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Augsburg/Gersthofen: Wie ein Ikea-Bild für Fake News in ganz Deutschland missbraucht wird

Augsburg/Gersthofen

Wie ein Ikea-Bild für Fake News in ganz Deutschland missbraucht wird

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    Das Foto zeigt den Andrang vor dem Ikea-Einrichtungshaus in Gersthofen. Im Internet wird es dagegen teilweise vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen.
    Das Foto zeigt den Andrang vor dem Ikea-Einrichtungshaus in Gersthofen. Im Internet wird es dagegen teilweise vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Foto: Edwin Antl

    Das Leben während der Corona-Pandemie sorgt immer wieder für abstruse Geschichten - und regelmäßig auch für abstruse Bilder. Ein Beispiel für Letzteres ist ein Foto, das die Schlange vor dem IKEA-Einrichtungshaus Augsburg in Gersthofen zeigt. Das Foto wurde am 14. Dezember aufgenommen. Edwin Antl, ein Mitarbeiter unseres Medienhauses, hat es gemacht und an die Redaktion gesendet, wir posteten es auf Facebook.

    Das sind die Fakten. Doch von da an wird es unübersichtlich, denn das Foto entwickelte ein Eigenleben. In ganz Deutschland wurde es online geteilt - sei es auf Facebook oder Twitter. Und regelmäßig wird das Foto dabei aus dem Zusammenhang gerissen. Nutzer behaupten, es zeige ein Ikea-Einrichtungshaus in anderen Städten. Und teils werden eigene Geschichten um das entfremdete Bild gesponnen - Fake News, gestützt auf ein aus dem Kontext gerissenes Foto unserer Redaktion.

    Foto mit der Warteschlange vor Ikea wird aus dem Zusammenhang gerissen

    Nutzer verbreiten das Bild auf Twitter. Ein User behauptet etwa, das Foto stamme aus Würzburg und sein Vater hätte es aufgenommen.

    Ein anderer Nutzer behauptet, das Bild sei in Berlin-Lichtenberg aufgenommen worden - ohne eine Quellenangabe.

    Die Verbreitung des Bildes mit falschen Informationen wird allerdings nicht nur von privaten Twitter-Nutzern betrieben. Auch Politiker bedienen sich des Fotos im falschen Kontext. Der Juso-Landesvorsitzende von Rheinland-Pfalz, Umut Kurt, postet es etwa auf seinem Twitter-Account und gibt an, das Bild sei in Koblenz aufgenommen worden.

    Fabian Mehring (Freie Wähler), Mitglied des Bayerischen Landtags, postet das Bild ebenfalls auf Twitter - mit dem Verweis, es stamme aus seiner Heimat. Damit hat er den Ort richtig auf seinen Wahlkreis Schwaben eingegrenzt. Eine Quellenangabe sucht man allerdings auch bei seinem Beitrag vergebens.

    Twitter-Nutzerin bringt Ikea-Foto mit Überfall in Zusammenhang

    Eine Twitter-Nutzerin bringt in ihrem Beitrag das Foto unserer Redaktion sogar mit einem Überfall auf einen Geldtransporter in Verbindung. Die Geschichte des Überfalls ist korrekt, drei Männer haben einen Geldtransporter am Ikea-Möbelhaus in Berlin-Schöneberg überfallen. Mit dem Foto aus Gersthofen hat das allerdings nichts zu tun.

    Andere Nutzer treiben das Posten des Bildes ohne Kontext ironisch auf die Spitze. Sie assoziieren das Foto etwa mit einer Schlange vor einem Friseursalon.

    Ein anderer User erklärt sich die Schlange durch das Anstehen vor einer Bäckerei in einem Kölner Vorort.

    "Viral gehen", so nennt man es, wenn ein Inhalt im Netz massenhaft geteilt wird. An der Geschichte des Ikea-Fotos kann man gut beobachten, wie schnell das Ganze außer Kontrolle geraten kann. Bewusst oder unbewusst wurde die Information hinter dem Bild verfälscht – im Netz wird gelogen, die Wahrheit zurechtgebogen oder einfach nur "getrollt", also ohne tiefere Bedeutung gepostet, um eine Reaktion hervorzurufen.

    Sollte einem nach all diesen Täuschungsmanövern der Kopf schwirren - das Bild stammt definitiv aus Gersthofen. Entstanden ist es um etwa 9.40 Uhr, rund 20 Minuten vor dem offiziellen Einlassbeginn des Einrichtungshauses. Es wurde von unserer Redaktion gepostet, in einer Bildergalerie veröffentlicht und in der Print-Ausgabe abgedruckt. Der Bild-Urheber, Edwin Antl, hat es sonst niemandem geschickt und nirgendwo veröffentlicht. Irgendein anonymer Nutzer hat das Bild weiterverbreitet - und so eine gewaltige Lawine losgetreten.

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