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Augsburg: Gutachten bewertet die umstrittene Tarifreform im AVV als Erfolg

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Gutachten bewertet die umstrittene Tarifreform im AVV als Erfolg

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    Die Zahl der Abonnenten im Nahverkehr ging in Augsburg nach oben. Allerdings kehrte ein Teil der Fahrgäste dem Nahverkehr auch ganz den Rücken.
    Die Zahl der Abonnenten im Nahverkehr ging in Augsburg nach oben. Allerdings kehrte ein Teil der Fahrgäste dem Nahverkehr auch ganz den Rücken. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Gut drei Jahre nach Inkrafttreten der Tarifreform bei Straßenbahnen, Bussen und Zügen im Großraum Augsburg bewertet ein von Stadt und Landkreisen in Auftrag gegebenes Gutachten die Reform als Erfolg. Die Hauptziele, Einnahmen zu steigern und mehr Fahrgäste - insbesondere Abonnenten - zu gewinnen, seien erreicht und teils sogar übererfüllt worden, so die Botschaft des Beratungsunternehmens Civity, das Auswirkungen der Tarifreform 2018/2019 unter die Lupe nahm. Das Corona-Jahr 2020, das erhebliche Fahrgastrückgänge mit sich brachte, wurde nicht untersucht. Vorgestellt werden soll die Bewertung der Tarifreform, die speziell im Stadtgebiet wegen der Verschlechterungen für Gelegenheitsfahrer heftig umstritten war, kommende Woche. Dann sind auch politische Diskussionen absehbar, denn nicht alle Fraktionen halten die Reform für einen Erfolg.

    Die Civity-Berater haben die Reform in Absprache mit Stadt und Landkreisen unter zwölf verschiedenen Gesichtspunkten von der Einnahmesituation über Ungerechtigkeiten durch Zonengrenzen bis hin zur Preiswahrnehmung untersucht. Die Tarifreform sei "nahezu komplett erfolgreich", so das Urteil der Berater. Im Stadtgebiet ging die Zahl der Abos mit 33 Prozent Steigerung deutlich nach oben, wobei neben dem 360-Euro-Abo ab 9 Uhr ein Grund auch darin zu suchen sein dürfte, dass Gelegenheitsfahrten durch die Zusammenlegung der Zonen 10 und 20 teils deutlich teurer wurden. Auch Civity gesteht zu, dass diese Zusammenlegung als "gefühlte Ungerechtigkeit" wahrgenommen werde. In den Landkreisen fiel der Abo-Zugewinn dagegen deutlich bescheidener aus.

    In der Stadt Augsburg stieg die Zahl der Abos um 33 Prozent

    Laut der Auswertung gingen der Anteil an Abokunden und die zurückgelegten Kilometer von Fahrgästen deutlich nach oben. Allerdings nutzt inzwischen insgesamt wohl ein geringerer Anteil an der Bevölkerung den öffentlichen Nahverkehr überhaupt. Auf eine Nachfrage der SPD heißt es in dem Gutachten der Berater auf einer der hinteren Seiten, dass viele Gelegenheitskunden zu sogenannten Nicht- oder Seltenkunden wurden. Zwar gibt es auch gegenläufige Tendenzen, sie fallen aber nicht so stark aus.

    Auch ein Teil der Abonnenten sprang offenbar ab. Insgesamt, so die Civity-Untersuchung, stieg die Zahl der Fahrten in den Jahren 2018/19 im Augsburger Verkehrsverbund AVV nicht so stark wie im deutschlandweiten Vergleich. Auch die Nutzungshäufigkeit in absoluten Zahlen liegt deutlich unter dem Deutschlandschnitt.

    SPD kritisiert: "Vom Einzelfahrschein ins Abo gezwungen"

    Die SPD, die vor vier Jahren im Augsburger Stadtrat gegen die Tarifreform stimmte, meldet generell Zweifel am Vorgehen an. Um die Verkehrspolitik der kommenden Jahre zu gestalten, sei nicht erheblich, wie viele Kunden man durch die Preispolitik "vom Einzelfahrschein ins Abo gezwungen" habe, so Florian Freund, Vorsitzender der Sozialfraktion aus SPD und Linkspartei. Ziel sei immer noch, viele Kunden zum Umsteigen vom Auto in Bus und Straßenbahn zu motivieren. "Jeder, der die Ergebnisse jetzt in einen Erfolg uminterpretiert, macht einen Fehler für die Zukunft."

    Am kommenden Mittwoch soll, wenn sich die zuständigen Stadt- und Kreisräte aus Augsburg und den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen in der Neusässer Stadthalle treffen, auch das 365-Euro-Abo für Azubis und Schüler zum 1. August beschlossen werden. Das Angebot wird vom Freistaat gefördert, ist verbundweit gültig und wird auch in den Ferien gelten. Schülermonats- und -wochenkarten bleiben weiterhin im Sortiment. Das 365-Euro-Abo soll sowohl für Selbstzahler als auch für Schüler, die das Ticket wegen der Länge des Schulwegs bezahlt bekommen, erhältlich sein. Ein 365-Euro-Abo für alle Personengruppen ohne Zeiteinschränkung, wie es Grüne und SPD fordern, ist vorläufig nicht absehbar.

    AVV-Fahrkarten werden zum 1. Juli teurer

    Ebenfalls beschlossen werden soll eine Tariferhöhung zum 1. Juli. Über alle Fahrkartenarten hinweg gerechnet werden die Tickets 3,2 Prozent teurer. Die Fahrpreiserhöhung hätte eigentlich bereits zum 1. Januar kommen sollen, wurde aber im Hinblick auf das ausgedünnte Taktangebot wegen Corona und weil die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr nicht an die Kunden weitergegeben wurde, ausgesetzt. Die Verschiebung der Fahrpreiserhöhung schlägt in den Büchern des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbundes mit etwa 1,2 Millionen Euro zu Buche.

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