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Augsburg: Graffiti-Schmierer müssen bald selber putzen

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Graffiti-Schmierer müssen bald selber putzen

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    Bald müssen Sprayer ihren angerichteten Schaden beseitigen. Aktuell sind sechs Jugendliche dafür vorgesehen. Ihnen werden 62 Fälle von Schmierereien zugeordnet.
    Bald müssen Sprayer ihren angerichteten Schaden beseitigen. Aktuell sind sechs Jugendliche dafür vorgesehen. Ihnen werden 62 Fälle von Schmierereien zugeordnet. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Am Butzenbergle in der Innenstadt herrscht seit langem ein Kampf. Er wird auf den Häuserwänden ausgetragen, mit Sprühfarbe oder Edding. Unbekannte Schmierfinken versuchen in der schmalen Gasse zwischen Hunoldsgraben und Dominikanergasse sich mit ihren Schriftzüge zu übertreffen.

    Dabei übermalen sie sich auch gegenseitig. Illegale Graffiti nehmen in Augsburg seit Jahren immer mehr zu. Ein Projekt, das in den nächsten Wochen startet, soll dagegen wirken. Eine halbe Million Euro Schaden ist allein im Jahr 2016 durch Graffiti im Stadtgebiet entstanden.

    Zwar liegt die offizielle Kriminalstatistik von 2017 noch nicht vor, aber soviel kann Polizeisprecher Siegfried Hartmann jetzt schon sagen: "Die Graffiti-Delikte dürften noch höher ausfallen. Daher zeichnet sich auch eine deutliche Zunahme der Schadenshöhe ab." Seit etwa drei Jahren sei die Anzahl von Sachbeschädigungen durch Graffiti anhaltend hoch. "Die Gründe dafür sind uns nicht bekannt." Der Polizei fällt jedoch auf, dass die Sprayer inzwischen jegliche Hemmschwelle verloren haben.

    Neues Projekt "Einwandfrei" startet

    Bestes Beispiel dafür waren die beschmierten Christkindlesmarktbuden im Dezember. Hier wurden die Täter noch nicht gefasst. Hartmann betont jedoch, dass die Arbeitsgemeinschaft "Graffiti" der Polizei im vergangenen Jahr einige andere Fälle klären konnte. Nicht nur für die Stadt, sondern auch für Hausbesitzer sind die Schmierereien ärgerlich. Sie bleiben häufig auf den Kosten und der Reinigungsarbeit sitzen.

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    Lange hatten die Stadträte diskutiert, wie man das Problem in den Griff bekommen könnte. Vergangenen Oktober wurde das Projekt "Einwandfrei", für das sich Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) stark gemacht hatte, verabschiedet. Voraussichtlich anfang April, wenn es wärmer wird, soll es nun starten, berichtet Erwin Schletterer vom Verein die "Brücke". Dann rücken Täter, die erwischt wurden, mit Farbe und Pinsel an und bessern Schäden aus.

    Der Verein kümmert sich um straffällig gewordene Jugendliche und ist federführend für das neue Projekt, das von der Stadt gefördert wird. Mit "Einwandfrei" sollen gefasste Sprayer ihre Graffiti selbst beseitigen. "Zielgruppe sind die 14 bis 21-Jährigen, die erstmalig einer Sachbeschädigung überführt wurden und die motiviert sind, den Schaden aktiv zu beseitigen", erklärt Schletterer.

    Die Täter kämen über die Weisung des Jugendgerichts, durch die Staatsanwaltschaft oder auf Anregung der Polizei zu ihnen. Die ersten Fälle wurden der "Brücke" bereits übermittelt. Laut Schletterer handelt es sich aktuell um sechs junge Menschen. Sie seien für insgesamt 62 Schadensfälle in der Stadt verantwortlich.

    Manche Stellen sind zu gefährlich

    Zwei weitere Teilnehmer an dem Projekt seien von Seiten der Polizei vorgesehen. Etliche dicke Akten mit vielen Fotos von Graffiti lägen dem Verein inzwischen vor, sagt Schletterer. "Bestimmte Dinge davon können die Jugendlichen reinigen, aber manche Stellen sind zu gefährlich, auch wenn sie selbst dort zugange waren." Wie etwa ein Graffiti, das auf der Höhe eines zweiten Stockwerkes angebracht wurde.

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    "Da müssen Experten ran. Eine Sicherung des Betreffenden wäre zu aufwendig." Bei Malergeschäften habe man schon nach Farbresten für die Ausbesserungsarbeiten angefragt. "Wir kümmern uns auch um Spenden." Die "Brücke" könne aber nicht für alle Kosten aufkommen, betont der Geschäftsführer. Die Jugendlichen und gegebenenfalls die Eltern würden beteiligt, sofern Geld vorhanden sei.

    Mit "Einwandfrei" sollen die meist jungen Sprayer Verantwortung übernehmen. Das Projekt sei aber auch präventiv, sagt Schletterer. "Wer mal selbst reinigen musste, wird einsichtiger." Das Konzept gebe es auch in anderen Städten. "In München hat man gute Erfahrungen damit gemacht." Letztendlich profitierten beide Seiten davon. Der Geschädigte bekommt im Idealfall eine Wiedergutmachung.

    Der Sprayer kann durch seine Teilnahme einem Strafverfahren entgehen oder zumindest eine mildere Strafe erhalten. Das bedeutet auch, dass er einer etwaigen Überschuldung entgehen kann. Wie und ob sich das Konzept in Augsburg bewähren wird, wird sich zeigen. Am Butzenbergle etwa, wo Wände mit Graffiti übersät sind, wird sich vermutlich nicht viel ändern.

    Offenbar ist die dunkle Gasse für Schmierfinken zu verführerisch. Allein der dort angebrachte Schriftzug "Wir geben uns keine Mühe und wir sind besser", ist bezeichnend für den sinnlosen Wettbewerb um das auffälligste Gekritzel.

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