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Augsburg: "Drei Möhren"? Augsburg diskutiert über einen Namen

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"Drei Möhren"? Augsburg diskutiert über einen Namen

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    Das "Drei Mohren" trägt seinen Namen aus historischen Gründen. Amnesty International fordert nun eine Umbenennung.
    Das "Drei Mohren" trägt seinen Namen aus historischen Gründen. Amnesty International fordert nun eine Umbenennung. Foto: Anne Wall (Archiv)

    Seit Tagen wird in Augsburg darüber diskutiert: Ist der Mohr, der im Hotelnamen des Steigenberger Drei Mohren steckt, nun eine rassistische Bezeichnung oder nicht? Den Stein zu dieser Diskussion brachte die Jugendgruppe von Amnesty International (AI) Augsburg ins Rollen. Sie startete eine Online-Petition. Darin fordert sie eine Umbenennung von „Drei Mohren“ auf „Drei Möhren“ – oder alternativ die simple Bezeichnung „Steigenberger“. Am Dienstagnachmittag hatte diese Petition 337 Unterstützer.

    Eine Gegenbewegung, die Peter Englhard als Reaktion auf die Forderung der Amnesty-Jugendgruppe ins Netz stellte, zählt inzwischen 125 Unterstützer. Englhard möchte, dass der Name erhalten bleibt. Englhard sagt, er habe festgestellt, dass es immer mehr Initiativen gibt, die Traditionelles durch überkorrekte Sprache verdrängen. Er will mit seiner Petition die Haltung des Hotels stärken, das den Namen nicht ändern will.

    "Auseinandersetzung mit Rassismus muss tiefer gehen"

    Die rege Diskussion, die durch die Online-Petition von AI entstanden ist, freut die Mitglieder der Amnesty-Jungendgruppe Augsburg. „Ein Dialog stellt oft den Anfang einer Lösung dar“, betont Hyun-Ho Cha, Sprecher von Amnesty International Deutschland. Ziel der Petition sei es, auf Begriffe und Denkweisen hinzuweisen, die rassistisch wirken, selbst wenn sie nicht so gemeint sind. In

    Mit der Namensgebung des Hotels, der Bezeichnung „Mohr“, dem Kolonialismus und Rassismus in Deutschland habe sich die Augsburger Amnesty-International-Jugendgruppe auseinandergesetzt, versichert Hyun-Ho Cha. „Der Prozess der Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus schreitet nach Ansicht der Jugendgruppe zu langsam voran, was sich auch in Augsburg selbst beobachten lässt. Denkmuster aus der Kolonialzeit sind zum Teil noch immer tief im Alltag verwurzelt.“

    Dass viele Augsburger die Forderung der Augsburger Amnesty-Jugendgruppe, das Hotel Drei Mohren umzubenennen, für vollkommen überzogen halten, damit haben die Initiatoren nach eigener Auskunft von Anfang an gerechnet. „Die kritischen Stimmen waren auf jeden Fall zu erwarten. Das Problem Rassismus wird von sehr vielen Menschen noch immer nicht ausreichend als tatsächliches Problem anerkannt und oftmals heruntergespielt“, sagt der Sprecher.

    Das Hotel "Drei Mohren" will nichts am Namen ändern

    Das Steigenberger Hotel „Drei Mohren“ hält wenig von der Idee einer Umbenennung und begründet dies mit der historischen Herleitung des Namens: Der Legende nach sollen um 1495 drei abessinische Mönche nach Augsburg gekommen sein. Aufgrund eines harten Winters konnten sie die Heimreise nicht antreten, Gastwirt Konrad Minner bot ihnen den Winter über ein Quartier an. Laut Jannah Baldus von der Steigenberger Hotels AG stehen die Mohren im Wappen des Hotels für Gastfreundschaft und Toleranz.

    Drei Mohren, dieser Name ist für das Steigenberger Hotel in Augsburg seit langem Tradition. Doch nun fordert Amnesty International, man möge sich umbenennen.
    Drei Mohren, dieser Name ist für das Steigenberger Hotel in Augsburg seit langem Tradition. Doch nun fordert Amnesty International, man möge sich umbenennen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das „Drei Mohren“ ist übrigens nicht das einzige Haus in Augsburg, das einen aus AI-Sicht anstößigen Namen führt. Auch das Lokal „Mohrenkönig“ in der Sulzerstraße führt demnach eine inkorrekte Bezeichnung. Herunterspielen will Bernhard Riepl das Thema nicht. Doch von einer Namensänderung hält der Gastwirt des Lokals überhaupt nichts. „Das ist doch ein totaler Schmarrn und überzogen.“

    Seiner Meinung schließen sich auch viele Augsburger an. „Man sollte aufhören, alles ändern zu wollen. Der Name ist altbewährt und sollte nicht negativ verstanden werden“, ergänzt eine Bürgerin, die ihren Namen in der Zeitung nicht lesen will. Die Idee der Augsburger Amnesty-Jugendgruppe stößt aber nicht nur auf Kritik „Mir ist das persönlich egal, aber wenn es Leute gibt, die sich dadurch verletzt fühlen, soll natürlich darüber diskutiert werden“, sagt eine andere Frau.

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