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Augsburg: Grüß Gott, Augsburg: Ehrenamtliche zeigen Besuchern ihre Heimatstadt

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Grüß Gott, Augsburg: Ehrenamtliche zeigen Besuchern ihre Heimatstadt

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    Helga Reber, Helga Kleine und Heike von Dalern (von links). Reber zeigt den Gästen ehrenamtlich ihre Stadt. Der Zugang ist ein besonderer.
    Helga Reber, Helga Kleine und Heike von Dalern (von links). Reber zeigt den Gästen ehrenamtlich ihre Stadt. Der Zugang ist ein besonderer. Foto: Bernd Hohlen

    Auf dem Rathausplatz herrscht viel Bewegung, als der Perlachturm an diesem Tag 12 Uhr schlägt. Eine Gruppe von rund 20 Personen durchtrennt im Gänsemarsch das Gewusel aus Einkaufsbummlern und Jugendlichen, ihr Stadtführer bittet sie zwischen Augustusbrunnen und Kettenkarussel zum Anhalten. Nur wenige Schritte entfernt, aber wesentlich unscheinbarer, startet die pensionierte Lehrerin Helga Reber ihren Rundgang, einen sogenannten Greet. Es geht dabei um eine neue Form von Stadtführungen.

    Das Konzept der Greets (vom Englischen "to greet", grüßen) ist simpel: Menschen zeigen anderen Menschen "ihre" Stadt - ehrenamtlich und kostenlos. Helga Reber sagt, dass das hier keine Führung sei, und verwendet -um eben diese Bezeichnung zu vermeiden - Wörter wie "Stadtspaziergang" oder "Schlendern". Reber sagt: "Wir sind die Türöffner, wir nehmen die Leute in Empfang." Zu ihrem heutigen Greet empfängt sie ein Ehepaar, das eine Bekannte aus Mainz mitgebracht hat.

    Startpunkt des Spaziergangs: der Brunnen von Kaiser Augustus

    Startpunkt des Spaziergangs ist der Brunnen von Kaiser Augustus, dessen Wirken Reber schnell und flapsig abgehandelt hat: "Der hat die Römer hierhergeschleppt." Nach einer kurzen Ausführung zur Rolle Augsburgs in Mittelalter und Neuzeit ist die Gruppe schon auf dem Weg Richtung Fuggerstatue, als Reber doch noch einmal anhält. Spontan erzählt sie ihren Gästen noch etwas zum Perlachturm, schweift dann ab zum Turamichele-Fest und dem Engelesspiel in der Adventszeit. Auf dem Weg zur Hans-Jakob Fugger-Statue bekommen ihre Gäste noch kurz Infos zu Philippine Welser, auch diese eher ohne historisch allzu sehr auf Vollständigkeit zu achten: "Die war mit dem Sohn eines Kaisers liiert, aber das musste geheim gehalten werden, weil der Kaiser nicht begeistert war."

    Weiter Richtung Annastraße weist sie ihre Gäste auf die Annakirche hin und fragt: "Wollt ihr da rein?" Reber geht nicht mit, wegen Corona gehen die Greeter mit ihren Gästen derzeit nicht in geschlossene Räume. Überhaupt hat es das Virus dem siebenköpfigen Greeter-Team nicht leicht gemacht: Ende 2019 hatte sich die Gruppe gegründet. "Letztes Jahr hatten wir dann drei Greets, vor allem Tagesgäste aus Deutschland." Reber glaubt, dass

    Den Augsburger Greetern mangelt es noch an Bekanntheit

    Noch mangelt es der Gruppe in Augsburg aber an Bekanntheit. Reber sagt: "Menschen, die schon mal woanders einen Greet gemacht haben, kommen schneller zu uns." Andere Greets, wie im Fall von Rebers Gästen, kommen durch persönliche Kontakte zustande, die schon vorher bestanden. Reber hofft, bald auch jüngere Menschen als Greeter zu gewinnen, die sich auch mit den sozialen Medien auskennen.

    Helga Kleine, Heike von Dalern und Helga Reber (von links) am Fugger-Denkmal.
    Helga Kleine, Heike von Dalern und Helga Reber (von links) am Fugger-Denkmal. Foto: Bernd Hohlen

    Als ihre Gäste wieder aus der Kirche kommen, gibt Reber ihnen einen Tipp für künftige Augsburg-Besuche. Der kleine Platz zwischen Anna-Kirche und Straße sei "schön, um sich auszuruhen, wenn man einen Stadtbummel macht". Beim anschließenden Kaffee im Annahof überkommt die Gruppe der Hunger. "Wo wollt ihr essen?", fragt Reber und schiebt etwas scherzhaft hinterher: "Ich bekomme hier keine Prozente." Schließlich bleibt die Gruppe im Annahof, und es wird angeregt über Augsburg und die industrielle Entwicklung diskutiert.

    Der Hofgarten und die Augsburger Altstadt als Lieblingsorte

    Aus dem Gespräch heraus gibt Reber auch immer wieder Tipps für weitere Erkundungen in Augsburg, etwa den Siebentischwald: "Der Siebentischwald ist dahingehend interessant, weil da unser Trinkwasser herkommt." Ihre Lieblingspunkte in der Stadt sind der Hofgarten im Domviertel und die Altstadt. "Die muss man einfach gesehen haben", sagt Reber. Als besonderen Ort wird sie ihre Gäste später auch zum Ottifanten an die Fuggerbank führen. Enden soll der Greet dann an der Fuggerei, auf Wunsch ihrer Gäste.

    Eine der Greeter hat in Geschichte promoviert. Dass Reber mit ihren Ausführungen oft trotzdem nicht ins Detail geht, ist Absicht. Man mache nur einen "informativen Rundgang" und wolle keine Konkurrenz sein zu kommerziellen Anbietern. "Wenn man von den Fuggern alles wissen will, bis zum letzten Kind, dann muss man schon eine spezielle Führung machen", sagt Reber und verweist zum Beispiel auf die Regio Augsburg Tourismus GmbH, deren Stadtführer bei ihren Rundgängen historische Fakten, Wissen und Anekdoten auf einmal bieten.

    Trotzdem sind die Ehrenamtlichen bei den Greetern nicht unvorbereitet, so führe man immer wieder auch interne Greets durch. "Es ist schön, wenn man Sachen gezeigt bekommt, die man selber noch nicht gesehen hat." Es gebe, sagt Reber weiter, auch in Augsburg viele schöne Plätze, die sie selbst noch gar nicht kenne. In großen Städten wie Hamburg oder Berlin hätten Greeter darum sogar ihren eigenen Stadtteil. "Wir versuchen, einen groben Überblick zu geben, auch wie die Stadt gewachsen ist", meint Reber.

    Bei ihren Gästen kommt der Greet an. Heike von Dahlern findet schön, dass die Gruppe so klein sei. "So Massen, 20 bis 30 Leute mit Schirm, das finde ich schrecklich." Ihre Mainzer Freundin sagt: "Ich finde, es ist auch ein guter Gegenpol zu den normalen Führungen." Sie könne sich schon vorstellen, zukünftig bei der Greeter-Gruppe in Mainz mitzuhelfen. Reber ist begeistert: "Die Gruppe in Mainz ist auch ganz aktiv."

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