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Augsburg: Ein wenig Volksfeststimmung als Ersatz für Plärrer und Dult in Augsburg

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Ein wenig Volksfeststimmung als Ersatz für Plärrer und Dult in Augsburg

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    Normalerweise herrscht erst im Oktober auf dem Festplatz in Lechhausen Volksfeststimmung. Doch im Corona-Jahr 2020 sind die Schausteller dort bereits im Sommer präsent.
    Normalerweise herrscht erst im Oktober auf dem Festplatz in Lechhausen Volksfeststimmung. Doch im Corona-Jahr 2020 sind die Schausteller dort bereits im Sommer präsent. Foto: Max Kramer

    Mit großen Erwartungen haben die schwäbischen Schausteller den „Augsburger Stadtsommer“ auf dem Volksfestplatz in Göggingen und dem Kirchweih-Areal in Lechhausen gestartet. Der Auftakt verlief allerdings noch etwas verhalten – nur wenige Besucher hatten bei sommerlichen Temperaturen Lust auf Fahrgeschäfte, Bratwurst und gebrannte Mandeln. Über Wochen hatte der Schwäbische Schaustellerverband ein Konzept erarbeitet, mit dem in den Sommerferien trotz Corona kleine „Vergnügungsplätze“ mit Fahrgeschäften, Unterhaltungs- und Imbissständen möglich sein sollten. Umso glücklicher waren die Schausteller, als es am Donnerstag endlich wieder losging – für die allermeisten das erste Geschäft in diesem Jahr. Von den wenigen Besuchern ließen sie sich ihren Optimismus dann auch nicht nehmen.

    Fahrgeschäfte und Stände auf dem Gögginger Volksfestplatz

    „Wir lassen es langsam angehen – wir Schausteller wollten nach der langen Winterpause nicht gleich ins kalte Wasser geworfen werden“, scherzte Ulrike Springer angesichts der wenigen jungen Leute, die sich an ihren „König Ludwig Schießstand“ verirrten. Dabei ist sie gut vorbereitet. Für jeden Schützen steht ein Desinfektionsspender bereit, natürlich werden die Gewehre ebenfalls desinfiziert, bevor sie ein neuer Gast in die Hand bekommt. Damit der Abstand gewahrt werden kann, liegen statt der üblichen sechs Gewehre nur halb so viele bereit. „Ich bin positiv eingestellt“, beteuert die Schaustellerin. Die Menschen, die auf einen Auslandsurlaub verzichten müssen, würden bestimmt gerne vorbeikommen und es sich auf dem „Mini-Volksfest“ gut gehen zu lassen.

    Ulrike Springer ist optimistisch, dass sie mit ihrem „König Ludwig Schießstand“ auf dem Gögginger Volksfestplatz viele Besucher haben wird.
    Ulrike Springer ist optimistisch, dass sie mit ihrem „König Ludwig Schießstand“ auf dem Gögginger Volksfestplatz viele Besucher haben wird. Foto: Fridtjof Atterdal

    Die Fahrgeschäfte und Stände sind auf dem Gögginger Volksfestplatz an den Rand gerückt, um auch bei Betrieb möglichst große Abstände zwischen den Besuchern zu ermöglichen. Mitten auf dem Platz wurde ein mobiles Waschbecken errichtet, an dem man sich jederzeit die Hände reinigen kann. Obwohl es kein Bierzelt gibt, müssen die Bescher nicht auf Getränke verzichten – ein kleiner Biergarten lädt zum Verweilen ein. Dort haben es sich Steffi und Thomas gemütlich gemacht und genießen ein Feierabendweißbier. „Ich finde den Mini-Plärrer toll – auch wenn es gewöhnungsbedürftig ist, alles mit Maske zu machen“, sagt Thomas. Seine Begleiterin wollte eigentlich eine Riesenbosna essen – die gibt es nicht, aber dafür jede Menge andere leckere Speisen. „Wir waren neugierig, wie das hier organisiert ist“, so Steffi. Und es sei schön, dass auch hier ein Stück weit Normalität eingekehrt sei.

