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Augsburg: Fakten rund um den Plärrer: Haben Sie das schon gewusst?

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Fakten rund um den Plärrer: Haben Sie das schon gewusst?

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    Ein buntes Wimmelbild: Der aktuellen Herbstplärrer aus der Vogelperspektive. Unten am Bildrand befindet sich das Schallerzelt. Links unten ist der historische Bereich zu sehen, den es zum 140. Plärrer-Jubiläum gibt.
    Ein buntes Wimmelbild: Der aktuellen Herbstplärrer aus der Vogelperspektive. Unten am Bildrand befindet sich das Schallerzelt. Links unten ist der historische Bereich zu sehen, den es zum 140. Plärrer-Jubiläum gibt. Foto: Ulrich Wagner

    Ein Plärrer ohne Festzelte und Bier – das ist doch eigentlich völlig undenkbar, oder?

    Heute ja. Die Maß Bier im Festzelt gehört für viele Besucher des Plärrers auf jeden Fall dazu. Es gab aber auch Zeiten ohne Bier. Im Jahr 1878 gab es zum ersten Mal den Vergnügungspark auf dem Festplatz an der Langenmantelstraße. 1880 wurde im Rathaus lange über „alkoholische Zugeständnisse“ diskutiert. Schließlich durfte, bei günstiger Witterung, erstmals Bier ausgeschenkt werden. Danach folgten wieder, bis 1905, mehrere „trockene“ Jahre. Im Jahr 1921 stand dann erstmals ein kleines Bierzelt auf dem Platz.

    Die Schausteller betreiben nicht nur Karusselle und Buden – es gibt auch ungewöhnliche Berufe.

    Ein Beispiel dafür ist die Familie Kreis. Bekannt ist die Schaustellerfamilie für ihr Kinderkarussell „Samba“, bei dem kleine Flugzeuge und Helikopter durch die Luft schaukeln. Thomas Kreis ist oft im Kassenhaus zu sehen, aber auch seine Frau Ramona Kreis sitzt immer wieder hier. Sie übt aber auch noch einen anderen Beruf aus: Sie ist Wahrsagerin. Die Fähigkeit, aus Karten zu lesen, habe sie von ihrer Großmutter geerbt, sagt sie. Kürzlich feierte das Schausteller-Paar übrigens eine doppelte Hochzeit: Zum 25. Jubiläum ihrer standesamtlichen Trauung ließen sie sich die beiden nun auch noch kirchlich trauen.

    Warum haben Wohnwagen und Transportanhänger der Schausteller oft ein rundes Dach?

    Das ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Die Wagen ähneln, wenn man sie genau anschaut, Zugwaggons. Und genau das ist auch der Grund für ihr Form. Denn früher transportierten die Schausteller ihre Wohnwagen und ihr Fahrgeschäfte oft auch per Bahn. Heute fahren sie mit Lastwagen von Ort zu Ort. An vielen Orten gibt es gar keine Rampen mehr zum Verladen. Der Transport per Bahn wäre auch zu umständlich und zu teuer.

    Die Leopardenspur ist ein Klassiker – dieses Karussell gibt es nur auf dem Plärrer, oder?

    Ein Plärrer ohne Leopardenspur ist fast nicht denkbar. Das Karussell ist seit Generationen beliebt. Der Augsburger Schausteller Michael Heindel reist damit seit vier Jahrzehnten über die Volksfestplätze. Und in dieser Form ist die Leopardenspur einmalig – mit ihrer bis ins Detail durchdachten Dschungel-Dekoration. Das Karussell an sich – Gondeln, die im Kreis über Berg und Tal fahren – gibt es allerdings häufiger. Oft trägt es den Namen „Musikexpress“. So schön wie die Leopardenspur, da sind sich Rummel-Experten in verschiedenen Internetforen einig, sind aber nur wenige Fahrgeschäfte dieses Typs. Die Zukunft ist allerdings ungewiss. Michael Heindel will das Karussell nach dem Tod seiner Frau im Frühjahr aus Altersgründen verkaufen.

