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Augsburg: Ein Jahr danach: Wie Corona Augsburgs Welterbe-Pläne ausgebremst hat

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Ein Jahr danach: Wie Corona Augsburgs Welterbe-Pläne ausgebremst hat

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    Im Juli 2019 feierte Augsburg die Ernennung der historischen Wasserwirtschaft der Stadt zum Unesco-Welterbe.
    Im Juli 2019 feierte Augsburg die Ernennung der historischen Wasserwirtschaft der Stadt zum Unesco-Welterbe. Foto: Michael Hochgemuth (Archiv)

    In der über 2000-jährigen Geschichte Augsburgs ist der 6. Juli 2019 ein besonderes Datum. Es war der Tag, an dem die historische Wasserwirtschaft der Stadt den Unesco-Welterbetitel brachte. Das System aus Kanälen, Brunnen und Wasserwerken – insgesamt sind es 22 Denkmäler – steht seit gut einem Jahr auf der internationalen Liste außergewöhnlicher Denkmäler. Der Unesco-Titel sollte speziell den Tourismus ankurbeln. So klang es im Vorjahr. Die Corona-Pandemie hatte zu diesem Zeitpunkt keiner auf der Rechnung. Die Folgen von Corona zeigen sich in den zurückliegenden Monaten gerade im Tourismus. Die Zahl der Gäste ging zurück. Ausgebremst wurde durch Corona zudem ein Bauprojekt am Rathausplatz, das Besucher aus aller Welt über das Augsburger Wasser aufklären soll.

    Wasserladen wird wohl erst im Frühjahr 2021 bezogen

    Die Fertigstellung des Welterbe-Info-Zentrums, das mancher lapidar als „Wasserladen“ bezeichnet, verzögert sich um mehrere Monate. An einen Einzug im Jahr 2020 ist nicht zu denken. Dies bestätigt Ulrich Müllegger vom Welterbe-Büro auf Anfrage. Die Corona-Krise habe den Zeitplan für die Bauarbeiten durcheinandergewirbelt. Müllegger: „Das zuständige Architekturbüro geht von einer Fertigstellung der Sanierungsarbeiten bis Ende 2020 aus. Anschließend erfolgt die Inneneinrichtung, sodass wir hoffentlich im Frühjahr, mit Beginn der Tourismus-Saison, das Welterbe-Info-Zentrum eröffnen können.“

    Der Wasserladen am Rathausplatz.
    Der Wasserladen am Rathausplatz. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Klar ist, wie das Welterbe Info-Zentrum konzipiert sein wird. Im Erdgeschoss des städtischen Verwaltungsgebäudes wird das komplexe Wassermanagement-System auf verschiedenen Ebenen anhand von unterschiedlichen Medien vermittelt. Daneben wird die Unesco als Organisation ebenso wie der Welterbegedanke an sich erklärt. Außerdem werde verdeutlicht, was das Augsburger Wassermanagement-System ausmacht und welche Bedeutung es als Welterbestätte hat. Müllegger: „Das Info-Zentrum soll der Ausgangspunkt für alle Entdeckungstouren im Welterbe sein. Es wird deswegen der Nachfrage entsprechende Öffnungszeiten auch an den Wochenenden haben.“

    Ursprünglich war angedacht, dass das Info-Zentrum womöglich im Mai 2020 eröffnet. Dies passierte zu einem Zeitpunkt, als Corona kein Thema gewesen ist. Eine Fläche von 100 Quadratmetern steht zur Verfügung. Von 170.000 Euro an Kosten war ausgegangen worden. Die zeitliche Verzögerung dürfte die Investition erhöhen. Für das Innenleben des Wasserladens wurde nach einer Ausschreibung ein Stuttgarter Architekturbüro gewonnen, das als Spezialist für museale Konzepte gilt.

    Unesco-Welterbe: Wo ist die Aufbruchstimmung in Augsburg?

    Von einer Aufbruchstimmung wegen des Welterbe-Titels ist gegenwärtig in der Stadt wenig zu spüren. Müllegger teilt diese Einschätzung nicht. Es gebe einen ganzen Strauß an Themen zu bearbeiten. Dies beginne bei Pflichtaufgaben, wie die Bewertung von Bauvorhaben, die mit dem Thema Wasser zusammenhängen. Müllegger nennt die Gesamtsanierung der olympischen Anlage am Eiskanal, die Fischtreppe am Hochablass und kleinere private Vorhaben und Bauanfragen. Gefordert sei das Welterbe-Büro in der Zusammenarbeit mit der Unesco. Augsburg muss berichten, wie es an den 22 Welterbe-Objekten weitergeht.

    Müllegger führt aus: „In der Entwicklung befinden sich die Informationsstelen, die an sämtlichen Objekten installiert werden und digital mit detaillierten Auskünften vernetzt sind.“ Die Stadt Augsburg baut darüber hinaus auf ein Netz mit vielen ehrenamtlichen Helfern. Mit dem Freiwilligen-Zentrum, das das ehrenamtliche Engagement der Bürger steuert, wird kooperiert. Im Herbst gibt es eine Bürgerwerkstatt. Das Welterbe-Büro arbeitet auch mit Instituten der Universität Augsburg, dem Landschaftspflegeverband und der Lokalen Agenda zusammen.

    Ein Jahr nach der Auszeichnung zieht Müllegger eine aus seiner Sicht positive Bilanz: „Auf alle Fälle hat das Welterbe der Stadt einen Riesenschub nach vorne gegeben, vor allem was den Bekanntheitsgrad und die Wahrnehmung anbelangt.“ Man sei sich bewusst, dass es noch viel zu tun gebe. Dazu gehört es, das Thema in allen Bereichen von Bildung, Wissenschaft und Tourismus bis zur Wirtschaft zu verankern. „Wir sind zuversichtlich, dass es bei diesem Thema in den nächsten Jahren eine positive Entwicklung für die Stadt geben wird“, sagt Müllegger.

    Das sagt der Tourismusdirektor Götz Beck

    Zuversicht kommt auch von Götz Beck, Geschäftsführer der Regio Augsburg Tourismus. Er sieht im Welterbe-Prädikat eine große Chance nicht nur für den „klassischen“ Tourismus, sondern auch für die Tagungs- und Kongresswirtschaft in der Region. Als Geschäftsführer der Kongress am Park Betriebs GmbH hat Beck deshalb die Kampagne „Erfrischend tagen“ angestoßen, mit der das Augsburger Kongresszentrum bundesweit um Veranstaltungen aus dem Bereich der Wasserwirtschaft wirbt, der allein in Deutschland einen Milliardenmarkt darstellt.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Wasser in Augsburg: Für das Welterbe ist es ein verlorenes Jahr

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