    Ein wenig Volksfeststimmung an der Lechhauser Klausstraße

    Normalität haben sich auch die Schausteller gewünscht, sagt Nadine Kollmann vom Fun Haus „Coco Bongo“. Für einen Schausteller sei es schrecklich, herumzusitzen und die Hände in den Schoß zu legen. „Jetzt geht es darum zu beweisen, dass in Corona-Zeiten ein Volksfestbetrieb möglich ist“, betont sie.

    An der Lechhauser Klausstraße, als Festplatz für die Kirchweih bekannt, wollen die Schausteller ebenfalls ein wenig Volksfeststimmung in den Stadtteil bringen. Auch hier geben sie sich optimistisch, freuen sich über jede Familie, die Tickets fürs Karussell oder eine Tüte gebrannte Mandeln kauft – etwa bei Rita Heppenheimer. „Die Leute werden schon kommen“, sagt sie. Sie sei jetzt fast 80 Jahre, „aber so etwas wie die vergangenen Monate habe ich noch nie erlebt.“

    Trotz der hochsommerlichen Temperaturen am Nachmittag, locken die fünf Angebote, darunter ein Biergarten, Publikum an. „Wollt ihr noch mal?“, will Manuel Lettner von den Passagieren wissen, die eine rasante Fahrt in seinem Bayern Lift genießen. Axel Baumann, der in der Nähe wohnt, sucht derweil an der Seite seiner Familie sein Glück bei „Nolis Las Vegas“.

    Marktkaufleute bieten in Augsburg ein wöchentlich wechselndes Angebot

    Nicht nur die Schausteller, auch die Augsburg Marktkaufleute wagen nach der langen Zwangspause einen Neustart mit Ständen auf dem Martin-Luther-Platz und vor der City-Galerie. Bis 22. August soll es dort ein wöchentlich wechselndes Angebot geben. „Viele unserer Stammkunden von der Dult freuen sich“, sagt Verbandsvorsitzende Manuela Müller-Manz. Nach Monaten ohne Einnahmen und Beschäftigung seien alle sehr froh, wieder arbeiten zu können, um etwas zur Normalität zurückzufinden.

    Dieter und Lukas Erlinger (von links) sind froh, ihre süßen Leckereien wieder verkaufen zu dürfen.
    Dieter und Lukas Erlinger (von links) sind froh, ihre süßen Leckereien wieder verkaufen zu dürfen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Dem kann Lukas Erlinger nur beipflichten. Der junge Mann unterstützt seine Eltern in der Augsburger Mandelbrennerei, reicht immer wieder eine Tüte Nüsse, Magenbrot oder Schoko-Früchte über den Tresen. Dass das Geschäft „nicht ansatzweise so gut wie auf dem Plärrer oder der Dult läuft“, nimmt der studierte Kommunikationsdesigner hin. „Wir sind froh, dass wir wieder rausdürfen.“

    Das sieht auch Martin Pfündel so, der vor allem mit Nackenkissen punkten will. Doch zumindest an diesem Tag hält sich das Geschäft in Grenzen. „Die Leute laufen durch zur City-Galerie und schauen nicht rechts oder links“, klagt der vierfache Familienvater. Dabei ist Pfündel ebenso wie seine Kollegen dringend auf Einnahmen angewiesen: „Zuletzt war ich auf dem Christkindlesmarkt 2019.“ Nur die Hoffnung auf den vorweihnachtlichen Budenzauber und die Herbstdult hält ihn noch aufrecht. Noch steht hier eine Entscheidung aus.

    In Lechhausen ist bis 23. August täglich von 12 bis 20 Uhr Betrieb, der Vergnügungspark in Göggingen ist ebenfalls bis 23. August jeweils Donnerstag bis Sonntag von 12 bis 22 Uhr geöffnet.

    Lesen Sie den dazugehörigen Kommentar: Den Schaustellern sind Besucher zu gönnen

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