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Augsburg: Die WWK-Arena hat endlich eine Hülle - Hingucken lohnt sich

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Die WWK-Arena hat endlich eine Hülle - Hingucken lohnt sich

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    Endlich mit einer Hülle: Das FCA-Stadion hat eine Fassade bekommen, wie man aus der Luft, aber auch von der B17 aus unschwer sehen kann.
    Endlich mit einer Hülle: Das FCA-Stadion hat eine Fassade bekommen, wie man aus der Luft, aber auch von der B17 aus unschwer sehen kann. Foto: Ulrich Wagner

    Na also, geht doch! Da muss man nur mal acht, neun Jahre lang warten, und schon hat das FCA-Stadion eine Fassade! Super, viele freuen sich. So nach dem Motto: Was lange währt, wird endlich gut.

    Es waren bittere Jahre, in denen man immer diese nackte Betonkonstruktion sehen musste, diese Sparversion eines Stadions. Jahre, in denen man neidvoll an die aufgeblähten Schwimmreifen der Arena in München-Fröttmaning dachte (Ja, aufgebläht passt schon, die g’wappelten Bayern, die haben’s halt!), die in jeder Zeitschrift mit Großfotos als neues Wahrzeichen der Landeshauptstadt gefeiert werden. Jahre, in denen der Eintritt in die Stadt so gar nichts repräsentatives und bildhaftes hatte, wo man zwar merkte: Ja, hier wird Fußball gespielt. Doch darüber hinaus war nichts, aber auch gar nichts. Kein städtebaulicher Akzent, der ein Großfoto wert gewesen wäre, kein einprägsames Tor zur Stadt, kein Aufmerksamkeitsmarker, der den Besuchern gesagt hätte: Diese Stadt macht was her, sie verfolgt einen urbanistischen Anspruch; sie weiß, dass sie ihrem Ruf, eine der schönsten Städte Deutschlands mit großer Geschichte zu sein, auch heute gerecht werden muss. Statt dessen: eine karge, nüchterne Struktur, umgeben von einer ausladenden Infrastruktur aus Straßen und Parkplätzen.

    Architektur als Gegenleistung für Steuergelder

    Da hat man also gewartet und dabei einmal mit Engelszungen geredet (die Vorzüge einer schicken Fassade als Aushängeschild gepriesen) und dann auch immer mal wieder gemault. Man hat daran erinnert, dass der FCA mit der Stadt die Fassade vertraglich vereinbart hatte – Architektur als Gegenleistung dafür, dass mit den Steuergeldern der Bürger (auch der, die keine Fußballfans sind) die teure Infrastruktur (Verkehrserschließung und Verkehrslenkung) bereitgestellt wurde; man hat gefragt, warum der Stadtrat nicht auf Vertragseinhaltung bestand, und sich so weit aus dem Fenster gelehnt, diese devote Zurückhaltung gegenüber König Fußball populistisch zu nennen.

    Hat wenig geholfen, angesagt war dann doch wieder nur Geduld. Die hat jetzt die sprichwörtlichen Rosen gebracht. Der neue Sponsor hatte ein Einsehen, dass sein Schriftzug mit den drei Buchstaben sich als Bekrönung einer interessanten Stadionhülle, die man gern anschaut, eben viel besser ausmacht und auch positive Konnotationen auslöst, die sich wirtschaftlich bezahlt machen. Corporate Identity – alte Geschichte. Und wenn der Klub schon immer so aufregend am Ende der Erstliga-Skala rumschrappt und man nie weiß, fliegt er jetzt raus oder nicht, dann ist so ein hübscher Hingucker zur Beruhigung der Gefühle noch mehr wert.

    WWK-Arena: Wie Mikadostäbe geworfen

    Das hat etwas Leichtes: Wie Mikadostäbe scheinen die Alustäbe über die Außenhaut geworfen zu sein.
    Das hat etwas Leichtes: Wie Mikadostäbe scheinen die Alustäbe über die Außenhaut geworfen zu sein. Foto: Ulrich Wagner

    Nun also endlich die Fassade, und die ist echt das Hingucken wert. Was den Architekten Titus Bernhard und Peter Kögl da schon vor neun Jahren eingefallen ist, das ist auch heute, da der Entwurf realisiert wurde, noch tragfähig. Man möchte es fast einen großen Wurf nennen. Wie Mikadostäbe scheinen die Alurohre über die Außenhaut des Stadions geworfen, das hat was Leichtes, Unbeschwertes, wirkt auch bewegter und lebendiger als die Schwimmreifen der Allianz-Arena. Eine Hülle, die nicht fest und starr, sondern durchlässig ist – vielleicht kann man das als subtilen Hinweis darauf verstehen, dass Durchlässigkeit, Transparenz, dem Big-Money-Geschäft des Fußballs sehr guttäte.

    Diese Hülle aus hingeworfenen Stäbchen hat auch Witz; die Architekten sprechen selber von einem Gespinst, mit dem die Augsburger Fußballer ihre Gegner einwickeln sollten. Wer in diese stoffliche Richtung denkt, wird vielleicht auch eine Erinnerung an die alte Textilstadt Augsburg in dem Aluminium-Stabwerk entdecken. In jedem Fall hat die Fassade Bildkraft, ohne aufdringlich zu wirken, und den Architekten wird es sicher gefallen, wenn man ihren Entwurf mit dem „Vogelnest“ genannten Stadion in Peking vergleicht, das das berühmte Architekten-Duo Herzog & de Meuron entworfen hat.

    Augsburger Stadion-Fassade ist viel teurer geworden

    Natürlich ist die Stadion-Fassade jetzt, neun Jahre nach der Planung, viel teurer geworden – 4,5 Millionen Euro statt der damals kalkulierten 2,5 Millionen Euro. Und natürlich wird jetzt mancher Fußballfan fragen: War das nötig? „Hat’s des braucht?“ Hätte man für das schöne Geld nicht einige teure Spieler einkaufen können? Dem Fußballfan sei in aller Freundschaft gesagt: Ja, das hat’s gebraucht!

    Und weil an dieser Stelle immer auch ein bisschen Platz fürs Hinterfragen und Bedenkentragen sein darf, hier noch eine Anregung: Bekanntlich soll das Stabwerk auch leuchten, so wie die Allianz-Arena. LED-Technik soll die FCA-Farben Rot, Grün und Weiß zum Strahlen bringen. Aber muss das sein angesichts der kolossalen Lichtverschmutzung, die wir derzeit überall erleben und erleiden? Wäre es nicht innovativer, auf die Beleuchtung zu verzichten und auch damit ein Zeichen zu setzen?

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