Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Die Feuerwehr muss fast jede Woche E-Scooter aus Augsburgs Kanälen bergen

Augsburg

Die Feuerwehr muss fast jede Woche E-Scooter aus Augsburgs Kanälen bergen

    • |
    Die Berufsfeuerwehr musste im April allein zwölf E-Scooter aus den Augsburger Kanälen bergen. Kleinere Bergungsaktionen fallen derzeit fast jede Woche an.
    Die Berufsfeuerwehr musste im April allein zwölf E-Scooter aus den Augsburger Kanälen bergen. Kleinere Bergungsaktionen fallen derzeit fast jede Woche an. Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg (Archiv)

    Anmelden, aufsteigen und los geht's: Mit dem E-Scooter durch Augsburg zu cruisen, hat besonders im Sommer seinen Reiz. Lässig um Hindernisse herumfahren, keine nervige Parkplatzsuche und immer wieder leichte Brise statt sengender Hitze wie in Bussen und Bahnen. Das alles fast ohne körperliche Anstrengung und vergleichsweise umweltfreundlich. Es könnte so schön sein, doch das Märchen der Mikromobilität hat auch seine Schattenseiten: Alkoholfahrten, achtlos abgestellte Roller auf Fußwegen - und immer wieder E-Scooter in Augsburgs Kanälen. Stadt und Polizei tun sich bei der Strafverfolgung meist schwer - und das, obwohl Anbieter sich kooperativ geben.

    Im Sommer häufen sich Alkoholfahrten und Falschparken mit E-Scootern in Augsburg

    Wie viele E-Scooter derzeit in Augsburg unterwegs sind, lässt sich kaum beziffern. Der Stadt liegen darüber keine Informationen vor, Zahlen geben die Anbieter Voi und Lime auf Anfrage unserer Redaktion nicht heraus. Zeitweise hatte es sogar vier Verleihdienste in Augsburg gegeben, doch Dott und Tier haben ihren Betrieb wieder eingestellt. Während der Corona-Lockdown-Phasen war es ruhiger geworden. Ein Mangel an kleinen Elektrorollern ist aber nicht auszumachen. Denn auf den Straßen der Stadt sind sie in diesem Sommer allgegenwärtig.

    Nicht immer sind E-Scooter in Augsburg gut abgestellt und können deshalb zu Stolperfallen werden. Beispielsweise für Brigitte Walch, die sehbehindert ist.
    Nicht immer sind E-Scooter in Augsburg gut abgestellt und können deshalb zu Stolperfallen werden. Beispielsweise für Brigitte Walch, die sehbehindert ist. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Achtlos abgestellt blockieren E-Scooter jetzt wieder häufiger Plätze und Wege in Augsburg. Gerade rund um den Rathausplatz werden sie zum Hindernis und verärgern Passanten und Anwohner. Für unsachgemäßes Parken kann ein Bußgeld von 20 Euro verhängt werden. Wer den geliehenen E-Scooter so schlecht geparkt hat, sei jedoch meist gar nicht nachzuvollziehen, sagt Stefan Faller, Polizeisprecher des Präsidiums Schwaben Nord. Anders verhält es sich, wenn Nutzer im Rausch in eine Polizeikontrolle fahren. Wie am Steuer eines Autos gilt auf dem Elektroflitzer eine 0,5-Promille-Grenze. 42 Mal wurden E-Scooter-Fahrer in der Region Augsburg allein in diesem Juni betrunken gestoppt - so viele wie zuletzt im Oktober.

    Feuerwehr Augsburg sieht Verleiher bei E-Scootern in Kanälen in der Pflicht

    Den größten Ärger mit E-Scootern hat in Augsburg aber wohl die Berufsfeuerwehr. "Fast jede Woche fahren wir raus, um einen oder mehrere Elektroroller aus den Kanälen zu ziehen", sagt Sprecher Friedhelm Bechtel. Häufig gelinge das mit einem Haken, doch immer wieder müssen auch die vier Taucher ausrücken. Bei einer größeren Aktion im Frühjahr holten sie an einem Tag zwölf E-Scooter aus dem Wasser. Bleiben die Geräte zu lange in den Kanälen, bestehe die Gefahr, dass sie rosten und sich die Akkus auflösen und das Wasser vergiften, so Bechtel.

    Friedhelm Bechtel ist gebürtiger Augsburger und seit 29 Jahren bei der Feuerwehr Augsburg im Einsatz.
    Friedhelm Bechtel ist gebürtiger Augsburger und seit 29 Jahren bei der Feuerwehr Augsburg im Einsatz. Foto: Annette Zoepf (Archiv)

    Für die Kosten der Bergung komme in den meisten Fällen der Steuerzahler auf: "Natürlich versuchen wir jedes Mal, einen Bescheid zu erstellen. Aber es ist die Frage, wer das übernimmt." Die Verleiher in die Verantwortung zu nehmen, sei schwierig. Zwar bieten Voi und Lime offiziell an, beim Auffinden von E-Scootern zu helfen, sollten diese in Gewässer geraten. Doch Bechtel ist skeptisch: "Ich meine, dass die Ortung im Wasser nicht funktioniert. So oft melden sich die Verleiher nämlich nicht. Meist sind es Passanten oder die Polizei, die uns das melden."

    Neue E-Scooter von Voi werden schwerer - hilft das gegen Vandalismus?

    Dabei stellt sich für den Feuerwehr-Sprecher aber auch die Frage, ob es für Anbieter überhaupt rentabel sei, aktiv nach E-Scootern zu suchen: "Auf zehn oder 20 verlorene Roller kommt es denen doch nicht an. Denn wenn sie uns einen Fall melden, müssten sie ja den Einsatz zahlen." Dabei lägen der Einsatzwert und die Kosten für die Strafverfolgung wohl deutlich über den Kosten für die Neuanschaffung von E-Scootern.

    Ganz von der Hand zu weisen scheint der Vorwurf nicht, Anbieter Voi gelobt aber Besserung. Sprecher Caspar Spinnen sagt: "Zunächst hatten wir sehr einfache E-Scooter, die nur etwa ein Jahr gehalten haben. Jetzt haben wir langlebigere und teurere Geräte, bei denen wir sehr wohl sicherstellen wollen, dass gut mit ihnen umgegangen wird." Er geht davon aus, dass die neuen Roller bis zu fünf Jahre genutzt werden könnten. Ein weiterer Vorteil: "Sie sind schwerer und wiegen zwischen 25 und 30 Kilo. Die wirft man nicht so einfach in ein Gebüsch oder Gewässer."

    Feuerwehr-Sprecher Bechtel steht dem noch abwartend gegenüber: "Ich denke nicht, dass das jemanden von Vandalismus abhält. Es sind ja keine Kinder, sondern ausgewachsene Leute, die das machen." Für ihn und seine Kollegen ändere sich eher wenig, glaubt er: "Bergen müssen wir die E-Scooter ja weiterhin, nur dass es etwas schwerer wird."

    Wenn Sie sich für Meldungen aus Augsburg interessieren, hören Sie doch auch mal in unseren neuen News-Podcast rein: Der "Nachrichtenwecker" begleitet Sie von Montag bis Freitag ab 5 Uhr morgens in den Tag.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden