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Augsburg: Feuerwehrchef spricht Klartext zum Theater-Brandschutz

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Feuerwehrchef spricht Klartext zum Theater-Brandschutz

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    Das Theater Augsburg muss aus Brandschutzgründen am 19. Juni schließen. Warum? Das begründet Feuerwehrchef Frank Habermaier im Interview. 
    Das Theater Augsburg muss aus Brandschutzgründen am 19. Juni schließen. Warum? Das begründet Feuerwehrchef Frank Habermaier im Interview.  Foto: Peter Fastl

    Nun ist es passiert: Das Theater muss wegen des Brandschutzes schließen. In der Sanierungsdebatte kommt das der Stadt wahrscheinlich recht. Sie mussten also niemanden noch groß überzeugen, oder?

    Frank Habermaier: Um es gleich zu erwähnen: Wir sind nicht die Genehmigungsbehörde, sondern lediglich Gutachter. Wir sagen unsere fachliche Meinung. Die Entscheidung trifft aber das Bauordnungsamt. Und da könnte der Oberbürgermeister noch ein Veto einlegen.

    Aber Sie als Fachmann haben die Schließung des Theaters empfohlen? Habermaier: Ja, klar. Aufgrund der Faktenlage war keine andere Entscheidung möglich und es widerspricht auch sehr selten jemand unserer Einschätzung.

    Wie kam es dazu, wo das Große Haus doch eigentlich bis 2017 offen bleiben sollte?

    Habermaier: Es gab eine Besprechung im Baureferat zur aktuellen Brandschutz-Untersuchung. Der Gutachter erwähnte dabei eine wichtige Sache: Dass unter dem Zuschauerraum Löcher im Fußboden sind, in denen ein Lüftungskanal läuft. Spätestens da war klar, dass ein Punkt erreicht ist, an dem eine Aufrechterhaltung des Spielbetriebs einfach nicht mehr geht.
    Was ist an dieser neuen Situation denn so problematisch?

    Habermaier: Bisher ging man davon aus, dass der Zuschauerraum sicher ist. Wäre ein Feuer im Bühnenbereich ausgebrochen, dann hätte man den sogenannten Eisernen Vorhang heruntergelassen und die Besucher hätten in Ruhe rausgekonnt. Jetzt lag das Problem plötzlich direkt im Zuschauerraum - und zwar so, dass es keiner merkt, weil im Lüftungsbereich keine Rauchmelder sind.

    Was könnte passieren?

    Habermaier: Im Ernstfall hätte es vor sich hingequalmt, bis der Rauch in den Zuschauerraum hochkommt. Man kann sich das Szenario ausmalen: Sie sitzen im Theater, plötzlich riecht es komisch, es ist dunkel, der Spielbetrieb geht immer noch weiter. Dann wird es unruhig. Leute husten, bekommen keine Luft, die Augen tränen. Wenn der Erste realisiert, dass es Brandrauch ist, kommt es zu einer Panik. Und über eines muss man nicht diskutieren: Wenn Panik ausbricht im Zuschauerraum, dann gibt es Tote. Bei einem voll besetzten Haus besteht Gefahr für Leib und Leben von 900 Personen.
    Und diese Sicherheitslücke war vorher nicht bekannt?
    Habermaier: Sie war nicht bekannt, weil es keine Pläne gab. Das Ganze wurde auch nur durch Zufall entdeckt: Die Gutachter haben mit einer Kamera von oben durch die Lüftungsschlitze geschaut. Wäre es geschlossener Lüftungskanal, wäre es dunkel gewesen, aber man konnte Licht sehen, das vom Foyer kam. Man weiß jetzt: Es gibt keine Lüftungskanäle, sondern die gesamte Decke ist offen und dient als Abluftkanal. Damit sind sämtliche Löcher - auch jene für die Deckenlampen im Garderobenbereich - nach oben verbunden und jeder Rauch, der da reinkommt, kommt oben im Zuschauerraum raus.

    Sie haben sofort verschärfte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen: Mehr Brandwachen, ein Löschfahrzeug vor dem Theater. Lässt sich das nicht einfach länger so aufrecht erhalten?

    Habermaier: Nein. Was wir jetzt gemacht haben, halten wir für angemessen, und wir sind uns sicher, dass wir damit die Wochen bis zum Spielzeitende am 19. Juni sicher über die Runden bringen. Doch diese organisatorischen Maßnahmen ersetzen eben nicht die baulichen Mängel.
    Auch nicht, wenn Feuerwehrleute jede Aufführung begleiten?
    Habermaier: Das geht auf Dauer nicht. Technik kann versagen und Menschen machen Fehler. Wir haben doch ein schreckliches Beispiel noch vor Augen, das Zugunglück von Bad Aibling. Alle Technik und die Überwachung durch einen ganz sicher hoch qualifizierten Menschen konnten es nicht verhindern.

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