Jahrelang hing die groß angelegte Modernisierung der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek in der Warteschleife. Jetzt geht es mit dem Großprojekt vorwärts. Der Haushaltsausschuss im Bayerischen Landtag hat den Weg für die weitere Planung der Generalsanierung und Erweiterung der denkmalgeschützten Bibliothek in der Schaezlerstraße frei gemacht und die sogenannte „Projektunterlage“ freigegeben. Das Bauvorhaben hat nach derzeitigem Stand einen Umfang von 62,5 Millionen Euro, wobei in dieser Summe rund 15 Millionen für etwaige Baupreissteigerungen oder unvorhersehbare Mängel vorgesehen sind.
Bereits vor sechs Jahren war davon die Rede, die Modernisierung nicht auf die lange Bank zu schieben und vor allem den kulturhistorisch wertvollen Bestand von 120.000 Bänden so schnell wie möglich in klimatisch vertretbare Räume zu überführen. Vorarbeiten liefen 2014 an. Damals wurde mit Kosten von 25 Millionen Euro gerechnet. Nachdem sich das Vorhaben in die Länge gezogen hat, wird es nun deutlich teurer. Der Freistaat kalkuliert aktuell mit gut 47 Millionen Euro.
Baubeginn könnte Anfang des Jahres 2023 sein
Der Augsburger Landtagsabgeordnete Harald Güller (SPD), Mitglied im Haushaltsausschuss, zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Planungsfortschritt: Es sei sehr erfreulich, dass die Projektplanung jetzt schnell weitergehen könne und dann hoffentlich bald die Genehmigung der Finanzmittel sowie spätestens Anfang 2023 der Baubeginn erfolgen könne. CSU-Abgeordneter Johannes Hintersberger blickt schon in die Zukunft: Durch Sanierung der Staatsbibliothek mit einem Anbau für Magazin und Lesesaal werde ein Kulturdreieck zwischen Leopold-Mozart-Zentrum, Staatstheater und Staatsbibliothek entstehen. Hintersberger: "Die neue Stabi wird ein Schmuckstück."
Mehrere Schritte für die Modernisierung sind nötig
Nach Angaben von Hintersberger wird das Staatliche Bauamt nun seine Planung konkretisieren. Erster Schritt wird wohl der Abriss der alten Stadtbücherei nebenan sein. Dann folgt die Auslagerung der Bestände der Stabi in das ehemalige Gebäude des Bayernkollegs. Dafür ist aber noch eine Rochade nötig. Wie berichtet, kommt das Bayernkolleg in Räumen der ehemaligen Pädagogischen Hochschule unter, die derzeit noch für über 30 Millionen Euro saniert wird. Mit der Fertigstellung des denkmalgeschützten Gebäudes an der Ecke Schillstraße/Hans-Böckler-Straße in Lechhausen wird im Sommer 2021 gerechnet.
Zurück zur Stabi: Für Güller zeigt sich nun auch, dass die Übernahme der Augsburger Bibliothek durch den Freistaat im Jahr 2012 ein wichtiger Beitrag war, um die Stadt von Kosten zu entlasten. Der Ministerrat hat im September 2012 als Teil des Bayerischen Kulturkonzepts die staatliche Übernahme der damals städtischen Staats- und Stadtbibliothek Augsburg beschlossen.
Seit Dezember 2012 ist sie damit eine der größten regionalen staatlichen Bibliotheken. Sie ist der Bayerischen Staatsbibliothek in München nachgeordnet und befindet sich in staatlichem Eigentum.
Die Stadt Augsburg muss sich an Kosten beteiligen
Die Stadt hatte sich von der Einrichtung getrennt, weil sie Unterhalt und notwendige Sanierung finanziell selbst nicht mehr stemmen konnte. Ganz kostenlos ist die Modernisierung für die Stadt aber wohl nicht. Nach Angaben des Abgeordneten wird sich Augsburg aber voraussichtlich nur mit 1,4 Millionen Euro beteiligen müssen. Das Projekt wird auf einem städtischen Grundstück realisiert.
Hintergrund der Modernisierung ist, die Staats- und Stadtbibliothek zu einer regional orientierten Forschungsbibliothek auszubauen, und zwar thematisch gegliedert in die drei großen Blöcke Reichsstadt Augsburg, Bayerisch-Schwaben und die Frühe Neuzeit. Das hat auch mit dem historischen Altbestand zu tun. Eine Erweiterung der Bibliothek ist außerdem geboten, da der komplette Bestand mittlerweile nicht in Augsburg aufbewahrt werden kann. Rund 80.000 Bände mussten nach früheren Angaben von Fachleuten ausgelagert werden.
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