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Augsburg: Die Schließung des Theaters stellt keiner mehr infrage

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Die Schließung des Theaters stellt keiner mehr infrage

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    Feuerwehrchef Frank Habermaier (links) und zwei Kollegen prüfen mit einer Nebelmaschine, ob Rauch vom Garderobenbereich in den Zuschauerraum eindringen kann. Die Antwort: Ja.
    Feuerwehrchef Frank Habermaier (links) und zwei Kollegen prüfen mit einer Nebelmaschine, ob Rauch vom Garderobenbereich in den Zuschauerraum eindringen kann. Die Antwort: Ja. Foto: Ruth Plössel

    Wie der Theaterbetrieb ab September aussehen wird, steht in den Sternen: Mit dem Wegfall des Großen Hauses als Spielstätte steht die Intendanz vor großen Herausforderungen. Für die ersten drei Premieren – „Der Nussknacker“ im Ballett, „Der Jüngste Tag“ im Schauspiel und „Tosca“ im Musiktheater – werden händeringend Aufführungsorte gesucht. Zur Debatte stehen unter anderem Industriehallen.

    Doch bis diese Ausweichstätten theatertauglich sind, wird Zeit vergehen. Und die Stadt wird Geld investieren müssen, um sie zu ertüchtigen und zu mieten. Auch der momentan stark erhöhte Einsatz der Feuerwehr bei Aufführungen im Großen Haus kostet Geld. Die Sanierung des Dreispartenhauses wird damit teurer kommen als geplant. Wie hoch die zusätzlichen Investitionen sein werden, kann bislang noch niemand beziffern.

    Der Probenbetrieb im Großen Haus soll laut Oberbürgermeister Kurt Gribl auch nach dem 19. Juni weitergehen. Von der Schließung betroffen seien lediglich Aufführungen mit Zuschauern. Auch auf der Brechtbühne und im Hofmannkeller läuft zunächst alles wie in den Spielplänen angekündigt – es sei denn, die laufenden Brandschutz-Untersuchungen ergeben neue Hiobsbotschaften.

    Der tatsächliche Umbau des Großen Hauses wird trotz der früheren Schließung nicht vorgezogen. Er beginnt wie geplant im Sommer nächsten Jahres. Die Planungen sind laut Gribl noch nicht so weit, dass ein früherer Start möglich wäre. Ganz abgesehen davon, dass der Stadtrat erst einmal entscheiden muss, ob und wie das Theater instand gesetzt werden soll. Dies wird wohl im September so weit sein. Die Stadt geht davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt auch klar ist, ob es einen Bürgerentscheid geben wird.

    Was könnte im Fall eines Brandes geschehen?

    Im Stadtrat war die vorzeitige Schließung des Großen Hauses gestern noch einmal ein Thema. Infrage gestellt wurde sie allerdings von niemandem – auch nicht von der Opposition. Feuerwehr-Chef Frank Habermaier hatte während der Sitzung eindringlich geschildert, was im Fall eines Brandes geschehen könnte. Er wolle keinen Tag länger die Verantwortung übernehmen. Feuerwehrchef spricht Klartext zum Theater-Brandschutz

    Warum der Betrieb dennoch bis 19. Juni aufrechterhalten wird, begründete Kulturreferent Thomas Weitzel unter anderem mit den Finanzen: Eine ausverkaufte Inszenierung im Musiktheater – aktuell hatte der „Liebestrank“ Premiere – bringe dem Theater 20 000 bis 25 000 Euro an Einnahmen. „Die Kosten, die der Einsatz zusätzlicher Feuerwehrleute verursacht, sind dagegen verschwindend gering.“

    Wie das Theater nach einer Sanierung inhaltlich aussehen könnte, skizzierten die Moderatoren des Bürgerbeteiligungsprozesses gestern mit einer Abschlusspräsentation im Stadtrat. Rund 20 000 Interessierte hatten sich an den Workshops und der Online-Befragung beteiligt. Größere Überraschungen gab es während der mehrmonatigen Diskussionsphase nicht – bis auf zwei Ausnahmen: Die hohen Kosten für das Projekt – angesetzt sind 189 Millionen Euro – wurden im Beteiligungsprozess von niemandem infrage gestellt. Dies, obwohl gerade diese Summe letztlich zum Bürgerbegehren gegen die Sanierungspläne führte.

    Grundlegende Forderungen der Teilnehmer waren eine Öffnung des Theaters für andere kulturelle Darbietungen wie Ausstellungen sowie eine stärkere Präsenz in den Stadtteilen. Enttäuscht waren die Moderatoren auch, dass die Sanierungskritiker das Gesprächsangebot kaum angenommen hatten: Es hätte zwar vereinzelte Wortbeiträge gegeben, aber nur wenig konstruktive und weiterführende Diskussionen.

    Am 12. Juli wird das Theater wieder Thema im Stadtrat sein. Dann gibt es eine Sondersitzung, in der die Anregungen aus der Bürgerbeteiligung sowie die Anträge der Parteien und Gruppierungen abgearbeitet werden. Oberbürgermeister Kurt Gribl geht davon aus, dass in dieser Sitzung auch Beschlüsse gefasst werden, die festlegen, was die Stadt haben möchte und was nicht. Themen sind dann zum Beispiel der Erhalt des Hofmannkellers, der Bau eines alleinstehenden Orchester-Probensaals, der von Bürgern geforderte Zugang zum Theaterbalkon und vieles mehr.

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