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Augsburg: Günther Beckstein: Keine Angst vor Islamisierung

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Günther Beckstein: Keine Angst vor Islamisierung

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    Günther Beckstein, Vizepräsident der Synode der evangelischen Kirche, erhielt den deutsch-türkischen Freundschaftspreis und gilt als Türkeikenner.
    Günther Beckstein, Vizepräsident der Synode der evangelischen Kirche, erhielt den deutsch-türkischen Freundschaftspreis und gilt als Türkeikenner. Foto: Fred Schöllhorn

    Man nennt ihn den „fränkischen Gentleman“. Das ist er wohl. Agil, wach, mit klaren Vorstellungen zum Zusammenleben in Deutschland und als Vizepräses aktiv in der Synode der Evangelischen Kirche in

    Diplomatisch betont er, die Verfassung garantiere Muslimen den Schutz der Religion. Sein Urteil ist jedoch klar: „Im Islam gibt es Dinge, die mit der freiheitlichen Grundordnung Deutschlands niemals in Deckung gebracht werden können.“

    Christentum und Islam: Die Unterschiede treiben Beckstein um

    Beckstein ist fasziniert von der tiefen Frömmigkeit, die ihm bei seinen Reisen vor allem in Iran begegnete. Voller Anerkennung erzählt er vom Ramadan bei glühender Hitze ohne einen Tropfen Wasser, und befremdet von der Völlerei an festlich gedeckten Tischen ab Sonnenuntergang. Neben dieser Exotik sind es jedoch vor allem die von ihm festgestellten Unterschiede, die Beckstein umtreiben. Während im Christentum die „heilige christliche Kirche“ das Verhältnis des Einzelnen zu Gott prägt, falle diese Zwischenebene im Islam weg. Jeder Gläubige hat hier eine unmittelbare Beziehung – individuelle Interpretationen von Ge- und Verboten werden nicht korrigiert. Am eindeutigsten sei richtig und falsch beim Papst geregelt. „Bei uns Protestanten geht es chaotischer zu, wir wissen, dass auch Autoritäten irren können“, erläutert er augenzwinkernd. Im Islam jedoch sei wegen des direkten Drahts zu Gott unerheblich, was der Klerus sagt.

    In Deutschland besuchten die meisten Muslime DITIB-Moscheen des türkischen Religionsministeriums. Beckstein sorgte dafür, dass diese Grundstücke erwerben konnten und eine „kulturverträgliche Moscheeform für Bayern“ entwickelten: ohne Minarett und Muezzin. Autoritäre Korankurse und die insgesamt türkisch-nationale Ausrichtung der DITIB-Vereine hält er jedoch für problematisch. An Milli Görüs, der Verband, der unter Becksteins Ägide mit Nachdruck vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, übt er Kritik. Zwar gewaltfrei, jedoch zu fundamentalistisch sei deren Religionsauffassung. Und archaische Rollenbilder verhinderten die freie Persönlichkeitsentfaltung von Mädchen. Dass die vier großen Dachverbände überhaupt einen Anspruch auf Vertretung der

    Beckstein ist ein Türkeikenner und gewann 2010 den deutsch-türkischen Freundschaftspreis. Er verfolgt die Diskussionen in der deutsch-islamischen Theologie, die sich um neue Interpretationen bemüht und bisweilen sogar die kanonische Unveränderbarkeit des Koran infrage stellt. Er zeigte eindeutig, welche Haltung er gegenüber dem Islam vertritt, aber einen Scharfmacher, als der er von Gegnern manchmal dargestellt wird, erlebten die etwa 60 Zuhörer im Augustanasaal nicht. Und unter Muslimen selbst ist der Franke anerkannt als einer, der bei aller Kritik immer den Dialog sucht.

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