Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Die Tage der Ackermann-Brücke sind gezählt

Augsburg

Die Tage der Ackermann-Brücke sind gezählt

    • |
    So sah die Ackermann-Brücke 1959 aus.
    So sah die Ackermann-Brücke 1959 aus. Foto: Tiefbauamt, Repro: Zoepf

    Der Kontrast könnte größer nicht sein: Wer an einem schönen Tag von der Ackermann-Brücke aus nach unten blickt, sieht die Steine im Flussbett in der Sonne glitzern. Die Wertach rauscht, nebenan auf dem Caravan-Abstellplatz campieren Urlauber. Doch oben will keine Ferienstimmung aufkommen: Unaufhörlich donnert auf vier Fahrspuren der Verkehr in einer Lautstärke vorbei, dass das eigene Wort nicht mehr zu verstehen ist.

    Autos, Motorräder und Lastwagen malträtieren nicht nur empfindliche Ohren. Der Verkehr tut auch der 54 Meter langen Brücke weh, und zwar so sehr, dass sie jetzt abgerissen werden muss. „Das 1958 errichtete Bauwerk ist am Ende“, sagt Abteilungsleiterin Karoline Pusch vom Tiefbauamt. Warum das so ist, erklärt ihr Kollege Michael Krause mit ein paar Zahlen: „Vor 50 Jahren wurden auf den vier Fahrspuren der Brücke täglich 18000 Fahrzeuge gezählt, heute sind es 40000.“

    Der Ingenieur zeigt auf eine Kuhle im Straßenbelag. „Das ist eine Absenkung.“ Wer sehen will, dass es sich hier nicht nur um ein kosmetisches Problem handelt, muss sich unter die Ackermann-Brücke begeben. Der Blick fällt auf eine Stahlkonstruktion in der Wertach. Zwischen den Stützpfeilern und dem Unterbau ist noch etwas Luft. Bis – dem Lärm nach zu urteilen – ein besonders schweres Fahrzeug die Brücke passiert. Plötzlich biegt sie sich so weit durch, dass die Pfeiler aufsitzen. Dabei sind an diesem Vormittag noch nicht einmal die mit einem Dieselmotor beladenen 350-Tonner der MAN unterwegs, die regelmäßig über die Bürgermeister-Ackermann-Straße die Stadt verlassen.

    Die Notpfeiler-Konstruktion wurde vor vier Jahren errichtet, um den Verkehr auf allen vier Spuren ohne Tonnagebeschränkungen aufrechterhalten zu können. Doch sie ist nur ein Provisorium. Ein Gutachten aus dem Jahr 2010 sagt eindeutig, dass die Brücke abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden muss. Eine Sanierung sei nicht wirtschaftlich. Die Kosten sind immens: Inklusive Umfahrung kalkuliert die Stadt mit 18,5 Millionen Euro. Es fließen staatliche Zuschüsse, die laut Pusch nach ersten Schätzungen gut die Hälfte der Gesamtsumme betragen könnten. In das Projekt einbezogen wird auch die anschließende zweite Brücke über die Hessenbachstraße und die Localbahn. Dadurch erstreckt sich der

    Losgehen soll er Anfang 2016 mit dem Bau einer Umfahrung. Sie bekommt vier Fahrspuren sowie kombinierte Fuß- und Radwege, damit alle bisherigen Verkehrsbeziehungen weiter bestehen können. Voraussichtlich im Frühjahr werden die marode Ackermann- sowie die Hessenbach-Brücke abgerissen und anschließend neu errichtet. Das Tiefbauamt rechnet mit rund zweieinhalb Jahren Bauzeit.

    Die Anlieger erfahren in den nächsten Monaten Details. „Wir planen Informationsveranstaltungen“, kündigt Karoline Pusch an. Wer sich schon heute ein Bild von dem Neubau machen will, dem empfiehlt Projektleiter Krause einen Spaziergang zur nahe gelegenen, vor wenigen Jahren neu erstellten Luitpoldbrücke. „So ähnlich wird er aussehen.“

    Zwischen den beiden Brücken soll es einen Aussichtspunkt geben. Anstelle der Treppen, die bislang den Zugang zum Wertach-Damm ermöglichen, werden auf beiden Seiten Rampen installiert. Dies erfolgt in Absprache mit dem Behindertenbeirat der Stadt. Darüber hinaus soll die Wertach-Böschung neu gestaltet werden. „Wir möchten damit die Aufenthaltsqualität erhöhen“, sagt Krause. Und auch die Fußgänger- und Radfahrer oben auf der neuen Brücke dürfen sich über etwas breitere Wege freuen.

    Groß ist die Erleichterung zudem bei MAN Diesel & Turbo: Die Umfahrung ist so konstruiert, dass sie die Schwertransporte aushält. Der Neubau ist dann wieder für die 350-Tonner gewappnet. Rund zwei Mal wöchentlich fahren diese Laster über die Bgm.-Ackermann-Straße. Nach Angaben eines Firmensprechers ist die Brücke für das Unternehmen äußerst wichtig, denn eine Alternativroute gibt es nicht.

    Übrigens: Die Stadt kam ihrer Zusage, Graffiti-Sprayern Flächen zum legalen Sprühen bereitzustellen, unten an der Ackermann-Brücke nach. Auf den einst grauen Wänden verewigten sich die Akteure in den vergangenen Wochen mit den unterschiedlichsten Tags und Motiven. Nur schade, dass die bunten Kunstwerke mit dem Brückenabriss verschwinden.

    Vorschau Nächste Woche begeben wir uns an den Hochablass, der nicht nur eine viel frequentierte Brücke bietet.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden