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Augsburg: Heiraten in Corona-Zeiten: Aus dem "Ja" wird ein "Vielleicht"

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Heiraten in Corona-Zeiten: Aus dem "Ja" wird ein "Vielleicht"

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    Viele Hochzeiten werden wegen des Coronavirus verschoben. Unser Bild stammt von der Hochzeitsmesse im September 2019, wo sich manche Dame noch auf das große Ereignis vorbereitete.
    Viele Hochzeiten werden wegen des Coronavirus verschoben. Unser Bild stammt von der Hochzeitsmesse im September 2019, wo sich manche Dame noch auf das große Ereignis vorbereitete. Foto: Annette Zoepf (Archiv)

    Nichts in diesen Tagen ist normal. Corona beeinflusst alles – auch die Hochzeitspläne vieler Augsburger. Etwa die von Sandra Walter. Die 29-Jährige wollte am 30. April heiraten – in Meran, Südtirol. Sie sagt, „vergangenes Jahr im Frühling hat es uns dort so gut gefallen, dass wir unbedingt dort heiraten wollten“. Anfang März wollten sie die Hochzeitslocation besichtigen, damals habe es laut Hotel kaum Coronafälle in Südtirol gegeben. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Walter sagt, „wir gehen nicht mehr davon aus, am 30. April in Italien zu heiraten“. Nun suche man ein Standesamt in der Region, denn das Datum sei bereits in die Ringe graviert.

    Das Standesamt Augsburg ist auch vom Coronavirus betroffen

    Eine schwierige Suche, das Brautpaar hofft aber noch. Die Situation sei vor allem emotional schwierig, weniger finanziell. Das Hotel in Meran könne man kostenfrei stornieren, auch habe man nur im engsten Kreis feiern wollen. Von Freunden, denen es ähnlich gehe, erklärt die 29-Jährige, habe sie gehört, dass Bands, Fotografen oder Trauredner immerhin bereit seien, Termine zu verschieben.

    Damit muss sich derzeit auch das Augsburger Standesamt auseinandersetzen. Laut Leiter Karl Krömer gibt es bisher noch keine Absagen von Hochzeiten, allerdings seit der vergangenen Woche bereits zehn Terminverschiebungen. „Bisher betrifft das nur Eheschließungen in den nächsten zwei oder drei Wochen, Menschen fragen aber bereits zur Situation im Mai oder Juni nach.“ Die könne man nur mit dem jeweils aktuellen Kenntnisstand beantworten, Absagen für Mai und später habe es bisher nicht gegeben. Aus den Gesprächen mit den Brautpaaren, erklärt der Leiter, ergebe sich, dass die Schutzmaßnahmen aufgrund der Pandemie zu den Absagen führen.

    Seit diesem Dienstag sei bei Eheschließungen im Standesamt außer dem Beamten nur noch das Brautpaar selbst zugelassen – weder Trauzeugen, noch Gäste. Überhaupt sei nur noch in Einzelfällen ein persönliches Gespräch im Amt möglich und das auch nur nach Terminvereinbarung. Wie alle anderen Ämter auch hat das Standesamt auf Schriftverkehr umgestellt.

    Nicht nur Brautpaare, auch Hochzeits-Dienstleister trifft Corona

    Zahlreicher Schriftverkehr beschäftigt derzeit auch Kathleen Empl. Sie führt zusammen mit ihrem Mann das Gut Schwabhof. Viele Menschen aus Stadt und Umland heiraten auf dem Gutshof zwischen Augsburg und Kissing. Empl berichtet, dass viele der Hochzeitspaare, die im Mai oder Juni heiraten wollen, derzeit anrufen. Sie wollen eine Beratung, ob man denn verschieben müsse. „Wir wollen da zusammen eine Lösung finden – sicher steht manches Brautpaar in der aktuellen Lage vor finanziellen Problemen. Ebenso wie wir Dienstleister.“ Noch sei keine Hochzeit verschoben, aber mit Fragezeichen versehen. Normalerweise kämen um diese Zeit bereits Anfragen für 2021, aber auch diese gehen gerade zurück.

    Noch sei der Kalender „rappelvoll“, besonders am Freitag und Samstag. Empl sagt, sie hoffe, das bleibe so. Wissen könne man es in diesen Zeiten nicht. In einer weiteren Augsburger Hochzeitslocation gibt man sich noch entspannter: Pavlos Tabakis, Geschäftsführer des Damenhofs, erklärt, bisher gebe es keine Absagen von Hochzeiten oder auch nur Anfragen diesbezüglich. Man starte erst Ende Mai in die Hochzeitssaison und sei guter Dinge, dass das klappt.

    Für Sandra Walter und ihren künftigen Ehemann gibt es noch einen kleinen Hoffnungsschimmer: „Wenn es im April nicht klappt, hoffen wir auf den Dezember“. Dann feiere das Paar seinen zehnten Jahrestag. Sollte man in Meran heiraten können, wäre das sehr schön.

    Wie verändert sich die Arbeit von Journalisten in Zeiten des Coronavirus? In einer neuen Folge unseres Podcasts geben wir einen Einblick.

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