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Augsburg: Experiment: Studenten sanieren die Alte Schmiede am Milchberg

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Experiment: Studenten sanieren die Alte Schmiede am Milchberg

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    In der Alten Schmiede am Milchberg läuft ein besonderes Experiment. Studenten sanieren es auf eine innovative Weise, um möglichst viel von dem hisotrischen Gebäude zu erhalten.
    In der Alten Schmiede am Milchberg läuft ein besonderes Experiment. Studenten sanieren es auf eine innovative Weise, um möglichst viel von dem hisotrischen Gebäude zu erhalten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Von außen sieht die Alte Schmiede am Milchberg verlassen und etwas vernachlässigt aus. Im Inneren tut sich aber sehr viel. Das historische Gebäude ist zum Experimentierfeld für Studenten der Hochschule Augsburg geworden. Sie wollen zeigen, wie man ein Denkmal auf innovative Weise erneuern und nutzen kann. Die Ideen sind so ungewöhnlich, dass die Stadt die Alte Schmiede beim Tag des offenen Denkmals als Musterbeispiel dafür vorstellen will, wie man mit wertvoller alter Bausubstanz – auch – umgehen kann.

    Gerhard Huber von der städtischen Denkmalschutzbehörde spricht von einem außergewöhnlichen Fall. „Ich wüsste nicht, wo es sonst so etwas gibt.“ Der Eigentümer des Hauses wagt ein Experiment, das in Augsburg und weit über Augsburg hinaus einmalig sein dürfte: Er legt die Sanierung des Baudenkmals in die Hände von Studenten. Und er gibt ihnen Raum und Zeit, um dort Projekte zu entwickeln. Begleitet werden die Studierenden aus dem Bereich Energieeffizientes Planen und Bauen von freiberuflichen Profis aus den Bereichen Bauforschung und Restaurierung.

    Alte Schmiede am Milchberg: Studenten sanieren das Bau-Juwel

    Gerhard Huber sagt, dass auf denkmalgeschützten Bauten generell ein großer finanzieller Druck laste. Gerade in großen Städten seien Unterhalt und laufende Kosten für solche Gebäude teuer. Das hat Folgen. Viele Eigentümer entscheiden sich für eine umfassende Modernisierung, damit die Immobilie gewinnbringend vermietet werden kann. Solche Sanierungen gehen aber oft zu Lasten der historischen Bausubstanz.

    Das studentische Sanierungsteam, das rund um Hochschulprofessor Christian Bauriedel entstanden ist, geht anders vor. Das große Ziel der jungen Leute beschreibt er so: „Wir wollen das Gebäude mit wenig Geld denkmalgerecht instandsetzen und ganzjährig nutzbar machen.“ Und zwar so behutsam, wie nur möglich. Die Geschichte der Hufschmiede, die schon 1184 in einer schwäbischen Chronik erwähnt worden sein soll und die bis heute weitgehend original erhalten geblieben ist, soll spürbar bleiben und für jeden Besucher sichtbar werden. Im Gegenzug ist mit dem Eigentümer vereinbart, dass Studenten das Baudenkmal einige Jahre mietfrei als Labor für Lehre und Forschung nutzen dürfen.

    Vor der alten Esse wurde eine Lounge eingerichtet.
    Vor der alten Esse wurde eine Lounge eingerichtet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Innovative Ansätze: Zweiter Anlauf für die Heizung

    Die ersten Räume sind inzwischen instandgesetzt. Wie Bauriedel berichtet, kommt das Denkmal-Experiment totz der Corona-Krise voran. In den vergangenen Monaten sei viel passiert. Auch Studierende anderer Hochschulbereiche bringen sich ein, so der Professor. „Es werden immer mehr.“ Ein Beispiel: In einem Forschungsprojekt zusammen mit der Fakultät für Maschinenbau wurde an einer Lösung getüftelt, um die Schmiede umweltschonend und CO2-neutral zu heizen. Plan war, ein altes ausrangiertes Notstromaggregat zum Blockheizkraftwerk umzurüsten, so dass es mit einem innovativen synthetischem Kraftstoff läuft.

    Im ersten Anlauf wurde dieses große Ziel noch nicht erreicht. Professor Rainer Wieler sagt, das vorhandene Aggregat sei zu groß gewesen. Es hätte zuviel Platz gebraucht. Einfach aufgeben wollen die Studenten und ihr Professor aber nicht. „Wir sind auf dem Weg, ein kleineres Aggregat zu finden und neu durchzustarten“, sagt Wieler.

    Die Alte Schmiede steht an exponierter Stelle am Milchberg.
    Die Alte Schmiede steht an exponierter Stelle am Milchberg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Stadt stellt Projekt beim Tag des offenen Denkmals vor

    Während des Corona-Krise hat ein anderes Studententeam an einem weiteren Vorhaben gearbeitet. Die real existierenden Räume der Alten Schmiede wurden als virtueller Ort im Internet nachgebaut. Ziel ist, das Baudenkmal zu einem soziokulturellen Projekt zu machen und online Gebäude-Führungen und Treffen, Veranstaltungen und Kurse zu ermöglichen. Die Augsburger Studenten überzeugten damit bei einem Wettbewerb. Beim hochschulübergreifenden Digital-Hackathon für Strategien im Umgang mit Covid-19 belegten sie im April den zweiten Platz. Ihre neue Website soll in den kommenden Wochen fertig werden. Bauriedel sagt, inzwischen hätten sich auch andere Interessenten aus dem soziokulturellen Bereich gemeldet, die das Konzept gerne übernehmen würden.

    Eine Bestätigung für gute Arbeit bekommen die Studenten nun auch von anderer Seite. Die Stadt Augsburg will die Alte Schmiede diesen September beim Tag des offenen Denkmals als ein Musterbeispiel vorstellen. Zwar findet der Denkmaltag wegen Corona deutschlandweit nicht in der üblichen Form statt. Besucher können diesmal keine Gebäude besuchen und sich dort umsehen. Ersatzweise bereitet die Stadt eine Präsentation im Internet vor. Organisatorin Barbara Freihalter sagt, „die Sanierung der Alten Schmiede ist ein toller experimenteller und fachübergreifender Ansatz.“ Sie sei ein Paradebeispiel für das Motto des Denkmaltages in diesem Jahr. Es lautet: Erinnern, erhalten. Neu Denken.“

    Sehen Sie sich dazu auch unsere Multimedia-Story an: Virtuelle Tour durch die Alte Schmiede: So sieht das Denkmal von innen aus 

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