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Augsburg: Drohungen und die Liebe: Sina Trinkwalder zieht aus Augsburg weg

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Drohungen und die Liebe: Sina Trinkwalder zieht aus Augsburg weg

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    Sozialunternehmerin Sina Trinkwalder zieht nach Hamburg.
    Sozialunternehmerin Sina Trinkwalder zieht nach Hamburg. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Sina Trinkwalder zieht nach Hamburg. Die bekannte Sozialunternehmerin gibt ihren Wohnsitz in Augsburg auf und packt derzeit Umzugskartons. Auf ihre Textilfirma Manomama habe ihr privater Umzug keinerlei Auswirkung, betont die Chefin von 140 Mitarbeitern. Den Entschluss traf sie aus persönlichen Gründen. Einer bereitet ihr Sorgen.

    Drohbriefe landeten in Sina Trinkwalders Privat-Briefkasten

    An Hassmails und -briefe aus der rechten Szene ist die 41-Jährige schon länger gewöhnt, wie sie sagt. Auslöser dafür sei ihr Auftritt in der Talkshow von Maybritt Illner im Jahr 2015 gewesen. „Damals gab ich Kanzlerin Merkel Schützenhilfe für ihre humanitäre Entscheidung, Flüchtlinge aufzunehmen.“ Doch der Ton der anonymen Post habe sich zunehmend verschärft. Und – sie war nicht mehr nur an ihre Firma adressiert. Drohbriefe landeten nun auch in ihrem privaten Briefkasten. Von dem großen Datenleak Anfang des Jahres, bei dem Hacker Daten von Promis und Politikern ins Netz gestellt hatten, war nämlich auch Trinkwalder betroffen.

    Die Unternehmerin berichtet von Mails, wie „Sie sehen Lübcke schneller, als Ihnen lieb ist“. Ein Unbekannter drohte etwa, Flyer mit ihrem Konterfei und ihrer Privatadresse vor Flüchtlingsunterkünften in Augsburg anzubringen, so dass sie als „Links-Grün-Versiffte“ von einem HIV-positiven Neger mal ordentlich ...“ Trinkwalder schaltete die Polizei ein. Auch aus Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiterinnen bei Manomama. Die machten sich nämlich große Sorgen, erzählt sie.

    Wie es mit Manomama in Augsburg weiter geht

    Es gibt auch positive Gründe, die sie zu einem Umzug in den Norden bewegen. „Mein Lebensgefährte arbeitet in Hamburg. In unserem Alter kann man nicht mehr zehn Jahre rumdaddeln, sondern muss auch Verantwortung übernehmen“, meint sie und lacht. Zudem habe sie schon immer mal in einer Großstadt leben wollen. „Die Hälfte meines Lebens ist vorbei“, sagt sie nüchtern. „Wenn ich das jetzt nicht mache, wann dann?“ Manchmal brauche man eben Impulse von außen, um einen Tapetenwechsel zu vollziehen. Sie ist überzeugt: „Neue Einflüsse geben neue Kraft.“ So sehr sie sich auf Hamburg freut, mit der Fuggerstadt bleibt Trinkwalder eng verbunden.

    „Ich kehre Augsburg nicht den Rücken zu, ich liebe die Stadt“, betont die Unternehmerin. Die Arbeit bei Manomama laufe unverändert weiter. Sie werde unter der Woche vor Ort sein. „Es ist eine alte Denke zu glauben, ein Unternehmen funktioniert nur, wenn der Chef permanent physisch anwesend ist.“ Künftig wird die Mutter eines Sohnes mit dem Zug zwischen beiden Städten pendeln. Sie sieht es positiv: „Während den Fahrten kann ich wunderbar Bücher schreiben.“

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