, wären die Probleme nicht gelöst.“

    Abbruch der Ausbildung aus Mangel an Alternativen

    Ihre Aufgabe sei nun, sich nach einer neuen Schule umzusehen. Damit sieht sich auch Niklas Mayer, 20, konfrontiert. Er besucht die Berufsfachschule, wo er in einer zweijährigen Ausbildung den kaufmännischen Assistenten für Informationsverarbeitung absolviert. „Für uns kommen nur andere Schulen in München, Schongau oder Nürnberg infrage. München ist überfüllt und viel teurer, Schongau schlecht mit dem Zug erreichbar“, sagt er. Für einige Mitschüler käme mit der Schließung der HSA nur der Abbruch ihrer Ausbildung in Frage.

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