Wenn es in Kriegshaber um die Probleme des Stadtteils geht, dann taucht ein Thema immer auf: die schlechte Nahversorgung. Alle Hoffnungen ruhen auf dem geplanten Nahversorgungszentrum am nördlichen Ende des Reese-Areals. Wohl keine andere Frage musste der Chef der städtischen Wohnbaugruppe (WBG), Mark Dominik Hoppe, in den vergangenen Jahren gegenüber Kriegshaberern so oft beantworten wie die nach dem Baubeginn des Supermarktes.
Entsprechende Planungen gibt es bereits seit dem Jahr 2010. Ein Projektentwickler hatte sich des Vorhabens angenommen. Doch nachdem einer der Investoren Konkurs anmeldete, suchte die Stadt einen neuen Investor. Es wurde die WBG. Baubeginn für den Vollsortimenter wird nach derzeitigem Stand wohl frühestens im Mai 2018 sein. Die Fertigstellung ist dann für das zweite Quartal 2020 geplant. Inzwischen ist laut Hoppe bereits klar, dass die Handelskette Rewe den Supermarkt betreiben wird.
Doch nicht nur Kriegshaber hat das Problem. "Eine ungenügende Nahversorgung besteht aus unserer Sicht auch in besonders starkem Maß in Hochzoll, der Hammerschmiede und der Firnhaberau", sagt Baureferent Gerd Merkle. Über viele Jahre lang verschwanden die Drogeriemärkte, Metzger und Supermärkte aus der Innenstadt und aus mehreren Stadtteilen - zum Leidwesen der Anwohner. Die Nahversorgung wurde dadurch immer schlechter. Seit etwa drei Jahren aber ist ein Umdenken bei den Lebensmittelkonzernen festzustellen: Sie eröffnen wieder Filialen in Wohngebieten und zentralen Lagen. Davon profitiert seit Kurzem unter anderem das Textilviertel, wo kürzlich auf dem AKS-Gelände ein Aldi und ein Rewe eröffneten. In Oberhausen entstanden gleich drei Nahversorgungszentren entlang der Donauwörther Straße.
Wo es Versorgungslücken gibt
Worüber sich die Menschen im Textilviertel und Oberhausen bereits freuen, darauf wird andernorts hingefiebert. Seit Längerem warten beispielsweise die Menschen im Bärenkeller darauf, dass der angekündigte Edeka im Zaunkönigweg realisiert wird. Der Bauträger beklagte die Bürokratie bei der Stadtverwaltung. "Ich habe den Eindruck, dass man der Stadt nichts recht machen kann", sagte er Ende April gegenüber unserer Redaktion.
Im Domviertel ziehen sich Verhandlungen mit Wohnungseigentümern in einem Gebäude in der Frauentorstraße. Entstehen soll dort ein Markt, wie er bereits am Rathausplatz existiert. Ein Supermarkt also, der ohne Parkplätze auskommt und mit weniger Verkaufsfläche als klassische Supermärkte.
Die Verhandlungen ziehen sich
Aus Sicht der Stadtverwaltung hat sich die Lage in den vergangenen drei Jahren aber deutlich verbessert. Insbesondere in den Neubaugebieten wie Sheridan (Pfersee) oder dem Textilviertel sei inzwischen eine Grundversorgung sichergestellt. Das liege auch an der Steuerung durch die Stadt, betont Baureferent Gerd Merkle. "Die Stadt hat beschlossen, Handel an dezentralen Standorten nur noch eingeschränkt zuzulassen. Wir wollen, dass sich die Discounter und Vollsortimenter in den ausgewiesenen Nahversorgungszentren ansiedeln und nicht auf der grünen Wiese." Ein Problem war in der Vergangenheit oft, dass innerstädtische Immobilien aus Sicht der Unternehmen nicht mehr ausreichend Verkaufsfläche boten, die Filialen deswegen geschlossen wurden und die Unternehmen in die Gewerbegebiete umzogen. Vollsortimenter fordern oft eine Fläche von etwa 1200 bis 1600 Quadratmetern, was in dicht bebauten Gebieten ein Problem darstellt.
Merkle nennt noch einen Aspekt, warum die Discounter wieder vermehrt innerstädtisch präsent sind: "Bei der Standortwahl spielen wieder andere Frequenzbringer wie eine Post, Ärzte, Banken oder andere Dienstleistungen eine Rolle". In Lechhausen und Pfersee gibt es beispielsweise funktionierende Stadtteilzentren mit Supermärkten. In Hochzoll Süd ist immerhin ein Supermarkt geplant, der nach der Sanierung des Zwölf-Apostel-Platzes entstehen soll.