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Augsburg: Häuser auf Stelzen: Sieht so das Wohnen der Zukunft aus?

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Häuser auf Stelzen: Sieht so das Wohnen der Zukunft aus?

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    Das neue Haus der Albaretto-Seniorenresidenz wurde auf Stelzen über einem bestehenden Parkplatz errichtet.
    Das neue Haus der Albaretto-Seniorenresidenz wurde auf Stelzen über einem bestehenden Parkplatz errichtet. Foto: Ulrich Wagner

    Von weitem sieht das Gebäude nach nichts Besonderem aus: ein insgesamt sieben Stockwerke hohes Mehrfamilienhaus mit Flachdach, ockerfarbenem Anstrich und 46 Wohnungen an der Bgm.-Ackermann-Straße. Doch das Gebäude ist womöglich ein Vorreiter in Augsburg.

    Das Erdgeschoss "schwebt" in sieben Metern Höhe auf Stelzen

    Die Wohnungen des untersten Wohngeschosses haben ihren Fußboden in sieben Metern Höhe. Das Haus, das zur Eröffnung im Sommer voll belegt war, ruht auf Stelzen, und wo normalerweise das Erdgeschoss liegen würde, gibt es Parkplätze. Bauherr Bernhard Spielberger hat das Haus, das Teil der Seniorenresidenz Albaretto ist, aus Platzgründen auf den bestehenden Parkplatz des dortigen Einzelhandelszentrums gebaut. "So wird der Platz doppelt genutzt. Der Parkplatz war ja ohnehin schon versiegelt", so Immobilienunternehmer Spielberger. Für die angrenzenden Geschäfte wurde es etwas dunkler, allerdings habe man für Lichteinfall gesorgt, indem man eine Lücke zwischen dem Dach des Geschäftshauses und der Decke über den Parkplätzen gelassen habe. Zudem gebe es ein Beleuchtungskonzept, das aktuell nochmal nachgebessert wird.

    Grundstücke für den Wohnungsbau sind knapp

    Die Idee, aufgestelzte Häuser auf Parkplätzen zu errichten, wird seit einigen Jahren verstärkt diskutiert. Denn gerade in Großstädten ist das Angebot an Baugrundstücken gering. Der Mangel sorgt seit Jahren auch in Augsburg für steigende Preise. Eine Studie im Auftrag des Bundes Naturschutz für Augsburg ergab vor zwei Jahren, dass über großen Parkplätzen von Firmen und Geschäften in der Stadt theoretisch ein Potenzial von 8800 Wohnungen besteht. Die Idee der Naturschützer ist, durch Nutzung dieser Flächen eine Bebauung der "grünen Wiese" zu verhindern. Dieses Potenzial verpuffe weitgehend ungenutzt. Bundesweit beachtet wurde zuletzt in München das Haus am Dantebad, das auf einem bestehenden Parkplatz errichtet wurde und Sozialwohnungen beherbergt. Die Stadt München hat beschlossen, aktiv auf Suche nach geeigneten Flächen zu gehen, etwa P+R-Plätzen, um dort Wohnprojekte zu prüfen.

    So sieht das Stelzenhaus von unten aus.
    So sieht das Stelzenhaus von unten aus. Foto: Ulrich Wagner

    Auch in Augsburg bleibt das Albaretto womöglich nicht das einzige Gebäude, zum Standard wird es aber wohl eher nicht. Dabei taucht das Thema Nachverdichtung und Überbauung im schwarz-grünen Koalitionsvertrag als ein möglicher Ansatz auf. Es hätten sich bereits Projektentwickler und Grundstückseigentümer mit ähnlichen Ideen an die Stadt gewandt, so das Baureferat. "Bei der vertieften Planung der Projekte zeigt sich, dass hier tatsächlich noch ein großes Potential für den Bau neuer Wohnungen besteht", so Baureferent Gerd Merkle (CSU). Allerdings sei die Umsetzung nicht ganz einfach.

    Stellplatznachweis und Lärmschutz als Probleme

    Zum einen müsse geklärt werden, wie die Autostellplätze für die neu hinzu kommenden Wohnungen nachgewiesen werden. Hintergrund: Laut Stellplatzsatzung muss grob gesagt ein Stellplatz pro Wohnung mitgebaut werden, um zu verhindern, dass die angrenzenden Straßen vollgeparkt werden. Im Fall des Albaretto wurde noch eine kleine Tiefgarage dazugebaut, die aus Platzgründen über einen Autoaufzug erschlossen ist.

    Und dann gebe es noch die Frage des Lärmschutzes, so Merkle. Denn meist liegen derartige Parkplätze in Gewerbegebieten, wo eine Wohnbebauung nicht zulässig ist und auch nicht besonders attraktiv wäre. Im Fall von Supermärkten hätten die Betreiber oft auch gar kein Interesse, ihre Parkplätze zu überbauen. "Die zur Straße orientierten sichtbaren oberirdischen Parkplätze werden als wesentliches Merkmal für die Attraktivität eines Marktes gesehen", so Merkle. In Mischgebieten (dort sind Wohnen und Gewerbe erlaubt) wäre eine Aufstockung bestehender Discounter häufig sinnvoll. "Allerdings sind Statik und Struktur der Bestandsgebäude überwiegend für eine Aufstockung nicht geeignet", so Merkle.

    Bei Neubauten mehrere Stockwerke planen

    Mehr Potenzial sieht die Stadt darin, bei Neubauvorhaben etwa eines Supermarktes den Boden mehrfach zu nutzen - also statt eines eingeschossigen Flachdachgebäudes mit Supermarkt ein mehrgeschossiges Gebäude mit darüberliegenden Wohnungen oder Büros zu planen. Ein Beispiel dafür sei der am nördlichen Ende des Reese-Parks entstehende Komplex der Wohnbaugruppe. In der Anlage an der Ulmer Straße sind unter anderem ein Supermarkt und eine Drogerie untergebracht, darüber liegen Wohnungen.

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