Seit knapp einem Jahr ist die Stadtmauer an der Thommstraße abgesperrt. Nach dem Teileinsturz eines Pfeilers musste das Areal im vergangenen Februar abgesichert werden. Die Absperrung wird in der Thommstraße noch eine längere Zeit vorhanden sein: Dort muss die historische Stadtmauer auf einer Länge von rund 300 Metern dringend saniert werden. Seit Donnerstag ist die Stadt der Realisierung des gewaltigen Vorhabens einen Schritt näher gekommen.
Rudolf Amann von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz überbrachte Finanzreferentin Eva Weber (CSU) und Baureferent Gerd Merkle (CSU) die Nachricht, dass die Stadt Fördermittel in Höhe von 50.000 Euro erhält. „Die Stiftung setzt sich seit 1985 für den Erhalt bedrohter Baudenkmäler ein. Allein 2018 wurden deutschlandweit über 600 Projekte mit 22,7 Millionen Euro unterstützt“, sagte Rudolf Amann vor Ort. „Wir nehmen jeden Zuschuss gerne an. Die Sanierung ist eine große Herausforderung für die Stadt“, betonte Merkle. Allein die Kosten im abgesperrten Sanierungsabschnitt – vom Fischertor in Richtung Lueginsland – werden sich auf eine Million Euro belaufen.
Standfestigkeit der Stadtmauer ist nicht mehr gewährleistet
Dass die Mauer in dem Bereich sich im Verlauf der Jahrhunderte entwickelte, verdeutlicht Thomas Streubel vom Hochbauamt. Um 1310 sei eine niedrige Version der Stadtmauer an dieser Stelle errichtet worden. Diese sei zwischenzeitlich erhöht und um das Jahr 1710 erneuert worden. „Damals wurde ein Wehrgang abgebrochen, der Boden aufgefüllt“, erklärt Streubel. Neben der Windlast stelle vor allem das Gewicht dieses Erdreichs eine Belastung für die Mauer dar, deren Standfestigkeit in diesem Bereich nicht mehr gewährleistet ist.
Sie neige sich inzwischen in Richtung Thommstraße. Von dieser Seite aus soll die historische Mauer nun stabilisiert werden. Dafür sollen 83 Pfähle im Erdwall an der Mauer befestigt werden. So werde sie gestützt, optisch aber nicht beeinträchtigt. „Wir hätten auch andere Stützen von außen anbringen können. Dann wäre sie aber nicht mehr so gut sichtbar gewesen“, sagt Streubel. Das selbe Sicherungssystem wurde an der denkmalgeschützten Mauer am Vorderen Lech eingesetzt. Bei der Stützmauer, die früher zur Klosteranlage der Dominikanerkirche gehörte, wurden die Wand durchbohrt und einzelne Bodenverankerungen eingesetzt.
Augsburger Stadtmauer soll ab Sommer saniert werden
Die Arbeiten an der Stadtmauer an der Thommstraße sollen nun ausgeschrieben werden. Streubel rechnet mit einem Sanierungsbeginn im Sommer. Die Arbeiten werden Schritt für Schritt in Angriff genommen, weil der Großteil aus dem städtischen Haushalt finanziert werden müsse. Für den Unterhalt stünden dem Hochbauamt jährlich 94.000 Euro zur Verfügung. Davon würden etwa Frostschäden beseitigt und Stützpfeiler repariert.
Dass die Stadtmauer, von der noch rund vier Kilometer erhalten sind, sanierungsbedürftig ist, ist seit Jahren bekannt. Nach Angaben der Stadt ist der Bereich an der Thommstraße der aktuell dringlichste Abschnitt, der saniert werden muss.
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