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Augsburg/Friedberg: Die Leichenteile lagen wochenlang zwischen eingelagerten Möbeln

Augsburg/Friedberg

Die Leichenteile lagen wochenlang zwischen eingelagerten Möbeln

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    In dieser Lagerhalle in Augsburg fanden Ermittler die Leichenteile von Grace K.
    In dieser Lagerhalle in Augsburg fanden Ermittler die Leichenteile von Grace K. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die schlichte Halle steht im Martini-Park, einem Gewerbeareal am Rand der Augsburger Innenstadt. Im Inneren gibt es Abteile, die man anmieten kann, um Akten, Möbel oder andere Gegenstände unterzubringen. Kameras überwachen das Geschehen, ein Sicherheitsdienst passt auf. Hier hat Horst K., 53, offensichtlich über Wochen die zerteilte Leiche seiner Frau Grace, 37, eingelagert. K. sitzt unter Mordverdacht in Haft. Er soll seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung in einem Friedberger Mehrfamilienhaus erschlagen und ihre Leiche zerteilt haben.

    Die Geschäftsführerin des Mietlagers öffnet am Dienstagnachmittag selbst die Tür. Ja, sagt sie, die Polizei sei hier gewesen. Doch die Beamten hätten ihr bislang nicht mitgeteilt, was man in dem Lagerraum gefunden habe. Einblick in die Räume hat normalerweise nur der Mieter. Sie werden mit einem Vorhängeschloss gesichert, zu dem nur er den Schlüssel hat. Wie es heißt, soll K. sein Opfer in mehrere Kisten verpackt haben. Zumindest so geruchsdicht, dass nichts auffiel. Horst K. hat die Tat nach seiner Festnahme am Samstag nach Angaben der

    Was waren die Hintergründe?

    Während Horst K. im Augsburger Gefängnis sitzt, ermittelt die Mordkommission. Am Dienstag wurden weitere Zeugen befragt. Es geht jetzt darum, die Hintergründe des Verbrechens auszuleuchten. Die Staatsanwaltschaft bewertet die Tat bislang als Mord, weil sie davon ausgeht, dass K. seine Ehefrau heimtückisch angegriffen hat. Eheprobleme sollen das Motiv sein, auch von einer möglichen Trennung des Ehepaars ist jetzt die Rede.

    Die Fotos, die Grace K. noch wenige Wochen und Monate vor ihrem Tod veröffentlichte, deuten darauf nicht hin. Es gibt Bilder von einem gemeinsamen Trip nach Wien. Im Juli teilte sie im sozialen Netzwerk Facebook diesen Spruch: „Mein Ehemann ist einer der größten Segen Gottes. Seine Liebe ist ein Geschenk, das ich jeden Tag öffne.“ Unfassbar ist die Tat für die Nachbarn in dem Friedberger Mehrfamilienhaus, die auf der anderen Seite des Flurs leben. Nichts hatte für sie auf die Bluttat hingedeutet. Etwa vier bis fünf Jahre hatte das Ehepaar Tür an Tür neben ihnen gewohnt. Doch von Streitigkeiten zwischen den beiden haben sie nichts mitbekommen. Horst K. wird von Nachbarn als zurückhaltend beschrieben. Man habe einander gegrüßt, aber nicht viele Worte gewechselt, heißt es in dem Haus. Die unmittelbaren Nachbarn hätten ihm „auf keinen Fall“ eine solche Tat zugetraut.

    Frau als vermisst gemeldet

    Der Fall kommt Mitte Dezember ins Rollen, als eine Bekannte von Grace K. die Frau als vermisst meldet. Nachbarn finden einen Zettel im Briefkasten, auf dem Horst K. schreibt, er sei mit seiner Frau zwei Wochen im Urlaub. Einer Bekannten erzählte er, Grace sei in ihre Heimat, auf die Philippinen, gereist. Er wolle sie dort abholen. Grace K. ist Filipina und kam wegen Horst K. vor rund zehn Jahren nach Deutschland. Das Paar soll sich im Internet kennengelernt haben.

    Lebten in Friedberg bei Augsburg: Der Verdächtige Horst K. und das Opfer Grace K.
    Lebten in Friedberg bei Augsburg: Der Verdächtige Horst K. und das Opfer Grace K. Foto: privat

    Doch als es Ende Dezember noch immer kein Lebenszeichen von Grace gibt, übernimmt die Kripo den Fall. Angeblich finden die Ermittler in der Wohnung des Paares Blutspuren. Horst K. gerät unter Verdacht. Am Samstag nehmen

    Viele aus Friedberg und Umgebung haben das Mordopfer gekannt. Grace K. hatte an der Bedienungstheke für Wurst und Käse eines großen

    In Friedberg nicht aufgefallen

    In Friedberg ist der 53-jährige Mordverdächtige öffentlich nicht aufgefallen. Er sei wenig in der Stadt unterwegs gewesen. Gearbeitet hat er in München. Angeblich war der gelernte Chemielaborant im Bereich Computer tätig. Seine Frau war hinter der Supermarkttheke selbst mit hochgesteckten Haaren unter der weißen Bedienungshaube eine attraktive Erscheinung. Mit langen Haaren und geschminkt sei sie bildhübsch gewesen, erinnert sich eine Nachbarin und sagt: „Traurig, dass es sie nicht mehr gibt.“

    Kontakte hatte das Ehepaar vor allem zu Zeugen Jehovas in Augsburg. Glaubensbrüder und -schwestern waren dann auch mit die Ersten, die sich gewundert hatten, warum Grace K. nicht mehr auftauchte. Da war die 37-Jährige aber schon längst tot. Arbeitskollegen im Supermarkt können es nicht fassen. „Unglaublich, gruselig“, sagt eine Kollegin. Grace K. sei genauso nett gewesen, wie sie gewirkt habe.

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