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Augsburg: Firmenchefs in der Region sind pessimistischer als andernorts

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Firmenchefs in der Region sind pessimistischer als andernorts

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    Die Zahl der Arbeitslosen in Augsburg ist gestiegen. Die Wirtschaftskammern sind deshalb alarmiert.
    Die Zahl der Arbeitslosen in Augsburg ist gestiegen. Die Wirtschaftskammern sind deshalb alarmiert. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivfoto)

    Im August gab es im Wirtschaftsraum Augsburg fast 15.000 Arbeitslose, die Quote lag bei 4,9 Prozent. In dieser Statistik fallen diejenigen Firmen mit Zehntausenden Beschäftigten, die Kurzarbeit angemeldet haben, nicht ins Gewicht. Viele Beschäftigte sorgen sich jetzt um ihren Arbeitsplatz. Die Wirtschaftskammern sind alarmiert. Ein Indiz: Das Stimmungsbild der Firmenchefs sei schlechter als andernorts.

    Bei der Handwerkskammer verweist man darauf, dass die Stimmung in heimischen Betrieben negativer sei als in anderen Regionen in Schwaben. Dies gehe aus dem Konjunkturbericht hervor. "Während im schwäbischen Schnitt 75 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage mit gut beziehungsweise befriedigend bewerten, tun dies in der Region Augsburg nur 71 Prozent", sagt Sprecherin Monika Treutler-Walle. Die Corona-Pandemie habe hier deutliche Spuren hinterlassen. Vor einem Jahr habe der Wert noch bei 90 Prozent gelegen. Für die Zukunft geht ein knappes Drittel der befragten Unternehmen von sinkenden Umsätzen aus.

    Die Kurzarbeit prägt den Arbeitsmarkt weiter.
    Die Kurzarbeit prägt den Arbeitsmarkt weiter. Foto: Robert Michael/dpa (Symbolfoto)

    Die Bestandsaufnahme der Industrie- und Handelskammer (IHK) fällt für den Wirtschaftsraum ähnlich aus. So bewerteten die Augsburger Unternehmen in der IHK-Konjunkturumfrage im Mai 2020 ihre Geschäftslage doppelt so schlecht als der Durchschnitt aller in Bayerisch-Schwaben befragten Unternehmen.

    Seitdem habe sich die Lage zwar verbessert, doch einige bedeutende Branchen, wie die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, befinden sich bereits seit Jahren in einem tiefgreifenden Strukturwandel – unabhängig von der Corona-Krise, erläutert Jens Walter, IHK-Regionalgeschäftsführer für den Wirtschaftsraum Augsburg. Ablesbar sei dies auch am bereits angekündigten Stellenabbau von großen Unternehmen. Die Firma Wafa als Zulieferer der Automobilbranche stellt zum Jahresende den Betrieb ein. 200 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.

    Region Augsburg: Ist eine Pleitewelle zu erwarten?

    Die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe bleibe angespannt, heißt es. Eine Pleitewelle, also ein massiver Anstieg der Insolvenzzahlen, sei in der Region aktuell nicht zu erwarten. IHK-Experte Walter sagt: "Sowohl die Kurzarbeit aber auch die Verlängerung der Frist zur Insolvenzanmeldung verschaffen den Unternehmen etwas Luft, um die akute Phase der Corona-Krise zu überwinden." Wichtig sei, dass es jetzt keinen zweiten Lockdown gibt. Schlecht sehe es weiterhin in bestimmten Branchen aus. Unternehmen aus den Bereichen Messewesen, Events, Catering, Bars, Kneipen sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft hätten nur eingeschränkte Perspektiven.

    Die Unternehmen im Handwerk hätten zwar Einbrüche bei den Aufträgen und Umsätzen hinzunehmen, aber nur wenige Gewerke waren von kompletten Schließungen betroffen, erläutert Sprecherin Monika Treutler-Walle. Rund 40 Prozent der befragten Firmen sprechen von Umsatzeinbrüchen. Sehr hart trifft es immer noch Betriebe (Messebauer, Fotografen, Caterer aus dem Lebensmittelhandwerk), die in Verbindung mit Veranstaltungen oder Messen stehen. Diesen Firmen sind von einem Tag auf den anderen reihenweise Aufträge weggebrochen.

    Der Ausbildungsmarkt macht etwas Hoffnung

    Die Entwicklung am Arbeitsmarkt mit einer steigenden Zahl an Arbeitslosen wird intensiv von Seiten der Wirtschaftskammern betrachtet. Im Handwerk gab es während der Corona-Phase keinen gravierenden Stellenabbau. Erfreulich sei zudem, dass der Ausbildungsmarkt nicht eingebrochen sei. Handwerksunternehmen halten weiterhin an der Ausbildung von Nachwuchskräften fest und bilden aus.

    Entscheidend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird die rasche Erholung von Industrie und Kommunen sein. Treutler-Walle: "Ein massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit ist erfahrungsgemäß Gift für das Handwerk und die Binnenkonjunktur." Bei der IHK sorgt man sich insbesondere um Gastronomie und Handel. Kurzarbeit schütze derzeit noch viele Beschäftigte vor der Arbeitslosigkeit.

    Das sind die Forderungen der Wirtschaftskammern

    An die Adresse der Politik haben die Wirtschaftskammer Forderungen. Die Kurzarbeit müsse zeitlich verlängert werden, um Fachkräfte zu halten. Gut wäre es zudem, die Mehrwertsteuersenkung über den 31. Dezember 2020 hinaus zu verlängern. Ein weiterer Aspekt: Überbrückungsgeld und andere Hilfen müssen schnell und unbürokratisch ausgezahlt werden.

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