Die Augsburger setzen bei der Wahl des Verkehrsmittels inzwischen häufiger aufs Fahrrad. Der Wege-Anteil liegt laut der deutschlandweiten Studie „Mobilität in Städten“ der TU Dresden in Augsburg bei 19,4 Prozent. Zum Vergleich: Vier Jahre vorher legten die Augsburg 17 Prozent aller innerstädtischen Wege mit dem Fahrrad zurück.
Trotz dieser Steigerung steht nun aber fest, dass die Stadt bei ihrem Ziel, bis zum Jahr 2020 25 Prozent des Binnenverkehrs übers Fahrrad abgewickelt zu bekommen, gescheitert ist. „Unser selbst gesetztes Ziel von 25 Prozent wurde bewusst sehr hoch gesetzt“, sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU) in einer ersten Reaktion. Bei den kurzen Strecken könne man durchaus zufrieden sein, bei längeren Strecken gebe es aber noch Luft nach oben.
Der Radwegebau kommt in Augsburg nur langsam voran
Dass das Ziel nicht einhaltbar war, hatte sich schon vor einigen Jahren abgezeichnet, als die Stadt das Projekt „Fahrradstadt 2020“ zum Dauerthema erklärte. Weil konzeptionelle Vorarbeiten länger gedauert hatten, kam der Radwegebau nur langsam voran. Merkle sagt, dass in den vergangenen zehn Jahren mehr als zehn Millionen Euro in den Ausbau der Rad-Infrastruktur geflossen seien. Dies müsse fortgesetzt werden. Parallel sei es aber auch nötig, Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung für das Fahrrad zu leisten. Von den mitregierenden Grünen wurde in den vergangenen Jahren kritisiert, dass ihnen die Bemühungen von CSU und SPD beim Radverkehrsausbau zu langsam gehen.
Die Ergebnisse der Studie, für die 3600 zufällig ausgewählte Augsburger während des Jahres 2018 befragt worden waren, wurden an die teilnehmenden Kommunen weitergeleitet. Die Stadt Augsburg gab auf Anfrage die Eckpunkte bekannt. Eine zentrale Botschaft: Das Fahrrad hat gewonnen, in allen anderen Verkehrsgattungen gab es anteilig Rückgänge. Hier einige Detailergebnisse:
Auto: Das Auto ist nach wie vor das wichtigste Verkehrsmittel. 33,7 Prozent aller Wege innerhalb der Stadt werden damit zurückgelegt. Das ist eine Reduktion um 0,8 Prozentpunkte. Je weiter der Weg ist, desto stärker punktet das Auto. Innerhalb der Stadt nimmt die Wichtigkeit des Autos bei den Wegen zur Arbeit ab – dafür steigt die Nutzung des Autos für Erledigungen wie Einkäufe, was womöglich mit der Lage von Geschäften (Discounter mit Parkplatz) zu tun hat.
Es gibt mehr Haushalte mit zwei Autos
Beim Autobestand ist von der Verkehrswende nicht viel zu spüren: Der Anteil der Haushalte ohne Pkw ist gleich geblieben, der Anteil der Haushalte mit zwei Autos leicht gestiegen. Weil nicht mehr alle Autos in Garagen Platz haben, steigt der Anteil der auf den Straßen geparkten Pkw von 21 auf 24 Prozent. Die Folge: Parkplatznot.
Fahrrad: Bei den Wegstrecken zwischen einem und drei Kilometern, die relativ mühelos zu bewältigen sind, gab es Zuwächse fürs Rad. Der Anteil stieg laut Studie um vier Prozentpunkte auf 28 Prozent zulasten des Autos. Bei längeren Wegstrecken (fünf bis zehn Kilometer) lag der Radanteil in der Befragung aus 2018 bei 13 Prozent. Inzwischen dürfte er höher sein, sagt Merkle. Diese Strecken seien für E-Bikes interessant, deren Zahl in den vergangenen Jahren gewachsen sei. Und es gibt einen zweiten Punkt, den die Verkehrsplaner hervorheben. Bei den Wegen zur Arbeit stieg der Radanteil um vier Prozentpunkte auf 21 Prozent, der Autoanteil sank von 50 auf 47 Prozent. „Der Arbeitsweg ist besonders interessant: Es handelt sich um viele regelmäßige Fahrten, die zu den kritischen Stoßzeiten stattfinden“, sagt Tiefbauamtsleiter Gunther Höhnberg.
Bus und Tram: Gesunken ist der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs am Mobilitätsmix. Er ging von 16,9 auf 15,5 Prozent zurück – und das im ersten Geltungsjahr der Tarifreform. Bei den Stadtwerken verweist man darauf, dass man trotz des anteiligen Rückgangs mehr Fahrgäste habe. 2019 waren es um die 64 Millionen. Auch von 2015 (vorvergangene Befragung) auf 2018 (letzte Befragung) gab es eine deutliche Steigerung. Ein Aspekt bei dem Ergebnis, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg, könne der sehr lange und warme Sommer in 2018 gewesen sein, der die Fahrgastzahlen speziell im Frühjahr und Herbst messbar sinken ließ. Die Zuwächse bei Radlern gingen demnach teils zulasten des Nahverkehrs. Bei den Stadtwerken will man die Studienergebnisse noch einmal betrachten. Der Rückgang des ÖPNV-Anteils bei Schulwegen passe nicht zum 2018 eingeführten freiwilligen Zuschuss der Stadt für Schülerkarten, so Fergg.
Fußgänger: Ihr Anteil am Verkehr ist weitgehend gleich geblieben. Er sank um 0,3 Prozentpunkte auf 31,3 Prozent. Wenig überraschend ist, dass Fußgänger vor allem auf Strecken unter einem Kilometer Länge punkten (mit 71 Prozent sind sie dominierend).
Gesamtverkehrsmenge: Jeder Augsburger legt im Durchschnitt 3,5 Wege pro Tag zurück. Dieser Wert ist gleich geblieben, allerdings ist die durchschnittliche Strecke um mehr als einen Kilometer auf 7,8 Kilometer gestiegen. Das bedeutet: mehr Verkehr, zumal auch die Einwohnerzahl gestiegen ist. Speziell das Auto ist bei längeren Wegstrecken das Mittel der Wahl. Der Anteil der Wege, die von Augsburg nach außerhalb der Stadtgrenzen führen, ist um fünf Prozentpunkte auf 22 Prozent gestiegen. „Die Verflechtungen ins Umland nehmen also zu“, sagt Höhnberg. Nicht abgebildet in der Studie sind Einwohner der beiden Landkreise, die nach Augsburg pendeln. Eine Befragung der ganzen Region sei bisher nicht zustande gekommen.
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