Er ist enttäuscht und verärgert über die Stadtpolitik, daraus macht Augsburgs Feuerwehrchef Frank Habermaier keinen Hehl. Mit harschen Worten kritisiert er jetzt die Stadträte, die sein Wunschprojekt – der Aufbau einer Feuerwehr-Erlebniswelt – nicht finanziell unterstützen möchten. Indirekt deutet er an, dass die Haltung der Stadträte sogar Menschenleben kosten könne.
Frank Habermaier hatte auf eine städtische Bürgschaft über eine Million Euro gehofft. Dann, so meinte er, wäre das Projekt in trockenen Tüchern. Doch die Stadtverwaltung und die Mehrheit der Stadträte sind der Ansicht, dass die Prognosen der Erlebniswelt-Macher zu optimistisch sind. Sie fürchten, dass die geplante Finanzierung nicht aufgeht. Dann hätte die Stadt bis zu 800000 Euro bereitstellen müssen.
Der Referent hat Zweifel
Der Zwist bietet Zündstoff. Denn Habermaier ist als Chef der Berufsfeuerwehr ein städtischer Beamter. Und Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) ist sein Vorgesetzter. Gleichzeitig hatte Wurm aber auch zu prüfen, wie die Stadt sich zur Feuerwehr-Erlebniswelt stellt, die Habermaier als Privatmann mit mehreren Mitstreitern verwirklichen will. Habermaier ist Chef des Trägervereins. Dirk Wurm sagt, er habe die Idee an sich unterstützt, er habe aber Zweifel an den Prognosen zu Einnahmen und Besucherzahlen.
Seit Jahren verfolgt Frank Habermaier die Idee. Rund 250000 Euro an Spendengeldern hat der Verein gesammelt. Doch immer wieder musste er auch Rückschläge einstecken. Mal scheiterte es an der Suche nach Räumen, mal an der Finanzierung. Er und seine Mitstreiter seien von den Stadträten ständig mit „neuen Fragen, neuen Problemen und scheinbaren Hürden“ konfrontiert worden, beklagt Habermaier nun. Niemand habe die vielen positiven Aspekte einer Erlebniswelt vernünftig thematisiert. Die Grünen und die Christlich-Soziale Mitte (CSM) hätten sich Gesprächen sogar komplett verweigert.
Über gefahren aufklären
Ziel der geplanten Schau ist es auch, Menschen über die Gefahren, die mit Bränden einhergehen, aufzuklären. Unter anderem soll es einen begehbaren Rauchmelder geben. Wenn die Erlebniswelt komme, bewirke das, „dass der eine oder andere Bürger dieser Stadt vielleicht sein Leben nicht verliert, dass seine Gesundheit unversehrt bleibt“, schreibt Habermaier in einer Erklärung. Er betont auch, eine Erlebniswelt locke Touristen an und schaffe Arbeitsplätze. Einen Seitenhieb teilt er in Richtung der Theatersanierung aus: Bei anderen Projekten, für die hunderte Millionen Euro ausgegeben werden, rede man „das Risiko klein“. Bei der geplanten Erlebniswelt ist es in Habermaiers Augen genau anders herum.
Darf sich ein Amtsleiter so kritisch über den Stadtrat und die Stadtpolitik äußern? Ordnungsreferent Dirk Wurm sagt dazu: „Ich kann die Enttäuschung verstehen. Ob er sie so zum Ausdruck bringt, muss er selbst wissen.“ Dienstrechtliche Konsequenzen habe das aber nicht. Es werde niemand beleidigt oder anderweitig angegangen.
An der Idee hält Habermaier fest. Zwar kann die Erlebniswelt nicht wie vorgesehen in eine ehemalige Manroland-Firmenhalle einziehen. Dazu fehlt nun Geld. Es sei aber geplant, das Projekt ohne städtische Bürgschaft zu stemmen. Ein privater Investor, den der Verein gewonnen hat, stehe weiterhin zum Projekt. Man müsse aber Abstriche machen und einen neuen Standort suchen. „Wir fangen in einigen Punkten wieder bei Null an“, sagt Habermaier. „Aber ich bin erst recht motiviert, es zu schaffen.“