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Augsburg: Filiale oder online? Welchen Wandel Augsburger Banken durchmachen

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Filiale oder online? Welchen Wandel Augsburger Banken durchmachen

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    Das Postbank-Finanzcenter in Augsburg-Hochzoll. 80 Prozent der Postbank-Kunden sind für das Online-Banking freigeschaltet.
    Das Postbank-Finanzcenter in Augsburg-Hochzoll. 80 Prozent der Postbank-Kunden sind für das Online-Banking freigeschaltet. Foto: Annette Zoepf

    Die Überweisung wird per Fotoapp erledigt, der Kontostand am Smartphone abgefragt und Bargeld an der Supermarktkasse abgehoben: Immer mehr Menschen nutzen digitale Möglichkeiten, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen. „Über 80 Prozent unserer Privatkunden sind fürs Online-Banking freigeschaltet“, erklärt eine Sprecherin der Postbank. Und das hat ihr zufolge spürbare Auswirkungen auf die Bankenwelt, wie wir sie bisher kannten. „Das veränderte Nutzerverhalten führt dazu, dass im Schnitt weniger Kunden zur Erledigung ihrer Bankgeschäfte eine Filiale aufsuchen“, sagt sie. Das senke die Wirtschaftlichkeit der Standorte. Manchmal so enorm, dass sie geschlossen werden.

    Genau das ist im November 2018 mit der Filiale in Augsburg Hochzoll passiert. Rund vier Jahre zuvor hatte das gleiche Schicksal bereits die dortige Niederlassung der Hypovereinsbank ereilt. Und zum 30. April diesen Jahres wird auch die SB-Stelle der Spardabank im Stadtteil geschlossen. Nur die Stadtsparkasse bleibt ihrem Standort treu.

    Eine Bankfiliale zu betreiben, kostet

    Hochzoll verliert damit binnen vier Jahren drei Bankfilialen beziehungsweise SB-Stellen und ist ein Paradebeispiel für den Umbruch im Finanzwesen. „Wir konnten die Filiale nicht mehr kostendeckend betreiben“, heißt es seitens der Postbank. Bei der Spardabank hat ein auslaufender Mietvertrag den Ausschlag gegeben. „Immer wenn so etwas ansteht, prüfen wir, ob eine Verlängerung des Mietverhältnisses wirtschaftlich sinnvoll ist“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Peter Noppinger. Immerhin kostet auch ein SB-Schalter im Jahr rund 30.000 Euro. Die Miete sei hierbei der geringste Anteil. Der Großteil der Kosten entfalle auf die Logistik.

    Die betroffenen Kunden reagieren unterschiedlich auf die Entwicklung. Einige sind verstimmt, weil das Geldabheben nun ein logistischer Akt wird. „Dann muss ich wohl jetzt immer zur Sparda nach Lechhausen und das vielleicht mit Einkaufen oder dem Arzt verbinden“, ärgert sich ein älterer Mann. Für die 23-jährige Sabine Groß dagegen sind die Schließungen völlig irrelevant. „Ich habe so gut wie nie eine der Filialen genutzt. Ich zahle mit Karte und lasse mir oft im Supermarkt Geld auszahlen“, begründet sie ihre Sicht der Dinge. Damit repräsentiert Sabine Groß den Bankkunden von morgen, der die Filiale kaum noch braucht.

    "Wir testen an verschiedenen Standorten, was angenommen wird und was nicht"

    Für Peter Noppinger ist der Fall Hochzoll damit auch kein Beispiel für den Rückzug der Banken aus der Vor-Ort-Versorgung, sondern steht für den Umbruch in der Branche. Dazu kommt, dass sowohl im Fall der Sparda als auch der Postbank die Zahl der Niederlassungen im Stadtgebiet seit Jahren unterm Strich gleich bleibt. Nur Adresse und Struktur der Angebote ändern sich. „Wir testen an verschiedenen Standorten, was angenommen wird und was nicht“, erklärt Peter Noppinger. So habe man vor zweieinhalb Jahren in Göggingen zusammen mit dem Kooperationspartner DEVK-Versicherungen eine neue Niederlassung eröffnet, um Synergien besser nutzen zu können.

    Mit gleichem Konzept startet die Sparda demnächst auch in der Schaezlerstraße. „Wir glauben an die Filiale. Denn die Digitalisierung muss dem Kunden ja auch irgendwo erklärt werden“, so Peter Noppinger. Dazu, ergänzt die Sprecherin der Postbank, müssen komplexere Sachverhalte nach wie vor mit einem Berater persönlich besprochen werden. Man müsse sich mit diesem Angebot aber ebenfalls an veränderte Kundenwünsche anpassen. Neben Schließungen gebe es daher auch die Eröffnung neuer Standorte mit anderen Filialformaten. Die Postbank betreibt seit Mai 2017 ein Vertriebscenter in der Ludwigstraße. Die Hypovereinsbank hat ihre Kompetenzen in der Bahnhofstraße gebündelt und die Niederlassung als eine der ersten in Deutschland voll digital ausgerichtet. „Der Kunde kommt zwar seltener in die Filiale, aber wenn er kommt, erwartet er einen modernen Standard“, so ein Sprecher.

    Auch die Stadtsparkasse Augsburg hat sich dem veränderten Kundenverhalten angepasst. In den letzten drei Jahren sind sieben Geschäftsstellen zusammengelegt worden und mit Max 23 und der Filiale in der City-Galerie zwei neue Standorte mit veränderten Konzepten entstanden. Dass es dem Bankhaus entgegen vielen Mitbewerbern gelingt, zudem auch weiterhin in jedem Stadtteil (außer Bergheim) persönlich vor Ort zu sein, hat laut Sprecherin Nicole Gergen mit dem öffentlichen Auftrag der Sparkassen zu tun, „nah am Bürger zu sein“. Das Stichwort Gemeinwohlorientierung käme hier zum Zug. Leichter habe es die Sparkasse deshalb aber nicht. „Niedrigzinsphase, verändertes Kundenverhalten und Digitalisierung treffen uns genauso wie andere Kreditinstitute“, so Gergen.

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