Die Sanierung der Dominikanerkirche wird möglicherweise komplizierter als gedacht. Nachdem im Januar die Ausstellungsstücke des Römischen Museums weggebracht wurden, haben Bauingenieure, Archäologen und Denkmalschützer das Sagen in dem sanierungsbedürftigen früheren Kirchenbau, in dem das Römische Museum untergebracht ist. Bei ersten Untersuchungen habe es „Überraschungen“ gegeben, sagt Hochbauamtsleiter Günter Billenstein.
Wie berichtet gibt es sowohl Probleme mit der Tragfähigkeit des Bodens als auch mit Rissen in den Mauern der an der Hangkante zur Altstadt gebauten Kirche. Inzwischen wurde der Kirchenboden an einigen Stellen aufgegraben, um Aufschluss über die Statik zu erhalten. Neben dem Einbau eines dünnen Bodens über einem Heizungskanal aus dem Jahr 1912 sind Gruftgewölbe ein Problem. Hier fanden Familien und Mönche ihre letzte Ruhestätte. Bis zu drei unterirdische Stockwerke könnte es geben, teils eingestürzt, teils noch intakt. Bei ersten Grabungen stießen die Archäologen auf etliche Knochen.
Dass es unter der Kirche Grüfte gibt, war schon vorher bekannt. Allerdings steht inzwischen fest, dass deren Decken teils nur einen halben Meter unter dem Boden liegen – bisher war man von mindestens 1,50 Metern ausgegangen. Die Statiker müssen sich nun Gedanken über die Konstruktion einer tragfähigen Bodenplatte machen, die möglichst wenig in den Untergrund eingreift.
Stadtarchäologe Sebastian Gairhos sagt, die Archäologen wollen nur so tief graben, wie es für die statischen Untersuchungen nötig ist. „Was tiefer liegt, werden wir ruhen lassen.“ Denn das Freilegen von Dingen im Boden bedeutet häufig auch deren Zerstörung. Zudem gebe es ethische Überlegungen. Insgesamt dürften mehrere Hundert Gebeine unter dem Boden liegen.
Wann das Museum wieder freigegeben werden könnte – sollte die Dominikanerkirche wieder Museumsstandort werden – ist unklar. Die Stadt hatte zuletzt Oktober 2017 genannt, wobei zwei Jahre für die Einrichtung der neue Ausstellung beinhaltet sind. Baureferent Gerd Merkle (CSU) hielt sich gestern mit Prognosen zurück. „Wenn es nur um den Boden und die Mauern ginge, wäre das in fünf bis acht Monaten zu machen.“ Doch wie lange die vorherigen Untersuchungen samt Absprachen mit Denkmalschutz und Archäologie dauern, sei nicht zu sagen. Die Stadt habe sich darauf eingerichtet, dass die Interimsausstellung im Zeughaus mehrere Jahre dauern werde, so Kulturbürgermeister Peter Grab (Pro Augsburg).
Neben den Grüften wurden die Grundmauern samt Wandmalereien einer noch älteren Kirche gefunden, die vor 1520 dort gestanden hatte. 1520 war dort eine neue Kirche im romanischen Stil gebaut worden, die später barockisiert wurde. In Aufzeichnungen heißt es, dass die neue Kirche doppelt so groß sei, aber offenbar bewies man damals schon gewissen Weitblick. Die neue Kirche, so ist es festgehalten, sei wohl auch deutlich instabiler als die alte.