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Augsburg: Herbstliche Wildschwein-Invasionen schwer zu verhindern

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Herbstliche Wildschwein-Invasionen schwer zu verhindern

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    Eines der Wildschweine trieb verängstigt in einem Kanal. Zwei Stunden lang hielt der Einsatz Polizei, Feuerwehr und Passanten in Atem.
    Eines der Wildschweine trieb verängstigt in einem Kanal. Zwei Stunden lang hielt der Einsatz Polizei, Feuerwehr und Passanten in Atem. Foto: Silvio Wyszengrad

    Erneute Wildschwein-Invasion in Augsburg: Nachdem sich am Montag vor zwei Wochen eine Rotte im Stadtgebiet verirrt hatte und überfahren wurde beziehungsweise erschossen werden musste, kamen am Mittwoch abermals acht Tiere ins

    Gegen 7.30 Uhr wurden die ersten Tiere am Jakobertor gesichtet. Von da an waren Polizei und Feuerwehr im zweistündigen Dauereinsatz, weil weitere Meldungen eingingen: Hanreibach, Milchberg und Proviantbachwehr waren bis 8 Uhr Stellen, wo Tiere gesichtet wurden. In der Johannes-Haag-Straße rannte ein Tier in ein Auto. Es gab 3000 Euro Schaden.

    Am Proviantbach griff ein Tier zwei Feuerwehrleute an. „Sie konnten sich mit einem beherzten Sprung über einen Zaun in Sicherheit bringen“, so Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel. Gegen 8.30 Uhr wurde ein Arbeiter, 30, bei Kuka von einem panischen Schwein am Fuß verletzt, nachdem es zuvor über Berliner Allee und Lechhauser Brücke und Radetzkystraße auf das Firmenareal geflüchtet war.

    Wildschwein rennt Mann um

    Die brenzligste Situation gab es aber am Bahnhaltepunkt Haunstetter Straße und am Hochzoller Bahnhof. Ein Tier rannte über Bahnsteige in der Haunstetter Straße. „Dort herrschte reger Pendlerverkehr“, so Polizeisprecher Manfred Gottschalk. Ein 45-Jähriger wurde von dem Wildschwein umgerannt. Anschließend flüchtete das Tier auf die Bahngleise Richtung

    „In ihrer Panik sind die Tiere unkontrollierbar. Gut zureden, funktioniert da nicht“, so Gottschalk. Zum Schutz der Bevölkerung sei nichts anders übrig geblieben, als alle acht Tiere zu töten. Mit bis zu 150 Kilo sind Wildschweine Schwergewichte. Mit ihren Zähnen können sie ernste Verletzungen verursachen. „Das hätte alles auch anders ausgehen können“, sagt Gottschalk.

    Wildschweine kamen vermutlich aus dem Stadtwald

    Vermutlich kam die Rotte gestern aus dem Stadtwald – inzwischen ein klassisches Einfallstor für Wildschweine in die Stadt. „Bis vor fünf Jahren waren Wildschweine kein Thema bei uns“, sagt Hartmut Dauner, Chef der städtischen Forstverwaltung. Doch das habe sich geändert. Die sich ausbreitenden Maisfelder seien ein Paradies für die Tiere. „Wenn im Oktober und November abgeerntet wird, stehen die Tiere orientierungslos da und suchen nach einer neuen Bleibe.“ Weil zeitgleich in anderen Waldgebieten Drückjagden stattfinden, suchen viele Tiere im Siebentischwald Schutz.

    Teils kommen sie aus dem Landkreis Aichach-Friedberg über den Lech. „Die Tiere sind exzellente Schwimmer“, sagt Dauner. Wie in einem Trichter sammeln sich die Tiere im Stadtwald, der fast ans Rote Tor heranreicht. Spaziergänger mit Hunden versetzen die Schweine mitunter in Unruhe. Unversehens stehen die Rotten dann an Hauptverkehrsstraßen in der Stadt, flüchten entlang von Grünschneisen wie Bächen und Parks – und geraten in Panik. Dann können die Tiere zur Gefahr für Passanten werden. In jedem Fall sollte man ihnen aus dem Weg gehen und ihnen eine Fluchtmöglichkeit offen lassen, wenn man in der Stadt auf Tiere trifft.

    Verhindern lassen sich die herbstlichen Wildschwein-Invasionen nicht ohne Weiteres. Mit Zäunen zu operieren, sei schwierig, weil diese kein Hindernis für die wühlenden Tiere darstellen, sagt Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands. Alle Wege in den Wald müssten zudem mit Metallrosten versehen werden, die von den Schweinen gemieden werden, sagt Dauner. Auch eine verstärkte Bejagung im Stadtwald ist schwierig. Dort werde ohnehin schon intensiv gejagt, sagt Dauner. Doch Drückjagden, wie sie bei Wildscheinen üblich sind, sind hier tabu.

    Dabei scheuchen Treiber die Tiere im Wald auf, sodass sie in Richtung der Jäger laufen. Doch dafür müsste das Naherholungsgebiet Stadtwald – besucht von vier Millionen Menschen jährlich – aus Sicherheitsgründen zeitweise abgesperrt werden. „Aber selbst bei Waldarbeiten haben wir Schwierigkeiten, die Leute von abgesperrten Wegen fernzuhalten. Und selbst um Mitternacht sind Leute unterwegs“, hat Dauner beobachtet. Generell, so Landschaftspfleger Liebig, seien mehr Wildtiere in der Stadt unterwegs.

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