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Augsburg: Durch einen Piks zum Lebensretter

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Durch einen Piks zum Lebensretter

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    Nina Konerding lässt sich von Dr. Franziska Menne drei Milliliter Blut abnehmen. Die geringe Menge reicht aus, um als Knochenmarkspender in Frage zu kommen.
    Nina Konerding lässt sich von Dr. Franziska Menne drei Milliliter Blut abnehmen. Die geringe Menge reicht aus, um als Knochenmarkspender in Frage zu kommen. Foto: Annette Zoepf

    Es ist nur ein kleiner Piks, der Isabell und Stefan Lechner am Samstag womöglich zu Lebensrettern gemacht hat. Sie haben sich ebenso wie 156 andere typisieren lassen, um als Knochenmarksspender zu helfen. „Wenn beispielsweise unser Sohn in der Situation wäre, würden wir uns auch freuen, wenn es einen geeigneten Spender gibt. Es ist doch wichtig, sozial miteinander umzugehen“, begründet Stefan Lechner die Teilnahme an der Aktion.

    Zu den Aktionen kommen bis zu 20.000 Menschen

    Das ist die Krankheit Leukämie

    Leukämie wird auch "Blutkrebs" genannt. Zur Behandlung ist eine sofortige Chemotherapie notwendig.

    Die Krankheit geht von Zellen im Knochenmark aus, wo das Blut gebildet wird.

    Bei entsprechender Behandlung bestehen inzwischen durchaus Chancen auf vollständige Heilung, unbehandelt führt die Erkrankung in der Regel in wenigen Wochen zum Tod.

    Mehrere Formen von Leukämie: Chronische Leukämie tritt vor allem bei Erwachsenen auf und verläuft eher schleichend.

    Akute Formen treten sehr plötzlich auf und gehen in der Regel mit schweren Symptomen wie zum Beispiel Müdigkeit, Knochenschmerzen, vergrößerten Lymphknoten und Fieber einher. Sie müssen sofort behandelt werden.

    Bei einer Leukämie ist die Zahl der weißen Blutkörperchen stark erhöht. Je nach der Art der weißen Blutkörperchen, aus denen die Leukämiezellen entstehen, werden myeloische und lymphatische Leukämien unterschieden.

    Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft erkranken in Deutschland pro Jahr etwas mehr als 13.700 Menschen an Leukämie, davon ungefähr die Hälfte an den akuten Formen.

    Die akute lymphatische Leukämie (ALL) tritt am häufigsten bei Kindern und jungen Erwachsenen auf.

    Die akute myeloische Leukämie (AML) trifft dagegen besonders oft Erwachsene im mittleren Lebensalter.

    Die Behandlung bei der akuten myeloischen Leukämie dauert etwa ein Jahr, bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) sogar rund zweieinhalb Jahre.

    Die Überlebensaussichten bei einer Leukämie haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Über fünf Jahre betrachtet, erreichen nach Expertenangaben heute rund 50 Prozent der Patienten unter dem 60. Lebensjahr und rund 20 Prozent der Patienten über dem 60. Lebensjahr die komplette Genesung.

    Bei den meisten Patienten mit einer Leukämie lässt sich im Nachhinein nicht feststellen, was ihre Erkrankung ausgelöst hat.

    Experten gehen nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums heute davon aus, dass bei den meisten Patienten Leukämien als eine Art zufälliger Fehler bei der Zellteilung entstehen.

    Dazu aufgerufen hat die Elterninitiative krebskranker Kinder „Lichtblicke“, die das ganze auch finanziert. Das medizinische Personal kommt von der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB). Die Verantwortlichen bei AKB sind dankbar, dass die Elterinitiative das Projekt jedes Jahr im Herbst ausrichtet und finanziert. „Pro potenziellem Spender investieren wir 50 Euro. Zu unseren Aktionen kommen im Jahr bis zu 20000 Menschen, da geht es also schon um eine stattliche Summe“, sagt Sprecherin Verena Spitzer.

    Besonders erfolgreich seien Spendenaufrufe, wenn hinter der an Leukämie erkrankten Person ein Netzwerk steht, beispielsweise ein Sportverein oder eine Dorfgemeinschaft, sagt Spitzer. So verbreite sich der Aufruf weiter und die Spendenbereitschaft sei höher. Dass Personalisierung ein guter Weg ist, um Menschen zu mobilisieren, zeigte auch der Fall von Lisa aus Stadtbergen im Jahr 2014. Im sozialen Netzwerk Facebook wurde die Ankündigung der Typisierung sehr oft geteilt und auch unsere Zeitung berichtete. Über den Sommer kamen deswegen mehr als 4000 Spender, um sich registrieren zu lassen. So wurden zwei Spender gefunden, wenn auch nicht direkt für Lisa, für die sich aber in der weltweiten Datenbank ein Treffer fand.

    Wer 60 Jahre alt ist, wird aus der Datei gelöscht

    Auf personalisierte Werbung verzichtet der Verein Lichtblicke. „Wir wollen, dass die Krankheit im Vordergrund steht und nachdem wir das nun schon zum elften Mal machen, sind wir auch bekannt. Trotzdem hilft die Werbung über die Medien natürlich“, sagt Geschäftsführer Thomas Kleist. So hat auch Nina Konerding davon erfahren. „Ich habe mir immer wieder vorgenommen, mich registrieren zu lassen. Nachdem ich es jetzt täglich im Radio gehört habe, ist es auch nicht wieder in Vergessenheit geraten.“ Die junge Frau entspricht genau dem Profil, dass die Ärzte suchen. Aufgrufen zur Teilnahme wurden Personen zwischen 18 und 45 Jahren. Je jünger sie sind, desto besser, weil sie dann lange in der Datenbank hinterlegt sind. Wer 60 Jahre ist, wird aus der Datei gelöscht, weil ab dem Alter das Risiko steigt, dass bei der Narkose etwas passiert, so Spitzer. Zudem forderten viele Mediziner junge Spender an, weil diese weniger Vorerkrankungen haben. Bei der Typisierungsaktion am Samstag lag das Durchschnittsalter bei 30 Jahren.

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