    Wechseln Schaustellerkinder wirklich ständig die Schule – so wie ihre Eltern reisen?

    Ja und nein. Tatsächlich gibt es viele Schaustellerkinder, die mit ihren Eltern von Volksfest zu Volksfest reisen. Die Kinder gehen dann immer am jeweiligen Ort zur Schule. Das sei inzwischen sehr gut organisiert, sagt Josef Diebold, der Chef des schwäbischen Schaustellerverbands. Die Kinder werden nicht einfach in eine Klasse gesetzt, sondern gezielter betreut, auch mit Hilfe sogenannter Bereichslehrer. Alle paar Wochen in eine andere Schule zu gehen, das ist für Kinder und Lehrer dennoch eine Herausforderung. Heute ist es deshalb auch häufig so, dass die Kinder ein Internat besuchen – vor allem dann, wenn sie auf das Gymnasium gehen. Auch Karoline Zehle, die Chefin des rasanten „Break Dance“-Karussells, besuchte zum Beispiel ein Internat. Am Wochenende war sie dann aber bei ihren Eltern auf dem Volksfest. Vielen Schausteller-Eltern ist es auch wichtig, dass ihre Kinder eine Ausbildung absolvieren – um die freie Wahl zu haben, ob sie im Schaustellergewerbe bleiben oder nicht.

    Viele Schausteller sind stolz auf ihre schönen, historischen Orgeln. Das war nicht immer so.

    Im 19. Jahrhundert verbreiteten sich die Orgeln auf den Volksfesten. Die Schausteller wollten so ihre Karusselle attraktiver machen. Entstanden sind dabei oft kleine Kunstwerke. Mit der Erfindung von Tonbändern, Schallplatten und Lautsprechern wurden die Orgeln langsam verdrängt. Keiner wollte sie mehr hören. Sie wurden in Lagern abgestellt. Oder in der Nachkriegszeit sogar schlichtweg in der Not verheizt – weil Brennholz fehlte. Erst später setzte eine Rückbesinnung ein. Schausteller ließen die Orgeln restaurieren und präsentieren sie heute stolz auf den Festen. Eine Orgel der Augsburger Familie Noli ist derzeit etwa im historischen Bereich des Herbstplärrers zu sehen.

    Ein Zeit lang wollte sie keiner mehr hören und sehen. Heute gelten die alten Schausteller-Orgeln, die noch erhalten sind, als Schatz.
    Ein Zeit lang wollte sie keiner mehr hören und sehen. Heute gelten die alten Schausteller-Orgeln, die noch erhalten sind, als Schatz. Foto: Ulrich Wagner

    Auf dem Münchner Oktoberfest gibt’s Bier nur in Maßkrügen. Wie ist das in Augsburg?

    Wer Bier will, muss einen Liter bestellen – das ist in den Münchner Oktoberfestzelten tatsächlich so. In Augsburg ist das aber etwas anders: Im Schallerzelt kann man bis 18 Uhr auch Halbe-Liter-Krüge bestellen. Und es gibt eine weitere Alternative, die „Rammerlmaß“ – nach Angaben des Festwirts Dieter Held eine „gut eingeschenkte Halbe“. Erfunden hat die Rammerlmaß übrigens der Vater des aktuellen „Schaller“-Wirts, der 2014 verstorbene Charly Held. Er ließ sie sich sogar patentieren. Auch im Binswanger-Zelt gibt es eine kleinere Alternative zur Ein-Liter-Portion. Sie nennt sich hier „Festbier Bräutrunk“ – in der Speisekarte beschrieben als eine „große Halbe im Maßkrug“. Im Übrigen: In beiden Zelten gibt es die Maß längst auch schon alkoholfrei.

    Info: Der Herbstplärrer ist noch bis Sonntag, 9. September, geöffnet. Am Samstag von 10.30 bis 23.30 Uhr und am Sonntag von 10.30 bis 23 Uhr.

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