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Augsburg: Die Stadt Augsburg pflanzt mehr neue Bäume, als sie fällt

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Die Stadt Augsburg pflanzt mehr neue Bäume, als sie fällt

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    In der Innenstadt ist es besonders schwer, Baumstandorte zu finden, weil dort wenig Platz ist. Am Jakobsplatz wurde 2019 ein Plätzchen gefunden.
    In der Innenstadt ist es besonders schwer, Baumstandorte zu finden, weil dort wenig Platz ist. Am Jakobsplatz wurde 2019 ein Plätzchen gefunden. Foto: Michael Hochgemuth

    Augsburg gilt als grüne Großstadt. Aber wie viele Bäume hat die Stadt eigentlich? Und werden es mehr oder weniger? Selbst Fachleute im Amt für Grünordnung wussten es viele Jahre nicht genau, sie konnten es nur schätzen. Nun baut die Stadt Augsburg ein elektronisches Baumkataster auf. Damit sollen Fachleute einen exakten Überblick bekommen, wie es um Bäume an Straßen und in Grünanlagen bestellt ist. Offenbar gibt es eine Trendwende.

    Baumfällungen sind ein emotionales Thema, das viele Augsburger beschäftigt.
    Baumfällungen sind ein emotionales Thema, das viele Augsburger beschäftigt. Foto: Peter Fastl

    Was Fällungen und Neupflanzungen betrifft, fällt die Bilanz fürs vergangene Jahr positiv aus, das teilt Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) mit. 2017 hat in Augsburg eine große Zählung der Bäume begonnen. Ähnlich wie in anderen Kommunen wird ein elektronisches Baumkataster aufgebaut, in dem das Stadtgrün exakt verzeichnet wird. Der Aufwand ist groß, aber auch der Nutzen. Mittlerweile sind in Augsburg 41.894 Bäume registriert. Das sind gut die Hälfte der geschätzten 70.000 bis 80.000 Stadtbäume.

    Unterm Strich gab es einen Verlust an Grün in Augsburg

    Für Diskussionen sorgte bei Stadträten und Bürgern immer wieder, dass in Augsburg jahrelang mehr Bäume gefällt als gepflanzt wurden. Unterm Strich gab es damit einen Verlust von Stadtgrün. Das scheint sich zu ändern. Laut Baumkataster mussten im vergangenen Jahr 329 Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden, weil sie Schäden oder Baumkrankheiten hatten. Den Fällungen stehen 555 neu gepflanzte Bäume gegenüber. Allein im Fachbereich Grünflächenpflege wurden im vergangenen Jahr 425 Bäume gepflanzt – davon 279 im Straßenbegleitgrün, 105 in Grünanlagen sowie 41 in Biotopen und auf Ausgleichsflächen. Hinzu kommen 31 Baumpflanzungen auf Friedhöfen und sechs im Botanischen Garten.

    Durch den Fachbereich Grünplanung wurden weitere 93 Bäume gepflanzt. Mit dem elektronischen Baumkataster konnte auch ermittelt werden, wie viele Bäume gegossen werden müssen. Es sind mehr als 900 Bäume, die zwischenzeitlich von Mitarbeitern des Amtes für Grünordnung bewässert werden. Es sind vor allem junge Bäume bis zu drei Jahren, die sich erst entwickeln müssen. Aber auch der Klimawandel macht sich in Augsburg zunehmend bemerkbar.

    Wegen der immer häufiger auftretenden Dürreperioden werden auch ältere Bäume gegossen. Eine Spur der Verwüstung hat im öffentlichen Grün in diesem Jahr Orkan Sabine hinterlassen. Nach der neuesten Bilanz wurden 150 Bäume so stark beschädigt, dass sie ganz oder teilweise umgestürzt oder abgebrochen sind. Besonders betroffen waren die städtischen Friedhöfe mit 64 Bäumen, außerdem die Grünanlage am Kuhsee mit elf Bäumen. In den übrigen städtischen Anlagen wurden 45 umgestürzte oder abgebrochene Bäume festgestellt.

    Bei der Baumzählung für das Kataster sind Mitarbeiter mit mobilen Tablet-Computern unterwegs. Ein Blick in den Computer zeigt, wie übersichtlich das neue Verzeichnis ist: Dort sieht man die Augsburger Stadtbäume in Luftaufnahme mit dem genauen Standort und der zugehörigen Nummer. Kontrollen und aktueller Pflegezustand werden vermerkt. Auch die Maßnahmen in früheren Jahren kann man ablesen. „So sieht man den Trend, wie sich der Baum entwickelt, und kann sichere Entscheidungen treffen“, sagen die Mitarbeiter. Das System sei durch die Dokumentation rechtssicher, wenn es juristische Auseinandersetzungen bei Schadensfällen mit Bäumen gibt. Es soll auch helfen, Pflegepläne für besonders wertvolle Altbäume zu erstellen.

    Wenn Bäume gefällt werden, gibt es Proteste in Augsburg

    Immer wieder kommt Kritik von Bürgern, wenn größere Bäume gefällt werden. AZ-Leser Wolfgang Hauk schreibt, die Stadt beschwichtige dann mit Ersatzpflanzungen. Dies seien dann aber oft sehr kleine Bäumchen, etwa an der Ulmer Straße. Dort seien es „Baum-Bonsais“, die kaum etwas zu einem besseren Stadtklima beitragen könnten. ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger sieht jedoch eine Trendwende zum Positiven. „Seit dem vergangenen Jahr werden deutlich mehr Bäume gepflanzt“, sagt er. Es gebe auch mehr Geld und Stellen für die Baumpflege. Dennoch gebe es noch ein Defizit in der Baumbilanz aus den zurückliegenden Jahren.

    Beim Blick nach vorne findet es Pettinger gut, dass die Stadt einen Gutachter beauftragt hat, der nach neuen Baumstandorten in der nördlichen Innenstadt suchen soll. Insbesondere im Zentrum verschwinden immer mehr Bäume, die Bauprojekten weichen müssen. Neupflanzungen sind wegen versiegelter Flächen und einer Vielzahl von Leitungen im Erdreich besonders schwierig.

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