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Augsburg/Ettringen: UPM spart: Manager Hartmut Wurster muss gehen

Der Papierhersteller UPM, der auch Standorte in Augsburg, Ettringen und Schongau hat, ordnet sich neu. Mitarbeiter und Öffentlichkeit wurden in dieser Woche über die Pläne des finnischen Konzerns informiert. Arbeitnehmervertreter sind alarmiert: „Wir werden den Prozess aufmerksam begleiten“, sagte Torsten Falke von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Denn die angekündigte Umorganisation hat offenbar vor allem ein Ziel: Kosten senken. Laut UPM sieht man Einsparungsmöglichkeiten von 200 Millionen Euro.

Wursters Nachfolger wird Bernd Eikens

Auch personelle Konsequenzen wird es geben. Der bisherige Deutschland-Chef der Papier-Sparte, Vorstandsmitglied Hartmut Wurster aus Augsburg, wird im November seinen Posten räumen. Sein Nachfolger wird Bernd Eikens, 48, der bislang von Helsinki aus die globale Lieferkette verantwortete. Der Wechsel kommt überraschend, selbst Betriebsräte waren nicht informiert. Wie UPM betont, gehe Wurster in Ruhestand.

Der 58-Jährige ist seit 1987 in Augsburg tätig. Das Werk firmierte damals unter dem Namen Haindl und war bis 2001 eigenständig. Nach dem Verkauf des Familienunternehmens an den finnischen Konzern stieg Wurster auch bei UPM in die Chefetage auf. Er war zuletzt im Gesamtvorstand für den Bereich Technologie zuständig.

UPM: Manager Wurstler genoß große Sympathien in der Belegschaft

Der promovierte Ingenieur genießt in der Belegschaft große Sympathien. Gewerkschafter bezeichnen ihn als fairen Gesprächspartner. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte Wurster, er sei „nicht amtsmüde“. Es wird spekuliert, dass sein Abschied Folge der zuletzt schwachen Ergebnisse im Papiergeschäft ist. Wurster selbst erklärte dazu, dass eine strukturelle Veränderung an der Unternehmensspitze „ein übliches Mittel“ sei, wenn Konzernergebnisse nicht befriedigend wären. „Dies ist so geschehen.“

UPM kämpft wie viele in der Branche mit drastischen Gewinneinbrüchen. Der Markt für Papier schrumpft, seit Online-Medien immer populärer werden. Im ersten Quartal 2013 waren die Papierlieferungen bei UPM weiter zurückgegangen. Zudem sorgen Überkapazitäten für einen Preisverfall. „Es ist offensichtlich, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen, um unser Ergebnis zu verbessern“, sagte Vorstandschef Jussi Pesonen bei der Vorstellung der Quartalszahlen in dieser Woche. Die neue Geschäftsstruktur ist wohl eine erste Maßnahme.

Die bisherigen drei Firmenbereiche – Energie und Zellstoffe, Papier sowie technische Werkstoffe – sollen ausdifferenziert und in regionale Divisionen unterteilt werden. So wird es im Papiergeschäft künftig getrennte Strukturen für den asiatischen und europäischen Markt geben. Die Europazentrale wird ihren Sitz in Augsburg haben. Bislang war das Geschäftsfeld von Helsinki aus gesteuert worden, wichtige Bereiche für den deutschen Markt waren in Augsburg angesiedelt. „Für unseren Standort ist das sicherlich gut“, sagt der Augsburger Betriebsratsvorsitzende Werner Rid.

UPM: In Europa laufen die Geschäfte nicht gut

Hinter den Kulissen wird jedoch spekuliert, UPM wolle mit der regionalen Ausrichtung die Märkte in Asien und Europa vergleichbarerer machen und möglicherweise unterschiedlich auf die Zukunft ausrichten. In der offiziellen Erklärung des Unternehmens ist sogar von einer veränderten Eigentümerstruktur die Rede. Branchenkenner wollen einen Zusammenschluss mit einem anderen Papierhersteller zumindest in Teilbereichen nicht ausschließen. Vor allem in Europa laufen die Geschäfte nicht gut, in Asien dagegen ist der Markt noch im Aufbau.

Zu Details äußerte sich der neue Chef der europäischen Papiersparte nicht. Eikens versicherte, dass „die geplanten Maßnahmen derzeit keine weiteren Kapazitätsschließungen beinhalten“. Er wies aber auf die Schwierigkeiten der Branche hin, die durch die schwache Konjunktur in Europa noch verschärft würden. „Es ist unserer Meinung nach wenig Besserung in Sicht.“

Den Standorten in der Region hatte UPM schon mehrmals Sparprogramme verordnet. Im April wurde eine Papiermaschine im Ettringer Werk geschlossen. 155 Jobs gingen dadurch im Unterallgäu verloren. Hier sind derzeit noch 220 Menschen für UPM tätig, es gibt nur noch eine Maschine. In Augsburg waren Anfang des Jahres 20 Arbeitsplätze in der Verwaltung gestrichen worden. Der Standort hat 700 Beschäftigte.

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