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Augsburg: Erste Infektionen: Die Stadt Augsburg ist jetzt Coronavirus-Gebiet

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Erste Infektionen: Die Stadt Augsburg ist jetzt Coronavirus-Gebiet

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    Corona-Einsatz für Feuerwehr, Rotes Kreuz und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes: Im leer stehenden Abfalldepot in Haunstetten nahm am Wochenende eine zentrale Diganosestelle ihren Betrieb auf.
    Corona-Einsatz für Feuerwehr, Rotes Kreuz und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes: Im leer stehenden Abfalldepot in Haunstetten nahm am Wochenende eine zentrale Diganosestelle ihren Betrieb auf. Foto: Bernd Hohlen

    Das Corona-Virus ist im Stadtgebiet Augsburg angekommen. Mittlerweile gibt es zwei Erkrankte in Augsburg – damit steigt die Zahl der Fälle in der Region auf zwölf. Einen ersten Fall meldete das Gesundheitsamt am Samstagmittag, am Sonntag wurde der zweite Fall einer in Augsburg gemeldeten Person bekannt. In beiden Fällen wurde für die Betroffenen und ihr nahes Umfeld Quarantäne angeordnet, so die Stadt. Derweil hat die Diagnosestelle für die Region im leer stehenden Abfalldepot im Augsburger Stadtteil Haunstetten ihre Arbeit aufgenommen. Ärzteteams des Gesundheitsamtes testen dort Kontaktpersonen von Erkrankten auf eine Infektion.

    Den beiden Augsburger Corona-Patienten geht es nach Auskunft der Stadt den Umständen entsprechend gut. Der ältere Patient zeige leichte Krankheitssymptome, die mit einem Infekt der oberen Atemwege vergleichbar seien, und befinde sich in häuslicher Isolation. Personen, die engen Kontakt zu dem Infizierten hatten, wurden informiert und seien ebenfalls zu Hause. Der zweite Fall, ein junger Augsburger, zeige aktuell keine Krankheitssymptome und befinde sich in häuslicher Quarantäne in seiner Wohnung im Landkreis Augsburg. Der jüngere Infizierte hatte Kontakt mit dem erkrankten Bürgermeisterkandidaten aus Bonstetten im Kreis Augsburg. Der ältere Betroffene habe beruflich mit einem Infizierten aus dem Kreis Aichach-Friedberg zu tun gehabt.

    Coronavirus: Ordnungsreferent plädiert für Gelassenheit

    Der Augsburger Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) plädierte für Gelassenheit. „Wir tun jetzt das, worauf wir uns seit Tagen vorbereitet haben, und ergreifen alle notwendigen Maßnahmen“, sagte er. Derzeit seien auch keine schulpflichtigen Kinder betroffen. Die ermittelten Kontaktpersonen würden zum Abstrich in die Diagnosestelle nach Haunstetten geschickt, um die mobilen Teams der niedergelassenen Ärzte zu entlasten. „Es geht jetzt darum, den Betroffenen zu helfen und ihnen schnell die bestmögliche medizinische Hilfe zukommen zu lassen“, so Wurm.

    Zugleich werde alles dafür getan, dass das öffentliche Leben soweit wie möglich weiterlaufen kann. Es gehe jetzt auch darum, die Ruhe zu bewahren. Hamsterkäufe oder gar Diebstähle, vor allem auch von Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln, nannte er kontraproduktiv. Die Ausrüstung werde dringend für diejenigen gebraucht, die als Helfer wirklich Kontakt mit Infizierten haben. Nach Berichten des Roten Kreuzes werden auch in Krankenhäusern die Desinfektionsmittel knapp, weil Menschen die Spender abreißen und mit nach Hause nehmen.

    Im gemeinsamen Diagnosezentrum für die Stadt Augsburg sowie die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg begann am Samstag die Arbeit. Nach Auskunft der Stadt wurden am Samstag vor allem Abläufe getestet, die Kapazitäten zusammengeführt und die betroffenen Personen informiert und eingeladen. Es wurden 15 Tests durchgeführt, für den Sonntag waren weitere 30 Tests vorgesehen. Insgesamt sollen bis zu 100 Tests am Tag möglich sein. Bis die Getesteten erfahren, ob sie mit Corona infiziert sind, dauert es laut Stadt zwischen vier und sechs Tagen. Die Arbeit im Zentrum teilen sich derzeit ein Team aus Kräften der Rettungsdienste und ein Team des Landratsamtes Augsburg, sagte BRK-Geschäftsführer Michael Gebler. Er nannte die Einrichtung des Zentrums eine „bestechende Idee“, weil sie die mobilen Ärzteteams gut entlaste. Das leere Mülldepot biete ideale Voraussetzungen. Am Samstag sorgte die Freiwillige Feuerwehr Haunstetten für den ordnungsgemäßen Ablauf auf dem Gelände.

    Corona-Hotline für Fragen und Meldungen

    Die Corona-Hotline der Stadt, unter der Bürger ihre Fragen zum Virus stellen oder einen Kontakt zu einem Erkrankten melden können, wurde in den vergangenen Tagen viel genutzt. Am Freitag berieten die Mitarbeiter der Stadt 197 Bürger, am Samstag waren es 120 Anrufe. Das Telefon ist mit geschultem Personal aus der Stadtverwaltung besetzt und wird von zwei Ärzten fachlich betreut.

    Auch das Landratsamt Augsburg meldet großes Interesse an seiner Hotline. Mehrere hundert Anrufe habe es gegeben, seit das Landratsamt dazu aufgerufen hatte, Kontakte zum erkrankten Bonstetter Bürgermeisterkandidaten zu melden. „Am Freitag ist am Telefon die Hölle ausgebrochen“, schildert Landratsamtssprecherin Kerstin Zoch. Neben echten Kontaktpersonen seien allerdings auch viele Bürger darunter gewesen, die sich ohne Anlass aus Sorge testen lassen wollten. Sogar Unternehmen seien darunter gewesen, die präventiv ihre gesamte Belegschaft zum Abstrich schicken wollten. Dem habe man eine Absage erteilen müssen. „Wir müssen unsere Kapazitäten auf die wirklichen Verdachtsfälle der Kategorie 1 beschränken – alle anderen müssen sich an private Labore wenden“, so die Sprecherin.

    Zur Kategorie 1 gehört, wer mit einem Erkrankten mindestens 15 Minuten in unmittelbarer Nähe zusammen war. Auch Küssen oder Annießen könnte zu der Einstufung führen. Laut Kerstin Zoch werden die Tests im Depot in Haunstetten voraussichtlich noch bis Montagmittag durchgeführt. Dann stünden neue mobile Teams der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) bereit, die die Gesundheitsamtsmitarbeiter ablösen können. Das Diagnosezentrum könne dann – zumindest vorübergehend – wieder geschlossen werden.

    Aktuell gibt es in der Stadt Augsburg zwei bestätigte Corona-Fälle, im Kreis Augsburg sind es neun Fälle und im Kreis Aichach-Friedberg bislang einer.

    Die Corona-Hotline der Stadt ist unter 0821/324-4444 zu erreichen, die Hotline des Landratsamtes hat die Nummer 0821/3102-3999.

    Lesen Sie dazu auch: Coronavirus: Zahl der Infizierten verdreifacht

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