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Augsburg: Feuerwehrleute an Silvester: Im Einsatz geküsst und getreten

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Feuerwehrleute an Silvester: Im Einsatz geküsst und getreten

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    Bei Feueralarm an Silvester hatte es die Feuerwehr schwer. Alkoholisierte Feiernde behinderten die Einsatzkräfte.
    Bei Feueralarm an Silvester hatte es die Feuerwehr schwer. Alkoholisierte Feiernde behinderten die Einsatzkräfte. Foto: Matthias Becker

    Der ganz normale Alltag – das ist Silvester für die Augsburger Berufsfeuerwehr mit Sicherheit nicht. Zum Jahreswechsel nimmt der Wahnsinn seinen Lauf: Anrufe und Einsätze im Minutentakt. Allein zwischen 20 und 7 Uhr verzeichnete die Integrierte Leitstelle Augsburg – sie fasst Rettungsdienste und Feuerwehr zusammen – in der

    Einsatzleiter: Es fehlt an Respekt und Verständnis

    Doch gerade die Berufsfeuerwehr verlor wertvolle Zeit, weil es vielen Bürgern an Verständnis, Einsicht und Respekt fehle, so Einsatzleiter Friedhelm Bechtel. Er kritisiert: „Viele Menschen wissen mit zunehmendem Alkoholgenuss offenbar nicht mehr, was sie tun. Wir wurden geküsst, gefilmt, getreten, gestoßen und heftig beleidigt. Dabei wollen wir nur so schnell es geht unsere Arbeit machen.“ So fuhren Bechtel und seine Kollegen, nachdem sie kurz nach Mitternacht einen Brand in einer Seniorenresidenz in Kriegshaber gelöscht hatten, ins Hotel Drei Mohren in der Maximilianstraße. Dort hatte ein automatischer Brandmelder Rauch gemeldet – ein Fehlalarm, wie sich später herausstellte. „Leider konnten wir nicht so schnell hinfahren, wie wir wollten. Überall standen auf der Straße Flaschen, in denen kurz zuvor Feuerwerke abgefeuert worden waren. Wir wollten sie nicht umfahren und dadurch womöglich jemanden verletzen oder uns einen Platten einfangen. Die Menschen hätten die Flaschen einfach nach ihrem Feuerwerk wieder zur Seite stellen können“, sagt er. Doch Rücksicht sei oft Fehlanzeige.

     "Dusch dich doch mal, du altes Schwein"

    Als die Feuerwehrleute schließlich vor dem Hotel ankamen, waren alle Gäste des Hotels samt Besuchern der dortigen Silvester-Gala vorbildlich nach draußen geleitet worden; sie standen vor dem Gebäude. Doch an ein Durchkommen war so schnell nicht zu denken: Frauen umarmten die uniformierten Männer und küssten sie. „Das geht gar nicht. Es ist ja vielleicht nett gemeint, aber wir sind im Dienst und wollen uns nicht anbaggern lassen“, sagt Bechtel. Und auch nicht beleidigen. „Mann, stinkst Du nach Rauch. Dusch dich doch mal, du altes Schwein“, mussten sich die Feuerwehrmänner anhören. Teils wurden Feiernde auch handgreiflich.

    Als die Menschen nicht zur Seite gingen und die Feuerwehrmänner sie schließlich zur Seite drücken wollten, damit sie zum Hotel durchgehen konnten, wurden sie von Besuchern gestoßen und getreten. „Einige lassen sich nichts sagen. Wenn wir sagen ,Gehen Sie bitte zur Seite‘, sagen manche ,Was wollt ihr Deppen?‘“, so der Einsatzleiter. Bei ihrem späteren Einsatz in der Kongresshalle, in der knapp 5000 Menschen bei „Let’s Go 2013“ feierten, hätten sich ähnliche Szenen abgespielt, schildert Bechtel.

    Beleidigungen gehören zum Alltag

    „Ellenbogen-Mentalität“ nennt das Lothar Ellenrieder, Leiter des Rettungsdienstes des BRK-Kreisverbandes Augsburg-Stadt. Nicht nur an Silvester stießen seine Kollegen aus den Rettungsdiensten an ihre Grenzen. „Beleidigungen sind bei uns Woche für Woche der Fall. Vor allem am Wochenende, wenn gefeiert und viel getrunken wird.“ So würde manch einer selbst bei Blaulicht nicht automatisch zur Seite gehen. Ellenrieder: „Und wenn man sie dann bittet, dass sie den Weg freimachen sollen, bestehen sie auf ihre Rechte. Dieser Wandel der sozialen Werte der Bürger ist ein schleichender Prozess. Der Respekt nimmt kontinuierlich ab.“ Seine Kollegen würden stets versuchen, Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Deeskalationstrainings würden sie auf solche Vorfälle vorbereiten. Wenn gar nichts mehr helfe, würden sie auch die Polizei informieren. „Behinderung von Rettungsdienstpersonal ist ein Straftatbestand“, sagt Ellenrieder.

    Aber auch die Polizeibeamten müssen sich während ihrer Dienstzeit so einiges anhören. „Wenn zu viel Alkohol im Spiel ist, dann gehen viele Menschen schon an ihre Grenzen. Der Respekt steht dann hinten an“, sagt auch Polizeisprecher Manfred Gottschalk. 

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