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Augsburg: Die Uni Augsburg hat ein Quidditch-Team

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Die Uni Augsburg hat ein Quidditch-Team

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    Ringe auf Stangen dienen beim Quidditch als Tore. Ihre Besenstiele müssen die Spieler ständig zwischen den Beinen behalten.
    Ringe auf Stangen dienen beim Quidditch als Tore. Ihre Besenstiele müssen die Spieler ständig zwischen den Beinen behalten. Foto: Michael Hochgemuth

    „Brooms Up!“ – Auf dieses Kommando hin sprintet eine Handvoll junger Männer und Frauen über den Rasen der Augsburger Hochschulsport-Anlage. Die Besen (englisch: brooms) haben sie aber nicht im Anschlag, um die Tartanbahn zu fegen. Das Holz haben die Studenten zwischen den Beinen. Sie spielen Quidditch.

    Die Idee zum Quidditch-Kurs in Augsburg kam von einem Studenten

    Seit einem Jahr bietet die Universität Augsburg den von den Harry-Potter-Romanen inspirierten Sport an. Für dieses Semester haben sich 22 Teilnehmer angemeldet. Jeden Donnerstag treffen sie sich, um im Spiel mit den vielen verschiedenen Bällen gegeneinander anzutreten.

    Die Idee dazu hatte Johannes Lotz. Schon im Sommersemester 2015 bot der Wirtschaftsstudent den Kurs an. Als einer von Deutschlands ersten Quidditch-Spielern brachte er den Sport aus seiner Heimat nahe Frankfurt am Main mit. „Der Bruder einer Bekannten spielte damals schon Quidditch in England.“ Auch Lotz’ Freunde gründeten Mannschaften an ihren Unis. Die Torringe bastelte er aus Kunststoffrohren aus dem Baumarkt. Der wichtigste Ball, Schnatz genannt, ist ein Tennisball in einer Plastiktüte. Noch ein paar Volleybälle und Holzstäbe – fertig ist die Quidditch-Ausrüstung.

    Quidditch: Regelkatalog umfasst über 200 Seiten

    Es ist eine bunte Truppe, die sich in Augsburg auf die Besen schwingt. Das Team besteht zu zwei Dritteln aus Frauen. Auf die Frage, ob sie alle Harry-Potter-Fans seien, schallt ein einhelliges „Jaaaa“ aus der Runde. Die meisten Teilnehmer hätten vorher wenig mit Sport am Hut gehabt, sagt Johannes Lotz. Einer der wenigen Männer sagt: „Ich wollte einfach nur sehen, was für andere Freaks ich hier treffe.“ Der Spaß stehe eindeutig im Vordergrund, sagt eine andere. Bei verwunderten Blicken anderer Studenten müsse man „drüberstehen“.

    Fast ein ganzes Semester hat Johannes Lotz gebraucht, um seinem Team die Regeln beizubringen. Das offizielle Regelwerk des Internationalen Quidditch-Verbands (IQA) ist über 200 Seiten dick. In Kürze spielt die Mannschaft als „Augsburg Owls“ ihr erstes Turnier in Passau. Große Chancen rechnen sie sich nicht aus. „Zu 50 Prozent wollen wir gewinnen, die anderen 50 Prozent sind Lachen“, fasst eine der „Jägerinnen“ die Einstellung zusammen. Doch es gibt auch in Deutschland schon viele Teams, die Quidditch mit großem Ernst spielen. Dem Deutschen Quidditch-Bund (DQB) ist es sogar gelungen, die Weltmeisterschaft ins Land zu holen. Sie findet im Juli in Frankfurt am Main statt. 23 Nationalteams aus aller Welt gehen an den Start.

    Die Deutschen wollen bei der WM ins Viertelfinale kommen

    Man habe sich einfach bei der IQA beworben und den Zuschlag erhalten, erzählt Juliane Schillinger vom DQB. Dabei seien andere Länder wie Frankreich oder Großbritannien in Sachen Quidditch den Deutschen weit voraus. Möglicherweise habe die zentrale Lage eine Rolle gespielt, sagt Schillinger.

    Chancen auf den Sieg rechnet sich das Nationalteam nicht aus. „Beim Quidditch ist es so: Alle spielen und am Ende gewinnen die USA“, erklärt Schillinger. Die letzte WM gewannen die Amerikaner mit 210:0 gegen Australien. Mithilfe des Heimvorteils wollen die Deutschen aber zumindest das Viertelfinale erreichen. Die USA sind das Mutterland des exotischen Sports. Zwei Studenten des Middlebury College im Bundesstaat Vermont holten Quidditch 2005 in die reale Welt.

    Augsburg stellt keine Nationalspieler für die Quidditch-WM

    Der DQB arbeitet komplett ehrenamtlich. Keiner der Organisatoren verdiene auch nur einen Cent an dem Turnier, betont Schillinger. Das sollte auch so bleiben, denn: „Es gibt mit dem Rechteinhaber Warner Bros. eine Vereinbarung, dass die Begriffe aus den Harry-Potter-Büchern benutzt werden dürfen. Ich denke, das gilt aber nur, solange niemand groß Kapital daraus schlägt.“

    Die „Augsburg Owls“ stellen keinen Nationalspieler. Aber das kann sich ändern. Johannes Lotz will auch im kommenden Jahr einen Quidditch-Kurs anbieten. Vielleicht geht irgendwann ein Augsburger für Deutschland auf die Jagd nach dem Schnatz.

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