Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Die alte Augsburger Flugplatzheide wird unter Schutz gestellt

Augsburg

Die alte Augsburger Flugplatzheide wird unter Schutz gestellt

    • |
    Die alte Flugplatzheide beim Landesamt für Umwelt ist ein wertvoller Naturraum mit vielen seltenen Tieren und Pflanzen, aber auch ein beliebtes Ziel für Spaziergänger. Der neue Schutzstatus für die Heide soll deshalb mit einem Lenkungskonzept für Besucher ergänzt werden.
    Die alte Flugplatzheide beim Landesamt für Umwelt ist ein wertvoller Naturraum mit vielen seltenen Tieren und Pflanzen, aber auch ein beliebtes Ziel für Spaziergänger. Der neue Schutzstatus für die Heide soll deshalb mit einem Lenkungskonzept für Besucher ergänzt werden. Foto: Eberhard Pfeuffer (Archiv)

    Nur noch ein kleiner Rest Natur ist übrig. Und die soll jetzt gerettet werden. Die Rede ist von der alten Augsburger Flugplatzheide in Haunstetten. Im Laufe von Jahrzehnten wurde sie immer massiver bebaut. Ein kleiner Rest beim Landesamt für Umwelt ist erhalten geblieben. Nach jahrelangem Kampf von Naturschützern will die Stadt dieses wertvolle Stückchen Natur nun offiziell unter Schutz stellen – allerdings nicht komplett.

    Der Umweltausschuss beschloss am Montag einstimmig die weitere Vorgehensweise. Danach wird die Stadt die Restfläche der Heide in Haunstetten als „geschützten Landschaftsbestandteil“ ausweisen. Der Entwurf der Verordnung wird im Dezember öffentlich ausgelegt. Anfang 2020 will der Stadtrat endgültig über den Schutzstatus entscheiden. Zusammen mit der Landschaftspflege soll darüber hinaus ein Konzept erarbeitet werden, wie die vielen Erholungssuchenden auf dem Gelände so gelenkt werden können, dass seltene Tiere und Pflanzen überleben.

    Massive Bebauung ließ von der Heide fast nichts übrig

    Warum das Gelände geschützt werden soll, begründet Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) so: Bei der alten Flugplatzheide handelt es sich um Reste einer Flussschotterheide des Lechs, die sich sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts über die Haunstetter Niederterrasse erstreckte. Auf den Kiesböden war Ackerbau kaum möglich. Deshalb weideten dort vor allem die Herden von Wanderschäfern. Aus der Beweidung entwickelten sich wiederum artenreiche Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen.

    Ab 1916 setzte eine intensive Bebauung ein. Zunächst errichteten die Rumplerwerke ein Flugfeld, das nach wechselhafter Geschichte im Jahr 1968 aufgegeben und neu überplant wurde. Mit den 1970er Jahren begann eine neue Bauphase. Damals entstanden die Universität und das Uni-Viertel. Später kamen Gewerbebauten und das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) dazu.

    Von der früher rund 200 Hektar großen Heidelandschaft ist jetzt nur noch ein Rest von rund 8,7 Hektar übrig. Dieses Areal wird im Norden vom LfU und dem Studentenwohnheim an der Bürgermeister-Ulrich-Straße begrenzt, im Westen vom Unteren Talweg, im Süden vom Bischofsackerweg und im Osten vom Gewerbegebiet an der Weddigenstraße.

    Das Schicksal der Haunstetter Flugplatzheide gilt als typisch für die Entwicklung der Lechheiden insgesamt. Von der historischen Kulturlandschaft, die für die Region über Jahrhunderte prägend war, ist heute nur noch wenig übrig. Dabei ist die Natur einzigartig. Experten des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben haben allein auf der Flugplatzheide 85 Arten nachgewiesen, die auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzen Bayerns stehen. Auf der Heide leben auch sehr viele seltene und gefährdete Insektenarten. Einige Arten sind nur noch an dieser Stelle am bayerischen Lech und darüber hinaus zu finden. Überhaupt werden den Lechheiden wegen ihres Artenreichtums und ihrer Artenausstattung eine landesweite Bedeutung zugesprochen.

    Freistaat will auf sein Baurecht nicht verzichten

    Trotzdem war es schwierig und langwierig, die alte Flugplatzheide unter Schutz zu stellen. Eigentümer der Fläche ist nicht die Stadt, sondern der Freistaat Bayern. Er wollte auf wertvolles Baurecht an dieser Stelle nicht verzichten. Zum großen Streit mit Naturschützern kam es, als am Bischofsackerweg auf Heideflächen neue Wohnungen gebaut werden sollten. Diese Nutzung hätte aus Sicht von Kritikern den Druck auf die Natur weiter verstärkt und bedrohten Tieren und Pflanzen die letzten Überlebenschancen genommen. Auf das Baurecht am Bischofsackerweg will der Freistaat nicht verzichten, wie eine Anfrage der Stadt beim Bauminister ergab. Deshalb soll dieser Grundstücksstreifen nicht dem neuen Schutzgebiet zugeschlagen werden. Aktuell sei aber kein Projekt auf der Heide geplant, sagte Erben.

    Vor dem neuen Schutzverfahren für die Heide musste auch noch geklärt werden, ob es Probleme mit Altlasten gibt. Erben zufolge ergaben die Untersuchungen, dass keine Altlasten oder Kampfmittelreste aus dem Krieg entfernt werden müssen. Auf dem südlichen Teil des Areals gibt es allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit Bodendenkmäler aus der Bronzezeit, die erhalten werden sollen. Aus Sicht der Archäologen darf nicht tiefer als 30 Zentimeter in den Boden gegraben werden. Das hat Auswirkungen auf die künftige Pflege der Naturschutzfläche. Sträucher dürfen dort nur zurückgeschnitten, aber nicht entfernt werden.

    Umweltreferent lobt Einsatz der Naturschützer

    Aktuell sei der Freistaat dabei, die Fläche für das neue Schutzgebiet zur Betreuung an den Bayerischen Naturschutzfonds zu übergeben, sagte Erben. Die Landschaftspflege bekommt für ihre Arbeit einen Zuschuss vom Freistaat, so dass der Stadt keine Mehrkosten entstehen. Erben betonte, dass es beim Besucher-Lenkungskonzept auf der Heide keine Zäune geben werde. Regeln seien aber nötig, weil dort viele Spaziergänger mit Hunden und spielende Kinder unterwegs seien.

    Die Parteien im Umweltausschuss begrüßten einhellig den neuen Schutzstatus für die alte Flugplatzheide. Gabriele Thoma (SPD) und Christian Pettinger (ÖDP) forderten jedoch, der Freistaat müsse von seinen Bauplänen endgültig Abstand nehmen. Erben sagte, „wir waren noch nie soweit wie heute“. Dies sei vor allem dem Einsatz ehrenamtlicher Naturschützer zu verdanken. Diese hätten nicht nur protestiert, sondern auch die seltenen Arten auf der Heide nachgewiesen und sich tatkräftig an der Pflege der Natur beteiligt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden