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Augsburg: Gribl-Rückzug: Die CSU steht hinter Eva Weber

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Gribl-Rückzug: Die CSU steht hinter Eva Weber

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    Die designierte CSU-OB-Kandidatin Eva Weber und Oberbürgermeister Kurt Gribl stellten sich am Donnerstag in einer Gesprächsrunde den Fragen von Journalisten.
    Die designierte CSU-OB-Kandidatin Eva Weber und Oberbürgermeister Kurt Gribl stellten sich am Donnerstag in einer Gesprächsrunde den Fragen von Journalisten. Foto: Michael Hochgemuth

    24 Stunden danach waren auf dem Handy von Bürgermeisterin Eva Weber dutzende Kurznachrichten von Politikern und Bekannten eingegangen: Landtagspräsidentin Ilse Aigner war dabei, Verkehrsminister Hans Reichhart, dazu etliche CSU-Politiker aus Augsburg, die Weber bis Donnerstagmittag eine Nachricht mit Glückwünschen zukommen ließen. Parteichef Markus Söder hatte schon am Vortag die Verdienste von Kurt Gribl als Oberbürgermeister gelobt und gesagt: „Zum Glück hat

    Die Personalie war auch parteiintern bis zuletzt unter Verschluss gehalten worden. Die beiden Kreisvorsitzenden Andreas Jäckel und Leo Dietz, in der Hierarchie die nächste Ebene unter Parteichef Johannes Hintersberger, erfuhren erst am Dienstagabend davon, dass Oberbürgermeister Kurt Gribl 2020 nicht mehr antreten wird und stattdessen Eva Weber als Kandidatin gesetzt werden soll. Die Stadtratsfraktion wurde erst in allerletzter Minute ins Bild gesetzt.

    An der CSU-Basis zeichnet sich kein Widerstand gegen Eva Weber ab

    Dass Weber Knall auf Fall als potenzielle Nachfolgerin präsentiert wurde, wird in der CSU wohl nicht kritisch gesehen. An der Basis zeichnet sich keinerlei Widerstand gegen sie ab. „Mit Eva Weber trifft die CSU Augsburg eine zukunftsweisende Entscheidung. Sie zeigt, dass die CSU das Thema Erneuerung ernsthaft angeht“, so Thomas Lidl, Vorsitzender des Oberhauser Ortsverbands. Zustimmung kommt auch von der Jungen Union. Astrid Gabler, Vorsitzende der Frauen-Union, begrüßt, dass mit Weber eine Frau als OB-Kandidatin gesetzt werden soll. Sie und Gribl hätten die Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahren vorangetrieben.

    Auch andere Ortsverbands-Vorsitzende sagen, dass man mit Weber eine gute Spitzenkandidatin habe. Allerdings werde sich die Partei mehr anstrengen müssen. Mit Gribl als Kandidat wäre die Wahl wohl eine „gmahde Wiesn“ gewesen, mutmaßt ein Ortsverbands-Chef.

    Weber selbst sagt, dass sie nicht damit rechne, dass parteiintern noch ein anderer Kandidat Interesse anmeldet. „Ich glaube es nicht, aber wenn sich doch jemand anders aufstellen lassen will, wäre es auch nicht schlimm, sondern gelebte Demokratie.“ Ein Jahr vor dem Wahltermin sei aus ihrer Sicht ein guter Zeitpunkt gewesen, um die Personalie bekannt zu geben: „Für die CSU ist es der richtige Zeitpunkt, weil auch die Partei sich darauf einstellen muss.“

    Gribl: "Der Oberbürgermeister bis 30. April 2020 bin ich"

    Die Aufgabenteilung zwischen Gribl und Weber soll auch im verbleibenden Jahr klar sein. „Der Oberbürgermeister bin ich bis zum 30. April 2020“, sagt Gribl, der am Donnerstag bei einer Gesprächsrunde mit Journalisten einen überaus gelösten und lockeren Eindruck machte. Dem Nürnberger OB Ulrich Maly, der am Montag seinen Rückzug ankündigte, habe er zum Wochenanfang noch ein paar Zeilen geschrieben – Maly habe ihm nun recht ähnlich geantwortet, erzählt Gribl schmunzelnd. Und von den Handy-Kurznachrichten von Weggefährten und Bekannten sei „Leider in Ordnung so“ diejenige, die repräsentativ für viele stehe.

    Es könne natürlich sein, dass Weber ihn wie bisher bei Abwesenheit bei Terminen vertreten müsse, aber es solle jeder Anschein einer Art von stiller Amtsübernahme vermieden werden, so Gribl. Er wolle weder sich noch Weber dem Vorwurf aussetzen, dass diese sich einen Vorteil gegen andere Kandidaten verschaffe, indem sie als Oberbürgermeisterin in spe agiere, ohne gewählt zu sein. „Sie macht auch so einen guten Job“, so Gribl.

    Weber freut sich auf einen lebendigen Wahlkampf, wie sie sagt. „Es wird Wettbewerb geben, und das ist gut für die Demokratie.“ Die in den kommenden Monaten noch anstehenden Stadtteilgespräche, bei denen die versammelte Stadtregierung in allen Stadtteilen Station macht, sollten nicht zur

    Weber präzisierte am Donnerstag ihre Botschaft, künftig Themen anders besetzen zu wollen. Konkrete Ziele nannte sie aber noch nicht. Das Wahlprogramm werde gemeinsam in der Partei erarbeitet. Nachhaltigkeit, Mobilität, Umwelt, Zusammenleben in einer interkulturell geprägten Stadt seien Herausforderungen der Zukunft. Vor zehn Jahren galten diese Themen freilich noch als grüne Themenfelder.

    Eva Weber will auch die Umwelt zum Thema machen

    Auf die Frage, ob die Augsburger CSU sich mit ihr als OB-Kandidatin neu erfinden müsse, sagt Weber, dass die Bewahrung der Umwelt von Anfang an ein Thema der Christsozialen gewesen sei. Allerdings sei das Thema zuletzt möglicherweise „etwas vergessen“ worden. „Politik muss sich in dem Maß verändern, wie die Gesellschaft sich verändert.“ Als Referentin für die städtischen Wälder, wo Entwicklungen über Jahrzehnte ablaufen, habe sie auch ein tieferes Verständnis für den Begriff Nachhaltigkeit entwickelt.

    Mit der abzusehenden Entscheidung, dass Weber von der Partei vor Pfingsten auch formal zur OB-Kandidatin gekürt wird, wird die Strategie der CSU in Städten deutlich. Dort will sie sich – wohl auch in Folge des schlechten Wahlergebnisses bei der Landtagswahl – thematisch offener darstellen und insgesamt weiblicher und jünger werden.

    Augsburg ist nicht die einzige Stadt, in der die CSU auf eine Frau setzt. In München, wo mit Dieter Reiter ein SPD-OB regiert, hat die CSU vergangenes Jahr die 37-jährige Kristina Frank als Kommunalreferentin in Stellung gebracht. Sie wird von Beobachtern bei der Wahl 2020 als mögliche Gegenkandidatin von Reiter gehandelt.

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